Die neuen Bankräuber Geldautomaten werden immer häufiger gesprengt

Fast täglich werden in Deutschland Geldautomaten gesprengt. In Hessen ist die Zahl der Sprengungen in 2021 im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent gestiegen. Wie die Täter dabei vorgehen und was Polizei und Banken tun, um das Problem in den Griff zu bekommen – ein Überblick.
Die Geldautomaten in Teile zerfetzt, die Bankfilialen in Trümmern - so etwas ließ sich letztes Jahr in Hessen zum Beispiel in Schwarzenborn, Bebra und Erlensee beobachten. In Erlensee wurde Ende des letzten Jahres ein Geldautomat gesprengt. Mitten in der Nacht knallte es so heftig,
dass Einwohner davon aufwachten. "Dann sind wir auf den Balkon und haben es gesehen, da waren die beiden Typen noch da", sagt eine Frau. "Wir sind dann wieder rein, weil wir Angst hatten, die schießen vielleicht.“
Akribische Vorbereitung
Solche Szenen gibt es in Hessen immer häufiger, heißt es beim hiesigen Landeskriminalamt. Insgesamt haben Kriminelle im vergangenen Jahr 56 Geldautomaten gesprengt - fast doppelt so oft wie im Jahr zuvor. Häufig kamen die Täter mit dem Geld sogar davon. 2021 erbeuteten sie insgesamt rund 2,7 Millionen Euro, sagt Georg Ungefuk, Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt,
die in solchen Fällen ermittelt: "Wir erleben das aus unseren Ermittlungsverfahren, dass diese Taten sehr akribisch vorbereitet werden, von der Anfahrt bis zur Flucht - mit Anmietung von Unterschlüpfen, um gegebenenfalls untertauchen zu können für eine gewisse Zeit, mit Anmietung hochmotorisierter Fahrzeuge ...".
Viele der Kriminellen stammen aus den Niederlanden. Was sie ausgerechnet nach Hessen verschlägt, erklärt Andreas Röhrig, Präsident des hessischen Landeskriminalamts, so: "Andere Länder wie beispielsweise die Niederlande haben sehr früh schon ihre Automaten so gesichert, dass da eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit ist, dass sie zum Ziel kommen - und haben deshalb den Verdrängungseffekt nach Deutschland erzielt.“
Innenministerium will Banken in die Pflicht nehmen
Und das wird hier zunehmend zum Problem, denn die Verbrecher nutzen zum Sprengen nicht nur Gasgemisch, sondern immer öfter auch Sprengstoff, der noch weit gefährlicher ist, sagt Röhrig: "Die haben eine Bombe dabei, um diesen Automaten in die Luft zu sprengen." Dabei werden nicht nur die Bankfilialen in der Regel mitzerstört, auch Menschen können dadurch in Gefahr geraten. Bei Geldautomatensprengungen in Rüsselsheim und Langgöns kamen zuletzt zwei Obdachlose gerade noch mit dem Leben davon.
Zwar konnte die Polizei nach eigenen Angaben schon viele Täter festnehmen, aber das hessische Innenministerium will auch die Banken in die Pflicht nehmen. Sie sollen die Geldautomaten technisch aufrüsten. Die eine Lösung für alle gebe es nicht, heißt es dazu vom Verband der Deutschen Kreditwirtschaft. Da entscheide letztlich jedes Geldhaus für sich. Die Sparkasse Hanau etwa lässt die ersten Geräte bereits umbauen, berichtet Pressesprecher Stefan Schüßler: "Falls Kriminelle nun einen Geldautomaten sprengen, wird das Geld mit Sicherheitstinte und Sicherheits-DNA eingefärbt, damit werden die Geldscheine für die Täter wertlos."
Die Sparkasse Oberhessen wiederum riegelt die Bankfilialen mit Geldautomaten nachts gleich ganz ab, damit die Kriminellen erst gar nicht hineinkommen. Und beim Innenministerium hofft man, dass alle hessischen Geldhäuser solche Maßnahmen ergreifen, damit man das Problem endlich in den Griff bekommt.