Frau sitzt hinter einer Rauchwolke und raucht einen Joint.

Die neue Bundesregierung will Cannabis legalisieren, um Konsumierende zu entkriminalisieren und Polizei und Justiz zu entlasten. Was sagen Experten und die Konsumierenden selbst zu den Plänen?

Für den Grillabend mit Freunden schnell noch in die Weinhandlung, um ein paar erlesene Flaschen zu kaufen .... Dazu könnten künftig auch noch ein paar vorgedrehte Joints aus dem Cannabis-Fachgeschäft kommen. Heino Stöver, Professor für Suchttherapie an der Frankfurt University of Applied Sciences, begrüßt die Legalisierungspläne der Bundesregierung, "weil eben dadurch ein Großteil - oder der allergrößte Teil hoffentlich - der Verfolgung von Cannabis-Konsumierenden wegfällt."

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„Wenn Cannabis die Einstiegsdroge wäre, dann würde die Zahl der Heroinabhängigen in den letzten 30, 40 Jahren ja ordentlich gestiegen sein.“ Heino Stöver, Professor für Suchttherapie an der Frankfurt University of Applied Sciences Heino Stöver, Professor für Suchttherapie an der Frankfurt University of Applied Sciences
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Doch wird durch die Legalisierung von Cannabis nicht die Tür zur Einstiegsdroge für härtere Drogen geöffnet - um Polizei und Justiz zu entlasten? Professor Heino Stöver widerspricht. Inzwischen sei wissenschaftlich klar, dass dem nicht so sei. Vielmehr seien Alkohol und Tabak die Einstiegsdrogen.

Glaubwürdigkeitslücke schließt sich

"Wenn Cannabis die Einstiegsdroge wäre, dann würde die Zahl der Heroinabhängigen in den letzten 30, 40 Jahren ja ordentlich gestiegen sein", sagt Stöver. Das sei aber nicht der Fall. "Sondern wir haben jetzt diese Zahl der geschätzten Heroinkonsumenten in Deutschland von 160.000. Diese Zahl haben wir schon seit 20, 25 Jahren."

Professor Stöver dokumentiert für die Stadt Frankfurt, wer, wann und wie oft die Drogenkonsumräume nutzt. Er sagt, für viele Cannabis-Konsumenten sei es nicht nachvollziehbar, dass sie wegen weniger Gramm im Handschuhfach Ärger mit der Polizei bekämen, während andere Menschen mit drei Kästen Bier im Kofferraum durch die Gegend fahren würden. Diese Glaubwürdigkeitslücke würde durch eine Legalisierung geschlossen.

Cannabis bleibt eine "gefährliche Substanz"

Dennoch bleibt Cannabis für ihn eine gefährliche Substanz, die nur selten konsumiert werden sollte. Er setzt darauf, dass es nach einer Legalisierung lizensierte Fachgeschäfte geben wird. "Dass man in diesen Fachgeschäften Beratung bekommen könnte zu den einzelnen Produkten. Dass diese Produkte auch etikettiert werden in der Hinsicht, dass man weiß, welche Qualität, welche Güte, welchen Reinheitsgehalt diese Substanz hat. Die Herkunft würde auf dem Etikett stehen." Und der Gehalt der Wirkstoffe müsste aufgeführt werden. Wichtig sei, dass die Drogenwirkung nicht banalisiert werde und die Konsumenten aufgeklärt würden.

Auch die Stadt Frankfurt setzt bei der Legalisierung von Cannabis auf Prävention, vor allem für Jugendliche. Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne) sagt, Frankfurt habe bereits andere Städte kontaktiert. Man werde schauen, "dass wir auf diesen Neuaufbruch auf Bundesebene Einfluss nehmen, denn wir in den Kommunen wissen oft am besten, was vielleicht funktionieren könnte und wovon man Abstand nehmen sollte."

Weiterhin auch illegale Beschaffung?

Frankfurt gehe in der Drogenpolitik schon lange neue Wege und schaue, ob diese funktionieren. Beispielsweise bei der ärztlichen Heroinabgabe. Doch was halten die Konsumenten von den Legalisierungsplänen? "Also grundsätzlich finde ich es gut", sagt ein Kiffer aus Frankfurt. "Wenn das kontrollierte Ausgabestellen sind, dann kann man zum Beispiel verhindern, dass irgendwie Minderjährige drankommen. Also ich würde es machen. Ich würde dahingehen. Ich find' auch gut, dass da alles geregelt ablaufen soll. Aber ich bin nicht so sicher, für wie viele Kiffer das dann tatsächlich gilt."

Es werde auch viele geben, die sich schämen, ihr Cannabis im Geschäft zu kaufen und die deshalb ihr Dope weiterhin illegal beschaffen würden.

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