Queen Elizabeth II

Die Briten feiern das 70. Thronjubiläum ihrer Queen mit einem viertägigen Fest. Aber braucht es die Monarchie heute überhaupt noch? Oder ist sie nur noch ein antiquiertes und überteuertes Konstrukt, das man abschaffen sollte? Unsere Autoren sind sich uneinig.

Pro: Eine Tradition, die Identität stiftet

Von Stefan Bücheler

Ob ich auch gerne so eine Queen Elizabeth hätte? Wenn ich ein bisschen mehr auf mein Herz höre als auf meinen Kopf, dann ja! Gut wäre natürlich, wenn der ganze Königinnen-Apparat nicht ganz so teuer wäre wie in Großbritannien. Eine Residenz in Berlin und ein Schloss im Rheingau – das würde ja reichen. Angefangen hat das bei mir übrigens ausgerechnet bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hier bei uns im Frankfurter Waldstadion. Da haben die englischen Fans vor dem Anpfiff "God Save The Queen" gesungen, so laut, so intensiv,mit so viel Herz - da hab ich gemerkt, da steht mehr dahinter. Eine Tradition, die Identität stiftet. Eine Königin, die Vorbild ist, weil sie ihrem Land dient – pflichtbewusst seit 70 Jahren.

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70. Thronjubiläum der Queen: Zeitplan und Live-Übertragung

Vom 2. bis 5. Juni wird in London das 70. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. begangen. Hier finden Sie den Zeitplan der Riesenparty.

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Das Land hat eine Königin, jemand, der verlässlich da ist und gerade steht. Sowas kann wichtig sein für eine Nation. King George, Vater von Elizabeth, blieb in London, als es während des Zweiten Weltkriegs bombardiert wurde. Ruhe bewahren und durchhalten. Ein starkes Zeichen. Queen Elizabeth hat sich das zu Herzen genommen. Und sie ist ist bis heute immer für ihr Land da gewesen, ruhig und voller Würde. Vom Kalten Krieg im letzten Jahrhundert über die Corona-Krise bis heute, wo Krieg ist in Europa. Die Briten können sich ein bisschen festhalten an Ihrer Tradition und an dieser Frau. Sowas haben wir in Deutschland nicht. Auch nicht mit dem Bundespräsidenten. Wir haben kein so ein farbenprächtiges Fest wie die Engländer jetzt - ein Fest, wo sie sich nicht zuletzt auch selber feiern. Wir können da nur zugucken und merken, dass uns vielleicht etwas fehlt.

Voting

Braucht es die Monarchie heute noch?

Contra: Ein antiquiertes und überteuertes Konstrukt

Von Selina Rust

Ich erinnere mich noch an den Unfalltod von Lady Diana im Jahr 1997. Die ganze Welt war in Trauer! Und ich war gerade mal zehn Jahre alt und konnte diesen Hype nicht so recht nachvollziehen. Heute, 25 Jahre später, will die Faszination für „The Firm“, wie die Mitglieder des Königshauses genannt werden, immer noch nicht auf mich überspringen. Denn hinter der vermeintlich romantischen Vorstellung vom Prinzessinnen-Dasein steckt doch ein knallhartes System von Ungerechtigkeiten und altertümlichem Klassenkampf. Die Königsfamilie bildet die Oberschicht, die absurden Reichtum und unverdiente Privilegien ansammelt, und das alles dann an ihre Nachkommen vererbt.

In einer demokratischen Gesellschaft gehört ein solches Konstrukt eigentlich abgeschafft. Hinzu kommt der repräsentative und teure Lebensstil der Queen und all ihrer Familienmitglieder, die das britische Volk eine Menge Geld kosten: Im Jahr 2020 erhielt das Königshaus knapp 86 Millionen Pfund staatlicher Zuschüsse – das sind umgerechnet gut 100 Millionen Euro. Ist die Monarchie dieses Geld noch wert? Und wann fängt sie sich eigentlich an, mit ihrer Rolle als Kolonialmacht auseinanderzusetzen? Diese Fragen stellen sich immer mehr junge Briten - für mich zu Recht. Denn ich halte diese Monarchie für ein völlig antiquiertes und dazu überteuertes Konstrukt.

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