Pfleger und alte Dame mit Rollator auf dem Flur eines Altenheims

In Gießen und Marburg schlagen die Altenheime Alarm: Ihnen droht wegen der Corona-Pandemie das Personal auszugehen. Einige bitten Angehörige deshalb jetzt in einem offenen Brief, sich als Krisenhelfer ausbilden zu lassen.

Dort, wo sonst getöpfert wird, stehen an diesem Tag Rollstühle, es liegen Flyer aus zum Thema Demenz. Denn in der Volkshochschule Lich werden gerade Ehrenamtler zu Krisenhelferinnen und -helfern in der Altenpflege ausgebildet.

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Christiane Kempf von der DRK Schwesternschaft Marburg hat das Programm zu Beginn der Pandemie entwickelt: "Ein Altenheim in unserer Nähe hatte absoluten Personalausfall, weil fast alle Mitarbeiter und auch das Personal an Corona erkrankt war", erzählt sie. Da habe man überlegt, wie man es hinbekommt, dass Menschen, die helfen wollen, auch fachgerecht helfen können.

Kurse bisher hessenweit einmalig

Jetzt, wo die Omikron-Welle im vollen Gang ist, hat man kurzfristig vier neue Kurse angesetzt. Denn obwohl der Höchststand der aktuellen Coronawelle wohl erst in einigen Wochen erreicht wird, fällt das Personal schon jetzt reihenweise aus. Laut aktuellen Zahlen der Landesregierung waren beispielsweise bereits Mitte Januar mindestens 2.000 Alten-Pflegekräfte nicht arbeitsfähig, weil sie infiziert oder in Quarantäne sind.

"Wir sehen es jetzt schon, dass viel Personal ausfällt. Die Leute werden zum Glück nicht mehr so krank, trotzdem wird Personal ausfallen und wir werden viel kurzfristig ersetzen müssen. Und die Frage ist: Wo kriegen wir das her?", sagt Christiane Kempf. Ein Schritt könnten da kurzfristig auch die Krisenhelferinnen und -helfer sein.

Der Krisenhelfer-Kurs der DRK Schwesternschaft Marburg ist bisher hessenweit einmalig. In dem dreitägigem Kurs geht es beispielsweise um die richtige Handyhygiene, den Umgang mit Dementen oder wie man Essen richtig anreicht. Ein wichtiger Bestandteil des Crash-Kurses sind aber auch die eigenen Grenzen: Wo muss in jedem Fall die Fachkraft ran? Denn in so kurzer Zeit kann man nur Grundlegendes lernen und viele Situationen erfordern trotzdem Profis.

Breites Interesse

Genau deswegen ist die 54-jährige Regina Lenz aus Gießen auch dankbar für den Kurs: "Ich habe selbst einen Vater im Pflegeheim und sehe ständig, wie der Pflegenotstand da ist durch Erkrankung. Aber sich da ungeschult zu kümmern, das ist nicht leicht und das halte ich auch nicht für gut." Auch die anderen Teilnehmenden sind zum Teil da, weil sie Verwandte in Senioreneinrichtungen haben und sie sehen, wie eng die Lage ist. Einige wollen aber auch einfach nur so helfen. Von der 24-Jährigen aus dem Katastrophenschutz über den Physiker mittleren Alters bis hin zur betagten Dame – das Spektrum, wer sich engagiert, ist groß.

Auch im Gießener Seniorenzentrum Johannesstift gibt es derzeit Corona-bedingt Ausfälle. Rund ein Siebtel der Kräfte ist derzeit erkrankt oder in Quarantäne. Leiharbeitskräfte federn einen Teil davon ab. Die Versorgung der Bewohner sei gewährleistet, betont Leiterin Christa Hofmann-Bremer. Freuen würde sie sich trotzdem über einen Krisenhelfer: "Ich nehme ihn mit offenen Armen auf. Ich schaue, wo wir ihn gut einarbeiten können, wo sie stärken hat und was sie sich selbst vorstellen kann."

Hoffnung begrenzt

Allerdings ist ihre Hoffnung auf schnelle Hilfe begrenzt: "Ich hoffe natürlich auch schon, dass es an dem Wochenende zwölf Personen gibt, die sich schulen lassen und dann eingesetzt werden können. Aber wir haben viele Einrichtungen in der Region und die zwölf Personen sind dann auch schnell aufgeteilt."

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