Das Tempo der Corona-Schutzimpfungen ist in einigen Bundesländern höher als in anderen. Hessen etwa liegt derzeit nur im hinteren Mittelfeld. Über die Gründe gibt es aus vielen Ministerien jedoch keine klaren Antworten.
1.140.000 Menschen sind laut Robert-Koch-Institut in Deutschland inzwischen gegen Corona geimpft worden (Stand Montag, 18.1.). Das sind im Schnitt 1,3 Impfdosen, die pro 100 Einwohner verabreicht wurden. Wie schnell diese Dosen jedoch verimpft werden, da gibt es - je nach Bundesland - erhebliche Unterschiede.
Spitzenreiter ist ein Land im hohen Norden: In Mecklenburg-Vorpommern haben über zwei Prozent der Bevölkerung schon einen Pieks bekommen. An der Ostseeküste läuft es offenbar besonders rund. Die rote Laterne trägt dagegen ein Bundesland im tiefen Süden: In Baden-Württemberg sind bisher nur rund ein Prozent der Einwohner geimpft worden.
Keine klaren Antworten
Wieso wird im Ländle und Umgebung aber offenbar so gebummelt? Aus dem Stuttgarter Gesundheitsministerium heißt es dazu schriftlich: "Dass es nicht mehr Impfstoff gibt, liegt nicht an uns, sondern an der Pharma-Industrie,. Das Land hält 50 der Dosen zurück, um die zweite Impfung auch bei Lieferschwierigkeiten des Impfstoffherstellers garantieren zu können."
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Klingt plausibel, erklärt aber nicht, wieso andere Bundesländer, die die gleichen Probleme haben, trotzdem schneller sind. Liegt es in den langsameren Ländern vielleicht daran, dass es zu wenig mobile Impfteams gibt, an zu späten Vorbereitungen oder einfach daran, dass die Impfhotlines mancherorts angesichts der vielen Anrufe in die Knie gingen? Darauf gibt es in vielen Bundesländern keine klaren Antworten. Offenbar ein unangenehmes Thema für die Pressestellen der Ministerien.
Impfbereitschaft unterschiedlich hoch
Zumindest der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow (Linke), redet im Deutschlandfunk aber nicht um den heißen Brei herum. Thüringen ist in Sachen Impftempo derzeit Vorletzter. "Wir haben die große Hoffnung gehabt, dass die Impfung auch der Schutzbedürftigen und derjenigen, die an den Patienten arbeiten, die erste Risikostufe ist, mit der wir mindern können. Und ich erlebe jetzt, dass genau dieser Teil so nicht funktioniert", so Ramelow. Mit anderen Worten: Die Impfbereitschaft des Thüringer Pflegepersonals könnte besser sein.
Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern erklärt ihren Erfolg dagegen mit der generell hohen Impfbereitschaft unter den Einwohnern. Die setze sich nun auch bei den Corona-Impfungen fort.
Impfzentren könnten helfen
Und wo steht Hessen beim Impftempo? Hier gab es pro 100 Einwohner bisher 1,16 Impfungen. Das ist Platz 13 von 16 Bundesländern und liegt unter dem Bundesdurchschnitt. Es ist also auch in Hessen noch viel Luft nach oben. Die Eröffnung der großen regionalen Impfzentren könnte bei der Aufholjagd aber einiges helfen.
Kommentar: Impfterminvergabe - ein technisches und menschliches Debakel
Ende der weiteren InformationenSendung: hr-iNFO Aktuell, 19.1.2021, 6 bis 9 Uhr