Bahn

Es soll die Menschen von den hohen Spritpreisen entlasten, aber auch ein Aufbruchssignal sein: drei Monate lang für je neun Euro mit Bussen und Bahnen fahren - bundesweit. Doch nicht alle in Hessen sind von der Idee begeistert.

Viel Zeit bleibt den Städten, Kommunen und ihren Verkehrsbetrieben nicht mehr: Das Neun-Euro-Ticket wird am 1. Juni kommen, hat die Politik entschieden. Und die Menschen in Hessen, die wir gefragt haben, freuen sich ganz überwiegend darauf: "Großartig, damit alle die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und keiner mehr Auto fährt", sagt eine Frau. Ein Mann, der sonst nicht mit Bus und Bahn fährt, möchte das Angebot jetzt doch mal nutzen. "Und wenn sie merken, dass ganz viele auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, sollten sie es weitermachen", meint eine weitere Befragte.

"Ein schöner erster Schritt"

Ein erster Anfang könnte das Neun-Euro-Ticket also sein. So sieht es auch die Sprecherin des Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Hessen, Anja Zeller: "Wir werden viel Bewegung haben in den Sommermonaten, das ist zunächst einmal schön für alle. Es ist ein Geschenk und ein schöner erster Schritt, der dann genutzt werden muss für längerfristige Veränderungen."

Skeptischer zeigt sich Gerd Landsberg, er ist der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds: "Der Effekt wird verpuffen. In den Metropolen werden die Bürger das gerne mitnehmen. Aber ob sie ihr Verhalten ändern? Das glaube ich nicht."

"Besser dauerhaft mehr Busse und Bahnen anschaffen"

Wolfgang Schuster ist Landrat des Lahn-Dill-Kreises und Präsident des Hessischen Landkreistages, er schaut vor allem auf die Regionen beim Neun-Euro-Ticket: "Ich befürchte, dass das für den ländlichen Raum nicht unbedingt das Erfolgsticket werden wird, weil wir hier eine verbesserte Vertaktung brauchen, engere Fahrpläne, damit die Menschen auch sicher und dauerhaft den ÖPNV nutzen können."

Mit den geschätzten Kosten von rund 2,5 Milliarden Euro für das Neun-Euro-Ticket, sagt Landsberg vom Städte- und Gemeindebund, hätte die Politik stattdessen eher dauerhaft mehr Busse und Bahnen anschaffen sollen. Er erwartet jetzt mehr Bürokratie: "Wir haben 452 Verkehrsunternehmen in Deutschland. Wir haben über 50 Verkehrsverbünde, die das jetzt kompliziert verrechnen müssen. Bei der Schülerkarte, bei der Monatskarte, bei der Jahreskarte also. Ich halte es letztlich nicht für eine zielführende, gute Idee."

Städte und Landkreise fordern 365-Euro-Ticket

Apropos Kosten: die hat auch Landrat Schuster im Auge – an die Adresse der Landesregierung sagt er: "Das Land zahlt nur drei Prozent aus dem Landeshaushalt für den ÖPNV in Hessen. Und da ist deutlich Luft nach oben und das kann das Neun-Euro-Ticket auch nicht ersetzen."

Statt kurzfristig mit einem Neun-Euro-Ticket für den Umstieg auf Busse und Bahnen zu werben, fordern Städte, Landkreise und auch Umweltverbände einen dauerhaften Ausbau. "365 Euro für alle Bürgerinnen und Bürger in Hessen wäre unser Wunsch", sagt VCD Hessen-Sprecherin Anja Zeller. Die Stadt Wien hatte vor zehn Jahren schon das erste 365-Euro-Ticket eingeführt. Es war ein voller Erfolg: Allein in den ersten fünf Jahren wurden doppelt so viele Jahreskarten verkauft.

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