Mehr als drei Jahrzehnte war sie aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Doch mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist die größte Angst aus der Zeit des Kalten Krieges wieder da: die Angst vor einem Atomkrieg.

Am 24. Februar begann Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine. Und am selben Tag begannen auch die Drohgebärden mit Atomwaffen, jedenfalls indirekt. "Wer auch immer versucht, uns aufzuhalten und unser Land und unser Volk zu bedrohen, sollte wissen, dass das Folgen haben wird. Folgen, wie Sie sie im Westen in ihrer Geschichte noch nie erlebt haben", sagte der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Fernsehansprache.

Die Drohung kommt an

Putin muss den Atomkrieg gar nicht explizit nennen. Die Drohung kommt im Westen auch so an. Die Gefahr eines Atomkrieges steht plötzlich wieder im Raum. Und einige Tage später folgen den Worten aus Moskau auch die ersten Schritte in diese Richtung. Putin befahl seinem Verteidigungsminister und dem Chef des Generalstabs "die Abschreckungskräfte der russischen Armee in Alarmbereitschaft zu versetzen".

Die "Abschreckungskräfte": Auch hinter diesem Begriff verbergen sich unter anderem nukleare Waffen. Aber was heißt Alarmbereitschaft? Das ist die zweite von vier Eskalationsstufen. Die vierte ist dann das tatsächliche Abfeuern der Waffen. Im Moment sind nur die Einheiten in der Kaserne und jederzeit bereit für ihren Einsatz. Scharf sind die Waffen aber noch nicht.

Nato gibt sich gelassen

Und auf der anderen Seite? Latent einsatzbereit sind die Atomwaffen der Nato immer, aber einen neuen Alarmstatus gab es auf Seite des Westens nicht. "Die Nato will keinen Krieg mit Russland, wir sind ein Verteidigungsbündnis", gab sich Nato-Chef Jens Stoltenberg betont gelassen.

Trotzdem hinterlassen die Drohungen Russlands Eindruck. Am 15. März etwa klang UN-Generalsekretär Antonio Guterres so: "Die Aussicht auf einen nuklearen Konflikt, einst undenkbar, ist jetzt wieder im Bereich des Möglichen."

Aus Russland klingt das konkreter. Die Gefahr eines Atomkrieges sei real, warnte der russische Außenminister Sergej Lawrow letzte Woche: "Nun sind die Risiken sehr groß. Ich möchte nicht, dass sie künstlich aufgebläht werden, es gibt viele, die das tun wollen. Die Gefahr ist ernst, real und darf nicht unterschätzt werden." Bleibt die Frage, welche der Seiten hier die Gefahr unterschätzt – und wer sie künstlich aufbläht.

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