Geberkonferenz zur Unterstützung der Republik Moldau (5.4.2022). Das Land hat seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine den größten Zustrom von Flüchtenden pro Kopf.

Geberkonferenzen gibt es häufig: für Afghanistan, für Syrien, für den Jemen und jetzt auch für die Ukraine. Dabei kommt oft viel Geld zusammen. Viel geblufft wird aber auch.

Vor einem Jahr: Virtuell traf sich eine Geberkonferenz für den Jemen. UN-Generalsekretär Guterres appellierte flehentlich an die Teilnehmer: 3,8 Milliarden Dollar brauche man für das kriegsgeschundene Land: "Ich flehe alle Spender an, unseren Appell heute großzügig zu unterstützen, um eine Hungersnot im Land zu verhindern. Jeder Dollar zählt."

Bedarf an humanitärer Hilfe stark gestiegen

Aber trotz der katastrophalen Lage für die Menschen im Jemen kam nur weniger als die Hälfte der Summe zusammen. Seit rund zwei Jahrzehnten häufen sich solche Geberkonferenzen; oft von den Vereinten Nationen organisiert. Weil es für humanitäre Hilfen weltweit viel zu wenig Geld gab damals, sagt Ralf Südhoff, Leiter des CHA, ein "ThinkTank" humanitärer Nichtregierungsorganisationen.

"In den 2000er Jahren war der Bedarf an humanitärer Hilfe weltweit bei etwa zwei Milliarden Dollar und heute liegen wir bei über 40 Milliarden Dollar. Das macht natürlich auch eine bessere Koordination nötig und auch das Fundraising selbst viel komplexer und anspruchsvoller, zum Beispiel mit solchen Geberkonferenzen."

"Auch ein großes Fake-Event"

Geberkonferenzen brachten also viel mehr Geld, um weltweit zu helfen. Bei Geberkonferenzen treffen sich Hilfsorganisationen und Staaten. Sie versuchen, möglichst viel Geld einzusammeln. Wer mehr bietet, steht besser da als der Geizigere: Das motiviert, das Portemonnaie zu öffen. Man kann sich auch viel besser abstimmen bei solchen Treffen. Und sich absprechen, die Hilfsmaßnahmen effektiver aufteilen - das ist der Vorteil.

Aber, sagt Ralf Südhoff: "Gleichzeitig muss man auch wissen: Sie sind auch ein großes Schauspiel, sie sind auch ein großes Fake-Event. Ganz oft werden auf diesen Konferenzen Summen angekündigt, die man vorher schon mal versprochen hat. Summen, die man ohnehin leisten wollte für den Jemen oder Syrien, werden sehr gerne dann als neue Ankündigungen verpackt."

Zehn Milliarden angekündigt, zwei gezahlt

Arabische Regierungen machten zum Beispiel sehr wolkige Zusagen für Syrien. Aber auch westliche Regierungen tun sowas bei diesen Geber-Treffen und bluffen auch mal gerne. Manchmal sind dann zehn Milliarden Dollar angekündigt, aber real fließen vielleicht nur ein oder zwei Milliarden, sagt Ralf Südhoff.

2005 beschwor der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan die Geberkonferenz für die Opfer des Tsunami in Asien: Kündigt nicht Milliarden an, sondern zahlt lieber wirklich nur Millionen! Die Opfer brauchen echtes Geld. "Die Situation ist ernst. Ich hoffe, die Teilnehmer dieser Geberkonferenz werden in der Lage sein, diesen Menschen zu helfen. Wenn so viele Menschen betroffen sind, sollte niemand gleichgültig sein", so Annan damals.

Unterschied zwischen Jemen und Ukraine

Die auch heute noch schlimmste humanitäre Katastrophe gibt es, sagt Ralf Südhoff, immer noch im Jemen. Da kam bei der Geberkonferenz in diesem Jahr nur noch ein Drittel der benötigten Summe zusammen. Um genügend Hilfsgelder für die Ukraine bräuchten wir uns dagegen in der nächsten Zeit keine Sorgen zu machen, meint Ralf Südhoff: "Weil es ein Interesse gibt, Migration aus der Ukraine im Rahmen zu halten, weil es ein sicherheitspolitisches Interesse gibt, weil es direkt vor der Haustür von Europa liegt. Das ist ganz anders in Ländern wie im Jemen, wie im Südsudan, wie im Kongo, die sehr weit weg erscheinen und für die traditionell sehr, sehr wenig Geld gegeben wird."

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