Weizenfeld

Der Weizenpreis ist in den vergangenen Monaten rasant angestiegen. Davon könnten die Bauern in Hessen eigentlich profitieren. Doch ganz so einfach ist das nicht.

Landwirt Philipp Rudolf blickt über sein Weizenfeld: Hüfthoch stehen die Ähren derzeit, noch sind sie grün, aber der Landwirt ist zufrieden: „Wie Sie sehen, haben wir hier einen schönen, gesunden, grünen Weizen. Wir haben genug Halme auf dem Quadratmeter und eine gut entwickelte Ähre. Also ich rechne hier mit einem ganz guten Ertrag.“

Kein Gewinn durch Kostenexplosion

Rund um Neuental in Nordhessen hat Philipp Rudolph noch mehrere große Weizenfelder. Einen Großteil von dem, was hier wächst, hat er bereits nach der Aussaat im letzten Herbst verkauft. „Ich habe mich getraut, 60 Prozent der Ernte zu verkaufen“, sagt er. „Aber da wir ja nie genau wissen, wie viel wir tatsächlich ernten, muss ich da vorsichtig sein, weil ich habe ja meine Kontrakte zu erfüllen.“ Also müsse er immer ein bisschen drunterhalten und hoffen, dass er deutlich mehr ernte.  

Aber weil er eben einen Großteil seiner Ernte bereits verkauft hat, profitiert Rudolph derzeit auch nicht von der Kostenexplosion beim Weizen. Ganz andere Probleme hat derzeit sein Kollege Norbert Klapp. Der verfüttert eigentlich einen Teil seiner Weizenernte an seine Ferkel. Aber soll er das teure Getreide nun wirklich in den Schweinetrog schütten?

Ausweitung des Anbaus ist schwierig

„Wenn ich im Sommer in Anführungsstrichen Kasse machen kann und kann mein Getreide zu sehr guten Preisen verkaufen, und überlege mir auf der anderen Seite, dass ich das jetzt durch den Schweinemagen schicke - da werden sich viele fragen: Was ist der richtige Weg?“, sagt Klapp.

Ein richtiger Weg wäre ja eine Ausweitung des Weizenanbaus. Doch auch das geht nicht so ohne weiteres. Denn Ackerflächen sind in Hessen knapp, sagt Rudolph: „Die Flächenausweitung ist in Hessen ganz schwierig, es sind ja alle Flächen verteilt. Wir können ein paar Prozent hin und her machen, aber wir wollen ja unsere Fruchtfolgen einhalten. Es gibt da also nur begrenzte Möglichkeiten, alles umzuschmeißen.“

Hinzu kommt: Erst in diesem Herbst könnten die Bauern neue Getreidefelder anlegen und dann im nächsten Sommer ernten. Man könne „ein bisschen damit reagieren, dass wir jetzt anders füttern oder weniger Tiere halten, um mehr Weizen freizumachen“, sagt Rudolph. „Aber das seien nur wenige Prozent, die sich dadurch verändern würden.

Ungewisse Zukunft

Und so geht es den hessischen Getreidebauern wie vielen von uns: Sie müssen mit höheren Preisen und Mehrkosten kalkulieren, erklärt Norbert Klapp. „Wir sind Unternehmer, wir sind schwankende Preise gewöhnt, aber dass ich das Vierfache für Dünger bezahle wie ein Jahr vorher - da kann ich nicht mit rechnen.“ Er versuche dann eben über Terminkontrakte, sich seine Erträge abzusichern. Das gelinge aber nur teilweise.  

Und so schauen Hessens Getreideanbauer trotz hoher Weizenpreise in eine ungewisse Zukunft. In vier bis fünf Wochen beginnt die Ernte, und erst dann werde man abschätzen können, ob es für Hessens Landwirte ein lohnendes Jahr wird oder nicht, sagt Philipp Rudolph. „Was jetzt als nächstes ansteht, ist eine ganze Menge Diesel für Mähdrescher und Maschinen, so dass wir kurzfristig auch wieder ein Problem mit Liquidität haben. Weil es dauert ja ein bisschen, bis abgeliefert und dann auch abgerechnet ist, bis dann auch Geld wieder zurückfließt.“

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