Olga Petrova

Die Frankfurter Malerin und Filmemacherin Olga Petrova drehte im Frühling 2014 den "Roadmovie Ukraine": ein Dokument aus einer kurzen Zeit, in der die Menschen Hoffnung auf eine friedliche Zukunft hatten. Heute herrscht Krieg in Petrovas alter Heimat. Ihre Eltern sind gerade aus Kiew geflohen, jetzt sind sie bei ihr in Frankfurt. Ein Gespräch über den Krieg, Ängste und die Zukunft.

Olga Petrova spricht leise. Bei unserem Gespräch lässt sie ihren Mantel an, obwohl der Raum geheizt ist. Sie wünscht sich Kraft, um ihre kleine Welt in Ordnung zu halten: Da ist ihre Tochter und die Schule, da sind die Kurse, die sie in ihrer Malstube gibt, in der wir sitzen. Und jetzt sind da auch ihre Eltern. Geflohen aus Kiew. Olga hat sie an der ukrainisch-rumänischen Grenze abgeholt. Ein Wiedersehen an einem Ort, an dem Geflüchtete das erste Mal Luft holen, an dem rumänische Helferinnen Zelte aufgebaut haben und Kaffee verteilen. Es sind viele Menschen dort.

Als sie ihren Vater entdeckt, weint sie. "Das war tatsächlich rührend. Und dann kam er und es hat sich herausgestellt, dass er es nicht im Zelt ausgehalten hat und sagte: 'Ich gehe Olga suchen.'" Auf ihrem Handy zeigt mir Olga ein Bild, auf dem sie ihren Vater umarmt. Rechts steht ein kleiner Rollenkoffer.

Manchmal glücklich, manchmal verzweifelt

Inzwischen sind die Eltern in Frankfurt. Sie können in einem Apartment wohnen, das die Bekannte eines Lehrers ihrer Tochter zur Verfügung stellt. Einfach so. Die Hilfsbereitschaft, sagt Olga, ist groß. Und wie geht’s den Eltern jetzt? "Ich glaube, das kann man von außen nicht verstehen, das kann nicht mal ich verstehen. Aber sie fühlen sich wohl." Manchmal seien sie überglücklich, weil sie hier sind und alle so lieb seien. "Aber dann: Angst, Angst und Verzweiflung, glaube ich. Sie haben einfach so ganz banale Angst, vor Armut. Papa fragt: Wie lange können wir bleiben? Als die Vermieterin sagte: 'Vielleicht ein paar Monate' dachte ich: Monate? Ich dachte selbst nur an eine Woche. Wir wissen nicht ...".

Olga Petrova

Wir wissen nicht, wie lange der russische Angriff noch dauert, was dann noch übrig ist in Kiew, wir wissen nicht, wie lange die große Hilfsbereitschaft hier in Frankfurt anhält. Olgas Stimme wird wieder sehr leise. Sie schaut nicht allzu weit nach vorne gerade, konzentriert sich lieber auf den nächsten Tag.

"Der Ukrainer steht bis zum Ende"

Am Wochenende wird ihr „Roadmovie Ukraine“ wieder gezeigt, am Samstagabend im Hafen2 in Offenbach. Zusammen mit dem Offenbacher Künstler Lutz Jahnke ist Olga im Frühling 2014 durch die Ukraine gereist. Sie erlebten die Zeit nach der Maidan-Revolution. Eine kurze Zeit der Hoffnung. Der Film ist eine Hommage an die Menschen, denen er Raum gibt. Einer von ihnen ist Vladimir. "Der Ukrainer steht bis zum Ende", sagt er im Film. Fast schon prophetische Worte, gesprochen in einer Zeit, als Frühling war in der Ukraine.

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Wie geht es Olga, wenn sie heute auf diese Bilder schaut? Findet sie darin auch Hoffnung? "Ich kann hoffen, dass es irgendwie schneller geht. Vorbeigeht. Ich kann hoffen, dass es mit weniger Verlust passiert. Aber ich brauche keine Hoffnung, um zu wissen, dass die Ukraine … Also wir gewinnen sowieso. Wir bleiben Ukrainer auf jeden Fall. Das ist Tatsache, das ist so." Als sie das sagt, scheint etwas von der Kraft auf, die Olga sich wünscht und von der sie doch schon so viel hat.

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