Bettina Stark-Watzinger

In den ersten Monaten im Amt hatte es Bettina Stark-Watzinger schwer, mit ihren Themen öffentlich wahrgenommen zu werden. In dieser Woche hat sich das geändert. Das liegt auch daran, dass sich die Hessin in die Debatte um einen verpflichtenden Dienst für alle eingemischt hat.

Bettina Stark-Watzinger hat kein Problem damit, Autoritäten kritisch zu hinterfragen. Als der Bundespräsident die Debatte um eine „soziale Pflichtzeit“ wieder zum Leben erweckt, kommt ihre Replik noch am selben Tag. Im Interview mit hr-iNFO erinnert sie daran, was junge Leute in der Pandemie alles auf sich nehmen mussten: "Schulen wurden geschlossen, Hochschulen wurden geschlossen." Und das in einer Phase im Leben, wo sich viele fragten: "Was will ich eigentlich im Leben machen?" Neue Leute kennenlernen, all das habe nicht mehr stattgefunden. "Und ihnen jetzt zu sagen: 'Ihr müsst Euch aber solidarisch zeigen mit einer Pflichtzeit', das ist der falsche Weg."

Stark-Watzinger sagt das nicht nur aus einem Gefühl heraus. Die hessische FDP-Landesvorsitzende argumentiert auf Basis eines liberalen Wertegerüsts. "Es gehört zu unserem Menschenbild, dass wir durch Bildung ein selbstbestimmter Mensch werden. Der aber auch um seine Verantwortung weiß. Der seine Freiheit hat, aber auch weiß, dass man die Freiheit für etwas hat. Sich für etwas einzusetzen."

Geprägt von katholischer Mädchenschule 

Kritisch hinterfragen, selbstständig denken, eigenverantwortlich handeln: Werte, die für die 54-Jährige aus Bad Soden nicht nur in ihrer Bildungspolitik eine wichtige Rolle spielen. Sondern schon in ihrer Schulzeit an der St. Angela-Schule in Königstein im Taunus. Katholische Mädchenschule – kein ganz üblicher Start einer Bildungsbiografie. Können Mädchen Naturwissenschaften genauso gut wie Jungs? An ihrer Schule hätten sich solche Fragen nicht gestellt. "Es war eine sehr schöne Zeit, die wir dort erlebt haben", erinnert sich Stark-Watzinger.  

Offenbar nicht nur schön, sondern auch gutes Rüstzeug für eine Karriere in der FDP und im Wissenschafts-Management. Bis hin zur Bundesbildungsministerin hat sie es gebracht. Und schätzt die Möglichkeiten: "Wenn man politisch aktiv ist, dann will man natürlich gestalten. Man entwickelt Ideen und Konzepte." In der Opposition könne man die zwar auch einbringen. Allzu oft würden die dann aber nur in Ausschüsse verwiesen.   

Bei der Digitalisierung der Schulen Gas geben 

Doch mit den Gestaltungsmöglichkeiten kommt auch Verantwortung. Und die muss Bettina Stark-Watzinger auch für das übernehmen, was im deutschen Bildungswesen schlecht läuft. Wie die Digitalisierung an den Schulen. Einerseits brauche es selbstständige Schulen vor Ort. Die könnten am besten entscheiden, was ihre Schülerinnen und Schüler brauchen. Bei so großen Themen wie Digitalisierung müsse aber nicht jeder ein Konzept schreiben und eigene Apps entwickeln. Hier könne der Bund eine Aufgabe übernehmen. 

Die Bürokratie mache nicht gerade alles schneller. Umso wichtiger sei ein gutes Miteinander von Bund und Ländern. "Die Schulen können wir da nicht alleine lassen. Da müssen wir noch mal Gas geben." Für das Gas geben dürfte es wieder hilfreich sein, keine Angst zu haben. Alles und jeden kritisch zu hinterfragen.  

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