Frau dreht am Thermostat einer Heizung

Handwerk hat goldenen Boden, heißt es - offensichtlich auch in der Corona-Pandemie. Bis auf einige Ausnahmen geht es der Branche gut, teilweise sogar besser als vorher. Probleme bereiten eher der Mangel an Fachkräften und Material.

Morgens kurz nach neun im Handwerksbetrieb Hugo Kalbe GmbH in Korbach. Guido Kalbe führt den Fachbetrieb für Sanitär, Heizung und Klima in vierten Generation und hat derzeit täglich mit denselben Problemen zu kämpfen: "Die Auftragslage ist gut, wir könnten mehr abarbeiten, wenn einfach mehr Fachkräfte da wären." Kommt dann wie an diesem Morgen ein Wasserrohrbruch dazu und zwei der 20 Mitarbeiter melden sich krank, wird's eng im Plan.

Es fehlt an Fachkräften und Material

Doch nicht nur beim Personal drückt der Schuh - in diesem Korbacher Familienunternehmen ebenso wie in anderen Handwerksbetrieben. "Uns fehlen Fachkräfte und uns fehlt Material durch Lieferverzögerungen, das macht die Sache schwierig", sagt Kalbe. Wasserhähne oder ganze Heizkessel werden nicht geliefert, weil den Herstellern laut Guido Kalbe einzelne Bauteile fehlen, auch bei den Ersatzteilen ist es mitunter schwierig und kann dauern. Mit Folgen: "Da kann es passieren, dass es drei, vier Tage dauert. Das heißt, der Kunde sitzt jetzt bei dem Wetter – null Grad draußen – auch mal drei, vier Tage im Kalten." Das sei auch für ihn unbefriedigend, sagt Geschäftsführer Guido Kalbe.

Wenigstens hat Corona dem im Jahre 1906 gegründeten Betrieb nicht zugesetzt - im Gegenteil, die Aufträge stiegen: "Das darf man ja in der heutigen Zeit gar nicht laut sagen. Wir haben ein Umsatzplus im Grunde genommen gehabt, alle miteinander im Handwerk, also alle die mit dem Ausbau-Gewerbe zusammenhängen", so Kalbe. Die Menschen hätten auf Urlaub verzichten müssen und das Geld stattdessen in ihre Häuser und Wohnungen investiert.

Doch nicht alle Anfragen konnten die Kalbes und ihre Mitarbeiter bedienen. "Die Kunden müssen ja heute eigentlich dankbar sein, wenn der Handwerker kommt innerhalb von wenigen Tagen. Das ist für uns auch nicht schön. Weil wir immer wieder Leute vertrösten müssen, wir müssen auch Leute wegschicken und sagen, wir haben für Ihr Projekt leider keine Zeit im nächsten Vierteljahr. Das hat der aber schon drei Mal woanders gehört."

Probleme durch Corona nur in wenigen Handwerks-Branchen

Auch in den meisten anderen Handwerksbranchen hat die Pandemie nicht dazu geführt, dass Betriebe dauerhaft schließen mussten, weiß Kreishandwerksmeister Ulrich Mütze aus Frankenberg. Zu Problemen führten die Corona-Maßnahmen zwar, jedoch nur in wenigen Branchen. "Die Betriebe, die insbesondere mit den Dienstleistungen zu tun haben, spricht Frisöre, zum Teil Bäcker, zum Teil Metzger, hatten schon einen schweren Stand", sagt Mütze.

2000 Handwerksbetriebe sind in Waldeck-Frankenberg unter dem Dach der Kreishandwerkerschaft organisiert. In diesen Firmen sind rund 11.500 Beschäftigte sowie 1000 Auszubildende tätig. Und die Jobs sind sicher. Aus gutem Grund. "Das Handwerk gibt es schon so viele 100 Jahre und dem steht auch in den nächsten 100 Jahren nichts entgegen", meint Mütze.

Genauso sieht es auch Guido Kalbe aus Korbach. Für ihn ist das Handwerk "immer ein kontinuierlicher Arbeitgeber und ich könnte also in meinem Gewerk keinen sagen, der in den letzten zehn Jahren aus Arbeitsmangel irgendwo entlassen worden wäre." Und das hat sich auch in Zeiten von Covid-19 nicht geändert - zumindest in Waldeck-Frankenberg. "Von daher ist der Beruf mit Sicherheit für die Zukunft ein sicherer Job", meint Kalbe. "Die Heizungen gehen ja auch in der Pandemie kaputt. Und den Wasserschaden interessiert auch nicht, ob Corona ist oder nicht."

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