Covid 19 - Symbolbild

Long Covid und kein Ende in Sicht – so geht es mittlerweile vielen Menschen weltweit, auch in Hessen. Die Symptome sind Erschöpfung, Kurzatmigkeit, Schwindel oder heftige Konzentrationsstörungen. Doch die gesundheitlichen Probleme sind nicht die einzigen, unter denen Betroffene leiden.

Laura Sehr ist 35, sie hat sich im Januar 2021 mit Corona infiziert und leitet die Long-Covid Selbsthilfegruppe Limburg, die sich einmal im Monat trifft. Bei ihr hat sich die Infektion wie eine schwere Grippe angefühlt, dann folgt eine unglaubliche Erschöpfung, als würde sie einen Bleianzug tragen. Die Spätfolgen sind bis heute geblieben: "Ich habe eine relativ ausgeprägte Fatigue, Konzentrationsstörungen, ich habe Asthma entwickelt, Druck auf der Brust, Gedächtnisstörungen, dauernde Müdigkeit, ich habe Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen."

Viele Ärzte nahmen Probleme nicht ernst

Die Liste ihrer Beschwerden ist lang, so wie bei fast allen in der Long Covid Gruppe. Besonders verbreitet scheint aber das sogenannte Fatigue-Syndrom, also ein sehr starker Erschöpfungszustand. Besonders am Anfang hätten viele Ärzte ihre Probleme nicht ernst genommen und auch die Menschen im Umfeld würden das bis heute nicht tun.

Das sagt auch die 41-jährige Melanie, die bei der Leitung der Gruppe hilft: "Komm, du hattest vorher schon Probleme, ach das (…) bildest du dir ein. Also die meisten Leute sagen 'komm, stell dich nicht so an - und Covid gibt’s ja sowieso nicht', da kenn ich auch einen ganzen Haufen." Deshalb habe sie irgendwann angefangen, an sich selbst zu zweifeln.

Viele Anfragen bei Post-Vac-Ambulanz

Diese Selbstzweifel quälen sogenannte Post-Vac-Patienten mindestens genauso – wenn nicht noch mehr. Denn sie hatten gar keine Infektion, sondern leiden unter Long Covid-Symptomen nach einer Corona-Impfung. Deshalb bietet am Universitätsklinikum am Standort in Marburg die sogenannte Post-Vax-Ambulanz seit kurzem Behandlungen für diese Patienten an – und kann sich vor Anfragen kaum retten.

Bis zu 400 Anfragen pro Tag und eine Warteliste von knapp 1000 Patienten. Professor Bernard Schieffer, Chefarzt der Kardiologie in Marburg, leitet die Ambulanz. "Meistens tragen die Patienten irgendein bisher nicht bekanntes immunologisches Defizit in sich, sei es eine unerkannte Infektion, sei es ein genetischer Defekt im Sinne einer Autoimmunkrankheit", sagt der Mediziner. In diese Erkrankung hinein werde geimpft und dann komme es zur Ausprägung dieser Symptome.

Betroffene mehrfach benachteiligt

Für die Versicherungen macht es keinen großen Unterschied, ob ein Patient Corona hatte und dann Long Covid entwickelt oder ob er wegen einer Impfung Long Covid-Symptome hat. Fakt ist: Wer als Long Covid-Patient eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Lebensversicherung abschließen möchte, hat wegen seiner Erkrankung erhebliche Nachteile. In einem Statement des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft heißt es:

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„Ist die Covid-Erkrankung vollständig auskuriert, steht dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung nichts im Wege. Gibt es Langzeitfolgen (Long Covid), so ist gegebenenfalls damit zu rechnen, dass Versicherer Zuschläge beim Beitrag berechnen oder Ausschlüsse bestimmter Ursachen vorsehen. Dieses Vorgehen gilt für Long Covid genauso wie für alle anderen Vorerkrankungen auch. “
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Und so sind Patienten mit Long Covid am Ende mehrfach beeinträchtigt und benachteiligt. Sie haben gesundheitliche Probleme, werden teilweise gesellschaftlich stigmatisiert und müssen bei Versicherungsabschlüssen mit schlechteren Bedingungen rechnen.

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