Hand hält eine kleine Pflanze

Ab diesem Dienstag müssen Bankberater bei ihren Kunden abfragen, ob sie an nachhaltigen Finanzprodukten interessiert sind und ihnen entsprechende Angebote machen. Allerdings gibt es noch einige Hindernisse.

Im persönlichen Gespräch klären Bankberater und ihre Kunden zunächst, ob die Kunden an nachhaltigen Finanzprodukten überhaupt interessiert sind - etwa an grünen Indexfonds oder Aktienfonds. Dann wird gefragt, was sie über das Thema Nachhaltigkeit schon wissen, erzählt Kerstin Altendorf, Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft, die die deutschen Banken und Sparkassenverbände vertritt. "Wichtig ist, dass die Kundinnen und Kunden sich vor dem Gespräch klarmachen: Möchte ich speziell Klimaschutz fördern? Oder sind mir Menschenrechte sehr wichtig, Arbeitsbedingungen?", sagt Altendorf.

Nicht alle Aspekte von Nachhaltigkeit sind konkret definiert

Eindeutig definiert ist bereits, dass Geld nachhaltig angelegt ist, wenn es in Firmen fließt, die etwa erneuerbare Energien nutzen oder bei der Produktion wenig umweltschädliche Abgase erzeugen. Doch bei Nachhaltigkeit geht es ja nicht nur um solchen Klimaschutz, sondern auch um soziale Aspekte und um gute Unternehmensführung. Was das allerdings konkret bedeutet, dazu gibt es noch keine rechtlichen Vorgaben.

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Was bedeutet ESG?

Unter ESG versteht man die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Die ESG-Richtlinie der EU dient dem Zweck, die Investitionsströme in "gute", grüne Anlageformen zu lenken.

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Deshalb müssen Bankberater und Kunden im Gespräch klären, was sich die Kunden da konkret wünschen. Dazu gehen sie gemeinsam einen Fragebogen durch, den die Kreditinstitute ausgearbeitet haben. Allerdings dürften einige im Vorfeld getrödelt haben, meint Christian Klein, Professor für Nachhaltige Finanzen an der Universität Kassel: "Meine Wahrnehmung ist, dass viele relativ spät erst angefangen haben, ihre Berater zu schulen und sich überhaupt zu überlegen, wie der Prozess dann abläuft."

Firmen noch nicht verpflichtet, Auskunft zu geben

Dagegen heißt es bei der Deutschen Kreditwirtschaft, die Branche sei startklar, selbst wenn man für die Vorbereitung wenig Zeit gehabt hätte. Kerstin Altendorf sieht ein ganz anderes Problem: "Wir gehen davon aus, dass es eine erhöhte Nachfrage nach den nachhaltigen Produkt geben wird. Allerdings erwarten wir auch, dass gerade zu Beginn noch nicht so viele Produkte zur Verfügung stehen."

Denn in einem nachhaltigen Aktienfonds etwa könnten nur Aktien von Unternehmen seien, die nachhaltig wirtschaften. Die Firmen seien aber noch nicht verpflichtet, darüber Auskunft zu geben. Trotz aller Anfangshindernisse ist der Nachhaltigkeitsexperte Christian Klein überzeugt: Die Beratung kann wirklich etwas bringen und ist in der Regel keine bloße Verkaufsmasche, bei der Banken Kunden Finanzprodukte unterschieben, die weniger grün sind als anfangs gedacht.

Kunden können Überraschungen erleben

"Ich glaube, dass die Gefahr des Greenwashings eher überschätzt wird", meint Klein. "Den Anbietern ist das absolut klar, dass hier das Risiko groß ist, dass sie einen gigantischen Reputationsverlust erleiden könnten." So wie die Fondstochter der Deutschen Bank DWS - dort war der frühere Chef Asoka Wöhrmann wegen Greenwashing-Vorwürfen vor einem Monat zurückgetreten.

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„Ich glaube, dass die Gefahr des Greenwashings eher überschätzt wird. Den Anbietern ist das absolut klar, dass hier das Risiko groß ist, dass sie einen gigantischen Reputationsverlust erleiden könnten.“ Professor Christian Klein Professor Christian Klein
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Doch selbst bei nachweislich nachhaltigen Geldanlagen können Kunden laut Klein Überraschungen erleben: "Ein Kunde kauft ein nachhaltigen Fonds und dann sieht er - 'oh, da ist ja ThyssenKrupp drin, das ist doch nicht nachhaltig'." Nach den geltenden Regeln ist es aber so, weil ThyssenKrupp bei der Stahlproduktion komplett auf Wasserstoff und erneuerbare Energien setzen will, wenn auch in ferner Zukunft - 2045.

Christian Klein ist sich sicher: Da müssen Kunden und deren Bankberater noch einiges dazulernen. Dass die Berater wirklich nachhaltig beraten, müssen Aufseher und die Verbraucherzentralen genau prüfen.

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