Blick auf eine Häuserzeile im Frankfurter Nordend

Wenn in Frankfurt ein Haus verkauft wird, bedeutet das für die Mieter meist, dass es teurer wird. Aber es geht auch anders: Ein Schwesternpaar hat sein Elternhaus sozial und damit unter Marktwert verkauft. Möglich gemacht hat das eine neue Immobilienagentur, die Hausverkäufe jenseits der Gewinnmaximierung vermittelt.

Ein Mietshaus mit zwölf Wohnungen, schön gelegen im Frankfurter Stadtteil Ostend, in der Nähe des Ostparks. Die Besitzerinnen, ein Schwesternpaar, wollten verkaufen. Sie seien zu alt, sagt eine der Schwestern, die namentlich nicht genannt werden will. "Und wir wollten vor allen Dingen, dass die Mieter wohnen bleiben können. Dass es sozialverträgliche Mieten gibt."

Auf einige hunderttausend Euro verzichtet

Wenn in Frankfurt ein Haus verkauft wird, bedeutet das für die Mieter normalerweise, dass die Mieten steigen werden. Der Grund: Der Käufer will seine Investition wieder reinholen. Folgt auch noch eine Luxussanierung, können sich die Mieter meist eine neue Wohnung suchen. Damit das nicht passiert, haben die beiden Schwestern ihr Elternhaus unter Marktwert verkauft.

Auch wenn keine genauen Zahlen genannt werden, haben die beiden wohl auf einige hunderttausend Euro verzichtet. Der Preis sei dennoch völlig in Ordnung, sagen sie. "Natürlich wäre der höher gewesen, wenn wir einen Investor gefunden hätten, aber für mich, für meine Überzeugung, wäre das nicht gegangen."

Mieten bleiben stabil

Ihre Mieter seien dankbar, denn die Schwestern haben das Haus an den Beamten-Wohnungsverein verkauft, eine Genossenschaft. Und so bleiben die Mieten stabil - unter zehn Euro pro Quadratmeter. Doch es gab einen Haken: Das Grundstück gehört der Stadt Frankfurt, es wird also Erbpachtzins fällig. Und daran wäre der Verkauf fast gescheitert, denn seit 2016 muss der Zins in Frankfurt an den aktuellen Bodenrichtwert angepasst werden, sagt Baudezernentin Sylvia Weber (SPD): "Das hätte in dem Fall dazu geführt, dass der so exorbitant gestiegen wäre, dass der Käufer die Mieten nicht hätte stabil halten können."

Die Mieten wären massiv gestiegen - auf rund 17 Euro pro Quadratmeter oder mehr. Deshalb ist die Stadt mit dem Erbpachtzins in diesem Fall deutlich runtergegangen, sagt die Baudezernentin. "Im Gegenzug verpflichte sich der Käufer, das auch zu tun: "Das heißt, keine Luxussanierung vorzunehmen und die Mieten auf dem sozialverträglichen Niveau zu belassen." Doch es gilt der Gleichheitsgrundsatz. Das wiederum bedeutet, dass die Stadt Frankfurt ihre Erbpachtzins-Regelungen entsprechend ändern muss. Dies soll noch dieses Jahr geschehen.

Pilotprojekt der jungen Agentur GIMA

Vermittelt hat den sozialverträglichen Hauskauf die genossenschaftliche Immobilienagentur Frankfurt (GIMA), die für solche Zwecke von der Stadt und von verschiedenen Wohnungsbaugenossenschaften gegründet wurde. Der Hausverkauf im Ostend war das Pilotprojekt der noch jungen Agentur - ein neuer Baustein, um die Mieten in Frankfurt stabil zu halten, sagt Planungsdezernent Mike Josef (SPD).

Doch die Zahl der Anfragen ist klein. Es gebe zwar immer mal wieder Anfragen, aber "keine hundert im Jahr." Aber immerhin: zwei, drei, vier Anfragen alle paar Monate gebe es schon. "Und wenn wir dadurch alleine 30, 40, 50 Wohnungen in guter Lage schützen, dann ist es eine Menge wert, weil ich kenne natürlich auch die Presseberichterstattung, wenn es uns nicht gelingt", sagt Josef.

Auch für Eigentümerverein eine Alternative

Auch für den Eigentümerverein Haus und Grund ist die GIMA eine Alternative am Markt, sagt Geschäftsführer Gregor Weil. "Und gerade die stark steigenden Immobilienpreise in den Ballungsgebieten und die damit verbundenen Steigerungen bei den Kauf-Nebenkosten und der Grunderwerbssteuer verkleinern ja eben den Personenkreis, der sich überhaupt noch Immobilien in Ballungsgebieten leisten kann."

Mit den Eigentümern von zwei weiteren Häusern in Frankfurt verhandelt die GIMA derzeit.

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