Straße mit bunten Lichtern

Deutschland als Vorreiter bei der Einführung neuer Technologien? Bei selbstfahrenden Autos ist das so. Der Gesetzgeber ist hier weiter als in vielen anderen Ländern. Und 2022 könnten noch mehr Fahrzeuge mit autonomen Funktionen auf der Straße zu finden sein. Ein Überblick.

"Drive Pilot" nennt Mercedes sein neues System für hochautomatosiertes fahren. Maria Maria Bergmann aus der Entwicklungsabteilung führt es in einem Internetvideo vor: "Der Drive Pilot kann über die zusätzliche Tasten am Lenkrad aktiviert werden und ich kann als Fahrer meine Hände vom Lenkrad wegnehmen. Auf geeigneten Autobahnabschnitten und bei dichtem Verkehrsaufkommen wie zum Beispiel einem Stau, kann der Drive Pilot bis zu den gesetzlich vorgeschriebenen 60 Kilometern pro Stunde die Fahreraufgabe übernehmen."

Allerdings muss der Fahrer jederzeit das Steuer wieder übernehmen können. Wenn das System etwa an seine Grenzen stößt. Ab Anfang dieses Jahres ist die Technik bestellbar.

Grünes Licht für Level 3-Fahrzeuge

Sechs Stufen oder Level von null bis fünf - hin zum völlig selbstständig fahrenden Auto gibt es, erklärt Holger Marschner, Professor für Fahrzeugtechnik an der Frankfurt University of Applied Sciences. Der Drive Pilot von Mercedes ist das dabei bisher höchste Level, das man im Alltag antreffen könnte: "Das, was jetzt gerade kommt, ist Level 3. Das Kraftfahrtbundesamt hat dem ersten Hersteller grünes Licht gegeben, um Level 3-Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, die im Stau auf der Autobahn bis 60 Kilometern pro Stunde legal alleine fahren."

Grundsätzlich wurde die rechtliche Möglichkeit für den Einsatz von Level 3-Technik schon 2017 verabschiedet. Die genauen Zulassungsbedingungen ließen allerdings bis Anfang 2021 auf sich warten. Dabei steht die nächste Stufe Level 4 schon vor der Tür. Hier wird die Fahrerin oder der Fahrer weitgehend entlastet. Sogar ein Schläfchen auf der Rückbank wäre denkbar.

Noch in diesem Jahr autonome Taxis in München?

Dennoch kann und muss manchmal noch von Hand eingegriffen werden: "Wenn das System sich aufgrund von Wetterverhältnissen oder komplizierten Straßenkreuzungen nicht richtig traut, dann kann der Fahrer eingreifen, das System übersteuern", sagt Marschner. "Aber das System hat eine Rückfallebene und braucht den Fahrer nicht. Wenn es nicht mehr weiter weiß, fährt es an den Straßenrand und gibt dem Fahrer Zeit zu übernehmen."

Und auch hier ist die rechtliche Grundlage im vergangenen Jahr gelegt worden. Erste Pilotprojekte für Level 4 stehen auch kurz vor dem Start. Der Autovermieter Sixt plant etwa mit der Intel Tochter Mobileye, autonome Taxis in München fahren zu lassen - womöglich noch ab diesem Jahr. Intel liefert die Technik für die Autos, Sixt kümmert sich um eine entsprechende App und das Flottenmanagment.

"Technik schläft nicht ein"

Co-Vorstandschef Alexander Sixt glaubt an diese neue Art der Mobilität. Auch aus Sicherheitsgründen: "Die Technik schläft halt nicht ein. Die Technik hat nie getrunken. Die Technik ist nie müde, die Technik hat nicht zwei, sondern 16 Augen. Am Ende des Tages ist die Technik wahrscheinlich ein soliderer Partner als der Mensch."

Während Level 3 also absehbar immer mehr in normalen PKW Einzug finden wird, dürfte es bei Level 4 erst einmal solche Sonderanwendungen geben – bei Taxis, im ÖPNV oder zum Warentransport auf Betriebsgeländen etwa. Und ähnlich wie zuletzt bei Level 3 braucht es bei Level 4 auch noch eine entprechende technische Verordnung. Mit der wurde eigenlich schon im vergangenen Dezember gerechnet. Das Ganze hat sich aber verschoben. Der Bundesrat hat noch nicht darüber entschieden.

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