Hochwasser mit Kanufahrer vor Parkbank im Wasser mit Logo

Um besser mit extremen Wetterphänomenen wie Starkregen, Überflutungen und Dürre zurechtzukommen, müssen wir uns ans Klima anpassen. Wie solche Klimaanpassungen konkret aussehen können und warum sie neben dem Klimaschutz immer wichtiger werden: ein Überblick.

Trockene Wälder, heiße Sommer, Überflutungen – der Klimawandel ist spürbar. Alle Städte und Kommunen, sagt der ARD-Wetterexperte Sven Plöger, sollten sich deshalb besser wappnen. Gerade Großstädte wie etwa Frankfurt müssen mit Blick auf die künftige Sommerhitze umplanen: "In einer sommerlichen Hitzewelle sind wir, so zeigen das Studien, neun Grad wärmer als in der Umgebung. Neun Grad, das ist eine ganz andere Klimazone, weil wir unsere Städte so sehr versiegelt haben, weil die dann diese Wärme abstrahlen." Plöger ist der Ansicht, dass Städte "grüner und blauer" werden müssten, also mehr Pflanzen und Wasser her muss, um durch sie für Verdunstungskälte in den Städten zu sorgen.

Grafik: Anzahl heißer Tage in den zurückliegenden Jahrzehnten

Stand jetzt, 2021, hat sich die Erde schon um 1,2 Grad erwärmt – durch die Kohle, das Öl und das Gas, das die Menschen in den vergangenen 200 Jahren verbrannt haben und die unnatürlich hohe Menge CO2, die dadurch in die Atmosphäre gelangt ist. Nicht nur der heftige Regen und die Überschwemmungen in diesem Sommer, sondern auch die heißen und trockenen Sommer in den Jahren davor lassen sich darauf zurückführen. Denn eine wärmere Atmosphäre sorgt allgemein für mehr Wetterextreme, erklärt Sven Plöger: Im Grunde genommen seien das eigentlich zwei Seiten ein und derselben Medallie. "Und das ist tatsächlich das, was uns die Klimaforschung schon vor 30, 40 Jahren auch schon vorhergesagt hat."

Warten wird teuer

Dass Klimaanpassung wichtig und vor allem nötig ist, diese Erkenntnis hat sich erst in den letzten Jahren so richtig durchgesetzt. Lange haben gerade auch Klimaschutzorganisationen und Umweltbehörden das Thema eher wie die nervige kleine Schwester des vermeintlich viel wichtigeren Bereichs Klimaschutz betrachtet, erklärt Marion Hemfler vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie: "Früher hat man oft gehört: Wir betreiben Klimaschutz, das brauchen wir doch alles nicht. Und wir geben sozusagen den Klimaschutz auf, wenn wir uns anpassen".

1,2 Grad ist es also schon heißer auf der Erde. Die Erwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen, zu diesem Ziel haben sich die Staaten im Weltklimaabkommen verpflichtet. Aber dazu müssten sich die großen Länder jetzt rasch einigen, schon in diesem Jahrzehnt weitgehend aufzuhören mit dem Verbrennen von Kohle, Öl, Benzin und Gas, also ihre ganze Wirtschaftsweise radikal ändern.

Je schlechter die Menschheit das hinbekommt, desto mehr wird sich das Klima aufheizen. Und mit jedem Zehntelgrad nehmen die Wetterkapriolen zu und werden schwerer zu bewältigen. Klimaschutz und Klimaanpassung gegeneinander auszuspielen, das funktioniert deshalb nicht, sagt auch ARD-Wettermann Plöger: "Wir sehen, dass alle Studien, die es derzeit gibt, uns zeigen: Jeder nicht in den Klimaschutz gesteckte Euro wird in Zukunft mit zwei bis elf Euro, abhängig von der Studie, zurückgezahlt werden müssen." Und das unfairerweise von der nachfolgendenen Generation.

"Deswegen muss der Vermeidungsteil im Fokus stehen." Auch in Hessen. Beispiel Überflutungsgefahr: Je stärker sich das Klima in den nächsten Jahrzehnten weiter erwärmt, desto größer wird die Gefahr, dass auch hierzulande immer öfter aus kleinen Bächen reißende Fluten werden.

Rot-gelber "Streuselkuchen"

Das hessische Fachzentrum Klimawandel und Anpassung hat vor einigen Jahren eine sogenannte Starkregenhinweiskarte für Hessen erstellt. Geplant war eine Ampelkennzeichnung: rot für besonders gefährdete Regionen, gelb für gefährdete und grün für nicht gefährdete. Heraus kamen aber keine Ampelfarben, erklärt Marion Hemfler, die Chefin des Fachzentrum, sondern eher: ein rot-gelb marmorierter Streuselkuchen, die Farbe grün kam gar nicht vor. "Es gibt in Hessen keinen Bereich, in dem sich eine Kommune zurücklehnen kann und sagen kann, 'wir sind davon nicht betroffen'." Denn es gehe nicht um Flusshochwässer, die von großen Flüssen ausgehen und langsam aufsteigen, sondern es geht um lokale Ereignisse aufgrund von Niederschlägen. "Und das kann fast überall in Hessen gleich die Kommunen treffen."

Für eine gute Klima-Zukunft braucht es also beides: Einerseits zum Beispiel Schutzdämme und mehr Flächen, auf denen das Wasser abfließen und versickern kann, also Klimaanpassung. Und andererseits weltweit einen möglichst schnellen Ausstieg aus den fossilen Energien – damit diese Risiken überhaupt handhabbar bleiben.

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