Bunte Stoffmasken in einem Schaufenster

Noch vor drei Jahren wirkten die Bilder aus China befremdlich, auf denen massenweise Menschen mit Masken zu sehen waren. Inzwischen ist die Maske fester Bestandteil unseres Alltags geworden: als Schutz, als Mode-Accessoir, als Politikum. Eine kleine Maskengeschichte.

Corona war noch gar nicht bei uns angekommen, da erreichten uns schon die bestürzenden Bilder aus China: massenweise Menschen mit Schutzmasken vor dem Gesicht. Nein, solche Bilder würde es bei uns nicht geben, so dachten wir. Masken gehörten ausschließlich in die beiden Ausnahmebereiche mit K - Karneval und Krankenhaus. In deutschen Städten nur noch maskierte Menschen - unvorstellbar! Und doch ist es genauso gekommen. Der Schutz vor Mund und Nase war bald keine herausstechende Einzelerscheinung mehr, sondern Normalität.

Am Anfang war der Mundschutz, oder genauer: die Mund-Nasenbedeckung oder Alltagsmaske. Eigentlich mehr ein weiches Stofftuch als eine Maske, medizinisch weder genormt noch geprüft. Schutzmäßig waren sie allerdings besser als gar nichts, weshalb sie von Anfang an zur berühmten Aha-Regel gehörten: Abstand, Hygiene, Alltagsmasken.

Von der DIY-Stoffmaske zur FFP2-Maske

In der Regel besteht diese einfachste aller Masken aus ganz gewöhnlichen Stoffen, wobei unterschiedlichste Materialien zum Einsatz kommen. Im Prinzip konnte jeder solche Behelfsmundschutze herstellen und vermarkten - im Netz fanden sich bald haufenweise Tutorials, wie man sich die eigene Maske näht. Zeitweise waren sogar nirgendwo mehr Guumibänder zu kriegen, weil sich jeder und jede in der Maskenschneiderei versuchte. Die ersten Monate der Pandemie waren daher auch von großer Individualität im Maskendesign geprägt: Nicht selten begegnete man Menschen mit Clownsgesichtern, schrecklichen Horrorfratzen oder mit Mundschutz im blumenbestickten Hippie-Look. Es überwog noch eine gewisse Verspieltheit, und der Gedanke: Der Spuk ist eh bald vorbei.

War er aber nicht. Stattdessen bekam das Maskenwesen bald ein deutlich ernsthafteres, bedrückenderes Bild: Medizinische Masken wurden erst dringend empfohlen, dann vorgeschrieben, zum Beispiel in Bus und Bahn. OP-Masken aus speziellen Kunststoffen in mehreren Schichten. Deutlich steifer und unbequemer als die Alltagsmasken erinnerten sie viel mehr an Arztpraxis oder Klinik. Zum Goldstandard entwickelten sich die sogenannten FFP2-Masken, benannt nach dem "filtering face piece", dem harten Kunststofffilter, der dieser Maske den typischen entenschnabelförmigen Look und die unverwechselbare steife Haptik verleiht. Und nicht zu vergessen die dumpfe verzerrte Stimme unter der Maske.

Alltagsgegenstand und politisches Symbol

Die Coronamaske - ein filternder, abschirmender Gegenstand, der aber gleichzeitig buchstäblich ganz nah an uns rankam. Wenn man das Haus verließ, fragte man sich nicht mehr nur: Hab ich den Hausschlüssel? Sondern auch reflexartig: Hab ich meine Maske? An Bahnhöfen tauchten bald Automaten auf, aus denen man keine Süßigkeiten, sondern Schutzmasken ziehen konnte. Und da die medizinischen Masken als Einmal- und damit Wegwerfprodukt angelegt waren, entstand rund um die Masken ein ganz neues Müllproblem.

Immer wieder gab es Versuche, die Maske zum Accessoire aufzuwerten, etwa indem man sie, ähnlich wie eine Brille,  an einer stylischen Kette trug. Für andere wurde die Maske zum politischen Symbol: Das Stück Stoff vor dem Gesicht ein "Maulkorb der Corona-diktatur", der masketragende Mensch ein "williger Sklave". Politiker sendeten eine Botschaft, indem sie sich mit Coronamaske präsentierten - oder ganz bewusst keine trugen.

Und jetzt ...?

Doch ob man sie verteidigt oder ablehnt: Masken haben sich ihren Platz in unserer Alltagswelt erobert - korrekt über Mund und Nase gezogen, provozierend irgendwo auf halb acht unterm Kinn hängend, oder zerknittert in der Hosentasche zwischen Tempo und Tictac. Auch wenn wir sie jetzt wieder ablegen - wird diese Maske jemals ganz verschwinden? Oder wird sie doch noch irgendwann auch bei uns einen Status erhalten wie in Japan? Dort ist das Tragen eines Mundschutzes gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln schon sehr lang ganz selbstverständlich.

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