Annika Schreier, Landwirtin aus Mörfelden-Walldorf

Annika Schreier hat sich gegen eine Karriere am Schreibtisch und für die Arbeit in der Landwirtschaft entschieden. Ohne ein landwirtschaftliches Umfeld ist das manchmal sehr herausfordernd. Und trotzdem bereut sie diesen Schritt nicht.

Annikas Schreiers Weg in die Landwirtschaft ist alles andere als typisch: In der Familie der 28-Jährigen gibt es keine bäuerliche Tradition und auch Mörfelden-Walldorf, wo ihr "Vier Hennen"-Garten steht, ist nicht als landwirtschaftliches Zentrum bekannt. Der Name ihres Betriebes gibt aber einen Hinweis darauf, wie für sie alles begann. Eines Tages habe sie plötzlich den Drang verspürt, sich Hennen anzuschaffen und im Garten zu halten. "Dieser Gedanke der Selbstversorgung, das hat mir total gefallen. Und dann hat sich die ganze Thematik Landwirtschaft einfach ausgeweitet."

Die Hennen sind zwischenzeitlich nicht mehr da, die Fläche war zu klein, um sie zu halten. "Die sind dann in die Gefriertruhe gewandert." Dafür bewirtet Annika heute eine Fläche, die etwas größer ist als ein halbes Fußballfeld. Damit versorgt sie etwa in diesem Jahr circa 100 Haushalte mit Obst und Gemüse. Unter anderem bekommen sie Zwiebeln, Kohl, Brokkoli, Mais, Rüben, Himbeeren und einiges mehr. Das läuft über ein Abo-Verfahren: "Das heißt, für 28 Wochen kommen die Haushalte oder die Familien dann einmal die Woche hierher und holen ihr Gemüse ab. Und die müssen sich halt für die gesamte Saison committen, also für die gesamte Saison abschließen."

Mit Leib und Seele dabei

Dabei verzichtet Annika fast komplett auf große Maschinen und produziert unbelastet. Das bedeutet, "dass ich weder künstliche Pflanzenschutz und Düngemittel einsetze, sondern das ist halt eben alles natürlichen Ursprungs." Sie nennt das "ehrlichen Landbau". Aber heißt das, dass andere Bauern unehrlich sind? "Um Gottes Willen, das will ich damit überhaupt nicht unterstellen. Aber ich bin ja auch sehr öffentlich so an dem Rad- und Wanderweg." Ehrlicher Landbau bedeutet für sie, dass sie nahbar ist und transparent. "Mir ist es einfach wichtig, authentisch zu sein und auch mal sagen zu können, was nicht läuft und was gut läuft."

Der Vier Hennen-Hof von Annika Schreier, Landwirtin aus Mörfelden-Walldorf

Denn Annika betreibt ihren Hof aus voller Überzeugung. Die brauche es auch. "Der Job ist 24/7, es ist kein Job, es ist ein Lebensstil und man muss leidenschaftlich passioniert sein." Dazu gehört für Annika auch regelmäßiges Krafttraining, um fit zu bleiben. Nur so könne sie ohne Beschwerden die harte Arbeit verrichten, die auf dem Hof anfällt. "Wenn ich vier, fünf Wochen nichts gemacht habe, weil es einfach zeitlich nicht hingehauen hat, das sehe ich ja dann." Besonders in Rücken und Knien.

Dankbarkeit und harte Arbeit

Eigentlich hat Annika Umweltmanagement studiert, tendenziell hätte es sie an einen Schreibtisch verschlagen. "Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe", wundert sie sich heute. Sie würde "nichts mehr gegen den Job draußen tauschen". Und das, obwohl ihre Arbeit hart ist, nicht immer alles glatt läuft und manche Herausforderungen, wie beispielsweise extreme Hitze und Trockenheit, für ihre Arbeit gleich existenzbedrohend sein können.

Für sie gleichen das aber die besondere Momente aus, die sie erlebt. Im Grunde sogar jeden Morgen: "Wenn alle Menschen noch schlafen, es ist 3:30 oder vier Uhr und die Vögel sind gerade am Zwitschern. Und ich bin quasi alleine und so ein kleiner kühler Wind geht durch den Garten." Besonders, wenn es am Abend vorher geregnet hat und alles voll im Saft stehe. "Da verspüre ich so eine Dankbarkeit".

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Das Interview führte Stefan Bücheler

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