Kristina Hänel

Das sogenannte Werbeverbot für Abtreibungen ist bald Geschichte. Dafür hatte Kristina Hänel gekämpft. Sie wurde verfolgt, verleumdet und verklagt. Doch die Allgemeinmedizinerin macht weiter - auch jetzt noch. Denn es gibt noch viel zu tun, sagt sie.

Eigentlich war es nicht geplant, dass Kristina Hänel Abtreibungen durchführt. Als junge Ärztin und Mutter von zwei kleinen Kindern hatte sie einen passenden Beruf gesucht und Beratungen von ungewollt Schwangeren bei Pro Familia gemacht. Aber es fehlten immer häufiger Ärzte, die die Abtreibungen durchführten. Also sah sich Kristina Hänel in der Pflicht, den Schwangeren zu helfen.

Anfeindungen von Anfang an

Schon damals, erinnert sich Kristina Hänel, sei sie angefeindet worden, selbst wenn sie mit ihren Kindern unterwegs war. Und irgendwann kam die erste Mail mit Gewaltfantasien. "Das macht Angst und das soll auch Angst machen." Seit Jahrzehnten lebt die inzwischen 65-jährige Ärztin mit dieser Bedrohung. Und sie musste sich in mehreren Verfahren vor Gericht verantworten, weil sie auf ihrer Homepage über Schwangerschaftsabbrüche informiert hatte. Das verstößt gegen den Paragrafen 219a, das sogenannte Werbeverbot für Abbrüche, der noch aus dem Dritten Reich stammt.

Kristina Hänel entschied sich, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. Denn Abtreibungsgegner gehen systematisch mit Klagen gegen Praxen vor, in denen Abbrüche vorgenommen werden – auf der Grundlage von Paragraf 219a. Kristina Hänel kämpfte sich durch mehrere Instanzen und legte vor etwa einem Jahr Verfassungsbeschwerde ein. Inzwischen hat die Ampelkoalition angekündigt, den Werbeparagrafen zu kippen.

Der Kampf geht weiter

Wenn es so weit ist, will Kristina Hänel sich erst mal ausruhen. Denn die öffentlichen Auftritte, die Prozesse und die ständige Bedrohung haben sie viel Kraft gekostet. Und viele Probleme bleiben bestehen. Denn Abtreibungsgegner führen öffentliche Namenslisten von Ärzten, die Abbrüche vornehmen. Unter anderem der Weinheimer Klaus Günter Annen, der Schwangerschaftsabbrüche mit dem Holocaust vergleicht. Das Institut für Weltanschauungsrecht hat Klage wegen Beleidigung und Volksverhetzung erhoben. Am 15. Februar sagt Kristina Hänel im Prozess gegen Annen aus.

Und ein weiteres großes Problem beschäftigt Kristina Hänel: Dass es immer weniger Angebote gibt für Frauen, die ungewollt schwanger wurden und Hilfe brauchen. Ihre Gießener Praxis muss mittlerweile Wartelisten führen, so groß sei der Andrang. In manchen Gegenden wie in Osthessen würden ungewollt Schwangere gar keine Hilfe mehr finden. Und so lange das so ist, macht Kristina Hänel weiter.

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