Hafen von Shanghai (dpa)

Wegen des Corona-Lockdowns in Shanghai ist die Weltwirtschaft in Stocken geraten. Der Hafen in der Metropole ist ein wichtiger Umschlagsplatz für Güter in die ganze Welt. Betroffen von dieser Situation sind nahezu alle Industriezweige - auch in Hessen.

Der Lockdown in Shanghai dürfte vielen Vertriebsleiterinnen und Vertriebsleitern des Landes Schweißperlen auf die Stirn getrieben haben. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts im Mai klagten rund 77 Prozent der deutschen Firmen über Materialengpässe und Lieferprobleme - unter anderem das Unternehmen Römheld aus Laubach. Römheld produziert zum Beispiel Hydraulikzylinder oder Spannvorrichtungen für die Autoindustrie. Das Unternehmen sei allerdings nur indirekt betroffen, weil ihre Zulieferer in China Probleme haben, so Geschäftsführer Nico Hanke. Das wirke sich aber auch schnell auf das Unternehmen selbst aus - nicht nur, weil Kunden länger auf Ihre Produkte warten müssen.

„Unsere Wettbewerbsfähigkeit leidet im globalen Markt. Im Export haben wir aufgrund der starken Verzögerung schlechter werdende Chancen gegen asiatische Marktbegleiter und das, so denke ich, kann langfristig für viele Unternehmen ein Problem werden. Wegen dieser langen Lieferzeiten und der immer sich immer wieder ändernden Termine belastet die Situation auch das Ergebnis, insbesondere den Cashflow der Unternehmen.“

Durch Verzögerungen im Ablauf kommt kein Geld rein

Grund dieser Situation war zum einen die chinesische Null-Covid-Strategie und die damit verbundenen sehr harten Lockdowns. Davon war und ist auch der Hafen von Shanghai betroffen. Wenn dort keine Schiffe mehr abfahren, wird ein weltweiter Kreislauf unterbrochen. Die Folge: Waren und Produkte kommen verspätet oder gar nicht mehr in Deutschland an. Sven Rohde vom hessischen Einzelhandelsverband sagt aber, dass man schon genauer hinschauen muss und nicht von einem allgemeinen Lieferengpass reden kann:

„Also grundsätzlich komplette Waren oder komplette Warengruppen sind eigentlich nicht ausgefallen. Es handelt sich immer um einzelne Produkte, wie Schrauben und Ähnliches. Hier hatten wir in der Vergangenheit Probleme. Aber wir haben in der Vergangenheit nicht gesehen und erwarten das auch in der Zukunft nicht, dass komplette Warengruppen ausfallen werden oder ausgefallen sind. Manchmal war es in der Breite ein Problem und das haben die Kundinnen und Kunden, glaube ich auch im Markt selbst gemerkt. Aber oftmals konnte man auf andere Produkte ausweichen.“

Viele Unternehmen wollen sich breiter aufstellen

Das würde manchmal allerdings teurer für Unternehmen, so Rhode. Engpässe werden aber nicht nur durch China ausgelöst, sondern auch durch andere Faktoren wie den Krieg in der Ukraine. Immerhin: Im Lebensmitteleinzelhandel verbessert sich die Lage gerade, betont Sven Rhode: „Gerade im Lebensmitteleinzelhandel sehen wir kurzfristig eine Entspannung der Lage. In der Vergangenheit haben unnötige Hamsterkäufe dazu geführt, dass der eben beschriebene Effekt verstärkt wurde. Aber wir sehen auf der anderen Seite auch, dass die Hamsterkäufe abnehmen und dadurch eine gewisse Entspannung gerade im Lebensmitteleinzelhandel zu verzeichnen ist.

Dennoch bleiben viele Unternehmen betroffen. Und die wollen sich jetzt von China unabhängiger machen. Das bemerkt auch Nico Hanke von Römheld in Laubach: „Wir versuchen uns vor allem breiter aufzustellen. Nur den Schwenk Richtung USA oder den Schwenk weg von China, vielleicht zu anderen asiatischen Ländern, wird uns nicht viel helfen, weil wir schon sehr spezielle Zulieferer haben. Wir versuchen uns aber generell breiter aufzustellen und wir wissen auch von unseren Zulieferern, die dann tatsächlich direkt am chinesischen Markt hängen, dass diese auch versuchen, sich ebenfalls anders und vor allem breiter aufzustellen. 

Zumindest kurzfristig dürfte sich an der derzeitigen Situation nichts ändern. Solange China seine Null-Covid Politik fährt, bleibt die Unsicherheit vieler Unternehmen in Deutschland bestehen.

Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 8.6.2022, 6 bis 9 Uhr