Rechtsmedizinerin Sarah Kölzer im Sektionssaal des Rechtsmedizinisches Instutes der Frankfurter Uniklinik

Traumberuf Rechtsmedizinerin - Sarah Kölzer vom Frankfurter Institut für Rechtsmedizin war früh klar, dass das ihr Beruf wird. Im Interview erzählt sie, welche Herausforderungen ihre Arbeit mit sich bringt und was daran tatsächlich sogar Spaß macht.

Wenn man Jugendliche im Pubertätsalter fragt, was sie später gerne beruflich machen wollen, dürfte „Rechtsmedizinerin“ wohl eher selten auf der Liste auftauchen. Bei Sarah Kölzer war aber genau das der Fall: Aufgewachsen mit Eltern, die im medizinischen Bereich tätig waren, war sie schon früh an der Medizin interessiert. Krimis brachten sie dann auf die Rechtsmedizin. Nachdem sie auch Bücher zum Thema las, stellte sie schon damals fest: „Es ist genau das, was ich machen will.“

Nach drei Eigenschaften gefragt, die man für den Beruf mitbringen müsse, sagt Sarah Kölzer, es brauche Belastbarkeit und Ausdauer, weil Fälle eben nicht so schnell gelöst werden wie im Tatort, und - die nötige Prise Humor. „Gerade Humor ist bei uns sicherlich ein Aspekt, der bei der Bewältigung auch schwerer Fälle ein Stück weit hilfreich sein kann.“

Licht und Schatten

Auch wenn es im ersten Augenblick nicht danach klingt, ihr Beruf mache auch Spaß. In erster Linie liege das an der regelrechten Detektivarbeit, die mit ihrer Arbeit verbunden ist: Jedes Mal gelte es eine wechselnde Menge von Ermittlungsergebnissen und Aussagen von Beteiligten mit Befunden abzugleichen. „Kann das Ganze so passiert sein, wie diese oder jene Personen oder wie die Ermittlungen des vielleicht hergegeben haben? Ist das Ganze plausibel oder nachvollziehbar?“ Schritt für Schritt kommt sie dann, in Zusammenarbeit mit den Ermittlern, den wahrscheinlichen Geschehnissen näher. „Und das ist natürlich auch reizvoll und macht auch Spaß.“

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Und doch ist das, was sie Tag für Tag zu sehen bekommt, nicht einfach zu verdauen. Schließlich untersuchen Gerichtsmedizinerinnen und Gerichtsmediziner neben Verletzten eben auch Tote, darunter auch Säuglinge und Kinder. Erst im November 2021 sagte Sarah Kölzer in einem Prozess in Wiesbaden aus, in dem es um den Tod eines acht Wochen alten Babys ging. Es hatte Spuren schlimmster Misshandlungen am ganzen Körper und war schließlich zu Tode gekommen.

Wertschätzung und Dankbarkeit

Als Mutter zweier Kinder muss Sarah Kölzer auch in solchen Fällen Profi bleiben, „weil man niemandem einen Gefallen damit tut, wenn man eben mit einer großen Emotionalität an die Sache rangeht und dann eben auch Befunde möglicherweise über- oder auch fehlinterpretiert.“ Zum Beispiel, wenn sie prüft, ob scheinbare Verletzungen nicht doch durch eine Blutgerinnungsstörung oder die Glasknochenkrankheit herrühren. In diesen Momenten sei sie eben Rechtsmedizinerin. Aber natürlich würden gerade solche Fälle ihren Blick auf das Leben ändern, Wertschätzung und Dankbarkeit in ihr auslösen. „Dass man einfach weiß, wie wertvoll es ist, dass man eben gesunde Kinder hat, dass man Kinder hat, die sich gesund entwickeln.“

Und auch auf den Tod hat Sarah Kölzer eine besondere Sicht: „Er hat viele Seiten, der kurze Tod, der schnelle Tod, der langsame, qualvolle Tod also ist sicherlich nicht schön, aber er kann eben sehr mannigfaltig daherkommen.“ Darauf zu schauen, wie jemand zu Tode kam, sei elementarer Bestandteil ihrer Arbeit. Aber für sie „ganz persönlich bedeutet der Tod nicht das Ende des Lebens, weil ich Christin bin.“

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Das Interview führte Petra Boberg

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