Pflegekräfte versorgen einen schwer an Covid erkrankten Patienten auf der Corona-Intensivstation des Klinikums in Fulda.

Nicht nur am Flughafen ist der Personalmangel bemerkbar: In Hessens Kliniken sorgt Corona derzeit für immense Personalnot. Die Lage ist teilweise dramatisch und Entspannung scheint nicht in Sicht. Erste Kliniken bei in Hessen verhängen nun ein Besuchsverbot. Aber was bedeutet das für Angehörige und was für Auswirkungen hat der Personalmangel?

„Das Herz Jesu Krankenhaus in Fulda beschäftigt insgesamt 1.000 Mitarbeiter. Etwas mehr als 300 von ihnen fallen derzeit krankheitsbedingt, aufgrund einer Corona-Infektion aber auch urlaubsbedingt aus. Das Erschreckende: In anderen Regionen in Hessen ist die Lage noch dramatischer. Wie zum Beispiel im Sankt Vinzenz Krankenhaus in Hanau, erzählt Geschäftsführer Michael Sammet: "In Hanau ist es so, dass wir auf einzelnen Stationen 40 bis 45 Prozent Personalausfallquote zu verzeichnen haben, sodass die Versorgung in einzelnen Bereich nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Wir werden jetzt OP-Säle schließen müssen, wir werden Stationen zusammenlegen müssen.“

In Osthessen dagegen ist die Lage vergleichsweise noch entspannt. Doch auch im Fuldaer Klinikum rechnet man damit, dass sich das in den nächsten Wochen ändert. Laut Vorstandssprecher Thomas Menzel lassen sich die derzeitigen Personalausfälle noch kompensieren: "Wir haben ja in den unterschiedlichen Bereichen immer schon auch Spezialisten. Wenn ich jetzt im Bereich der Pflege schaue, dann kann man natürlich an der ein oder anderen Stelle versuchen, Personal zu ‚verschieben‘. Also die Kollegen von einer Station zu bitten, auf einer anderen Station auszuhelfen.“ Je spezialisierter die Tätigkeit aber sei, die dann betroffen ist von den Ausfällen, desto schwieriger wird dieses Verschieben. Manchmal ginge es dann auch nur, indem die Kapazitäten zurückfahren würden, also beispielsweise auf bestimmten Stationen auch Betten gesperrt würden. Das sei durchgängig der Fall, so Menzel.

Corona hat zu einer größeren Arbeitsbelastung geführt

Fast zweieinhalb Jahre Pandemie hinterlassen auch beim Personal ihre Spuren. Das weiß auch Kerstin Röhrhoff, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di: "Natürlich belastet das auch nochmal zusätzlich, wenn man weiß, man lässt auch unzufriedene Menschen zurück und man kann gar nicht das leisten, was man leisten wollte. Und ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die nach der Arbeit nach Hause gehen, völlig fertig sind, weil sie viel gearbeitet haben. Aber dennoch sagen: Ich hätte noch so viel mehr machen müssen und können und dann deshalb auch nochmal gefrustet sind. Also die psychische Belastung in diesen Fällen ist da schon auch nochmal enorm.“

Ver.di kritisiert, dass die Belastung der Pflegekräfte und des anderen Klinikpersonals nicht neu sei. Die hätte es auch schon vor Corona gegeben. Und deshalb glaubt Kerstin Röhrhoff, dass es politisch wichtig sei, dass hier was Entscheidendes passiere. Nämlich, dass die Arbeitsbelastung für die Kolleginnen und Kollegen reduziert würde. Es solle sich Gedanken gemacht werden, wie kann man mehr Menschen in die Berufe zurückholen oder auch neu gewinnen könne.

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„Und das man vor allem ausreichend Finanzierung in unsere Krankenhäuser gibt. Es hilft nichts, wenn geklatscht wird für die Kollegen.“
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Der Blick in die Zukunft scheint düster

Wie sich die kommenden Wochen entwickeln werden, weiß niemand zu hundert Prozent. Michael Sammet vom Sankt Vinzenz Krankenhaus in Hanau schaut aber derzeit nicht sehr optimistisch in die Zukunft: "Sollte sich die Lage weiter so zuspitzen, dann werden voraussichtlich in den nächsten Wochen einige Krankenhäuser im Rhein-Main-Gebiet die Notfallversorgung in dem Maße, wie sie jetzt stattfindet, nicht mehr aufrechterhalten können. Und das bedeutet dann eben für den Otto-Normalverbraucher, das sollte die Politik den Leuten auch sagen, dass der Badeunfall in Frankfurt eben dann gegebenenfalls in Kassel versorgt werden muss mit langen Transportzeiten. Das gleiche gilt für den Herzinfarkt.“

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