Bio-Tomatenplantage unter einer Gewächshausfolie

Biolebensmittel wurden in den vergangenen beiden Jahren immer beliebter. Doch dann kam der Ukrainekrieg und mit ihm steigende Preise. Seitdem sparen viele Menschen wieder - vor allem beim Essen. Das hat auch für Hessens Biobauern Folgen.

Der Biohof Groß in Homberg-Mühlhausen im Schwalm-Eder-Kreis gehört zu den Pionieren des Biolandbaus. Seit mehr als 30 Jahren ist hier alles bio. Und vor allem seit dem Ausbruch der Corona Pandemie stieg die Nachfrage nach gesunden Lebensmitteln direkt aus dem hofeigenen Dorfladen.

Doch derzeit stoppt der Boom. Es wird weniger gekauft, sagt Geschäftsführer Florian Werle: "Das merken wir hier im Laden, aber besonders auf den Markt." Die Kundschaft, die schon vorher nicht regelmäßig gekommen sei, überlege sich jetzt, ob sie den Weg auf sich nehme und sich das überhaupt noch leisten könne, oder ob sie nicht doch lieber woanders einkaufe.

"Lieber ein Bier weniger"

Feste Konstante sind nach wie vor die Stammkunden, die im Dorfladen alles vom Biogetreide über Biogemüse, Biomarmelade bis hin zu Biofleisch bekommen. "Man kennt sich hier bei uns, wir kennen die Kundschaft, sie kommen teilweise seit über 20 Jahren", sagt Werle. "Es ist einfach ein sehr persönliches Einkaufen. Und wir leben auch viel Transparenz."

Darauf legen auch viele Kunden nach wie vor wert. Auch wenn sie genauer rechnen müssen. So wie Michael Stahlmann, der gerade mit einem vollen Einkaufskorb an der Ladenkasse steht: "Ich bin schon 20 Jahre oder länger hier Kunde und uns ist es das einfach wert, dafür trinke ich ein Bier weniger", sagt er. Das sei eine Lebenseinstellung. Auch Annegret Thurau denkt so. Sie hat gerade im Bioladen frisches Fleisch eingekauft: "Weil ich mir bewusst bin, dass es besser ist für die Gesundheit, dass es besser schmeckt, dass ich hier das Regionale unterstütze. Und deshalb bleibe ich auch dabei."

Viele sparen am Essen

Doch viele hessische Biobauern haben nicht so viel Glück - vor allem die Landwirte, die sich auf ein Bioprodukt spezialisiert haben, müssen nun den Gürtel deutlich enger schnallen. Götz Döring zum Beispiel aus Wabern verkauft Bioeier. Doch die gehen derzeit überhaupt nicht: "Weil einfach die Leute nicht mehr bereit sind, für gute Lebensmittel gutes Geld auszugeben. Und das hat bei uns die Konsequenz gehabt, dass wir einen unserer mobilen Hühnerställe ausgeräumt haben und die Hühner geschlachtet haben. Die gibt es jetzt als Suppenhühner im Hofladen zu kaufen."

Und so wie Bauer Döring geht es vielen hessischen Biobetrieben. Das Geld der Kunden sitzt nicht mehr so locker in der Tasche, und gespart wird eben nicht am Urlaub, sondern am Essen. Das Positive: Einige Biobauern aus dem Schwalm-Eder-Kreis hatten sich schon vor Jahren in einer Kooperation zusammengeschlossen, und da hilft man sich nun gegenseitig in schlechten Zeiten, sagt Florian Werle: "Wir arbeiten mit den Biolandwirten, die hier in der Gegend sind, zusammen, wir arbeiten nicht gegeneinander. Wir betreiben gemeinsam Stände, wir beliefern uns gegenseitig, und ich denke, das ist der große Pluspunkt an einem regionalen, kleinen Vernetzen, um das abzudämpfen."

Für viele Biobauern heißt es durchhalten

Letztendlich wird sich die Lage auf dem Markt der Biolebensmittel aber wohl erst wieder verbessern, wenn die Hessen wieder mehr Geld in der Tasche haben. Bis dahin heißt es für viele Biobauern durchhalten, denn sonst befürchtet Werle Konsequenzen für den hessischen Biomarkt: "Wenn das längerfristig so bleibt, dann könnten kleine Läden und Märkte auch wieder verschwinden."

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