Leere Rolltreppe in einem Kaufhaus

Die Stimmung unter den Verbrauchern ist so schlecht wie lange nicht. Das bedeutet auch: Sie konsumieren weniger. Das merken kleine Cafés und Restaurants genauso wie große Warenhäuser. Es gibt jedoch auch wenige Ausnahmen.

Viele hessische Gaststätten und Cafés haben bereits schwer gelitten unter der Corona-Pandemie und diversen Lockdowns, erzählt Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer beim hessischen Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA. Und jetzt müssen sie weitere Umsatzeinbußen hinnehmen, weil Verbraucher angesichts der hohen Inflation ihr Geld zusammenhalten.

Weniger Gäste und weniger Umsatz in der Gastronomie

"In einer aktuellen Umfrage, die wir durchgeführt haben, sagen über 64 Prozent der Hoteliers und Gastronomen, dass sie es mit weniger Gästen und einem niedrigerem Durchschnittsbon zu tun haben", so Wagner. Das hat auch der gebürtige Frankfurter Mounir zu spüren bekommen. Er hat viele Jahre lang in einem Frankfurter Restaurant im Service gearbeitet, doch dann gab es für den Gastronomen dort immer weniger zu tun.

Man spüre, dass die Menschen nicht mehr so locker ins Café oder Restaurant gehen wie vor der Pandemie oder Energiekrise, sagt Mounir. "Deshalb habe ich mir auf die Fahnen geschrieben, zu ihnen in den Nidda-Park zu kommen und sie mit einem Cappuccino von meiner mobilen Cafébar zu verwöhnen." Mit dieser Cafébar auf einem Fahrrad hat sich der Frankfurter selbstständig gemacht. Der Cappuccino kostet dort aktuell 2,50 Euro. Das sei für viele selbst in diesen schwierigen Zeiten erschwinglich, meint Mounir.

Verzicht auf Bio-Produkte und langlebige Konsumgüter

Große Lebensmittelketten wie Aldi, Lidl, Edeka und Tegut merken ebenfalls, dass ihre Kunden mittlerweile sparen, vor allem verzichten sie auf Bio-Produkte, meint Jochen Ruths, Präsident des hessischen Handelsverbandes. Er findet das etwas absurd, denn: "Der Bio-Bereich ist relativ preisstabil, aber die Leute greifen verstärkt zu Konventionellem, weil es einfach noch mal einen Ticken günstiger ist." Dabei verteuern sich ausgerechnet diese konventionellen Nicht-Bioprodukte deutlich - etwa Mehl, Butter, Milch, Brot oder Fleisch.

Darüber hinaus greifen im Supermarkt mehr Menschen zu Rabatt-Aktionen, meint Guido Baldi, Konjunktur-Experte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Auch in anderen Branchen dürfte weniger Umsatz gemacht werden: "In angespannten wirtschaftlichen Situationen wissen wir aus der Vergangenheit, dass Kundinnen bei langlebigen Konsumgütern sparen. Das sind zum Beispiel Möbelstücke, Mobiltelefone, Autos."

Es gibt auch Gewinner

Solange es etwa das alte Handy noch tue, würden Verbraucher auf das neueste Modell verzichten - auch mit Blick auf den Herbst und Winter. Denn dann könnte sich die aktuelle Energiekrise verschärfen und Strom- und Gasrechnungen kaum noch zu bezahlen sein, meint Baldi: "Unsicherheiten und Sorgen hinsichtlich der Zukunft sind das größte Gift für die Konjunktur und das Konsumverhalten der Verbraucher.“

Wie es in einem Frankfurter Elektronikgroßgeschäft heißt, würden immerhin mehr Energiespargeräte gekauft. Auch Elektroheizungen seien gefragt als Alternative zur Gasheizung, falls Gas knapp werde. So gibt es selbst in dieser schwierigen Lage noch Gewinner.

Für manche Unternehmen droht das Aus

Doch die überwiegende Mehrheit der Unternehmen leidet darunter, dass die Kunden im Schnitt weniger Geld ausgeben, sagt Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt: "Und wenn der Verbraucher eher günstigere Produkte sucht, wird der Handel eher günstige Produkte bereitstellen.“ Nämlich die von eher unbekannten Herstellern. Allerdings wird die Lage für die Firmen laut IHK immer schwieriger, schließlich stehen sie bereits in Konkurrenz mit dem Online-Handel.

Dazu haben sie in Zeiten von Home-Office manchen Kunden verloren. Wenn sich die restlichen Kunden dann noch zurückhalten, kann das für manches Unternehmen auf Dauer durchaus das Ende bedeuten.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen