Wissenswert Das sind die Atomkraftwerke der vierten Generation

Ist Kernenergie "grüne Energie"? Die EU scheut sich nach wie vor vor einer Einordnung. Einige Länder wollen aber auch in Zukunft auf moderne Atommeiler setzen.
Die Atomkraftwerke der vierten Generation: sicherer, nachhaltiger und wirtschaftlicher sollen sie werden im Vergleich zu klassischen Leistungsreaktoren und deren Weiterentwicklungen. Vorangetrieben wird diese Revolution der Atomkraft von einem eigenen darauf spezialisierten Forschungsverbund, dem Generation IV International Forum (GIF).
Schutz vor Kernschmelzen
Sechs Reaktortypen sind es, die das GIF als relevant ansieht für künftige Entwicklungen. Am meisten Erfahrung wurde bisher mit den schnellen Natrium-gekühlten Reaktoren gesammelt. Sie produzieren mehr Brennstoff als sie selbst verbrauchen und das physikalische Verhalten der in ihnen erhaltenen Brennstoffe schützt vor einer Kernschmelze ohne, dass zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen nötig wären.
Ein anderes Beispiel für Atomkraftwerke der vierten Generation sind Flüssigsalzreaktoren. In ihnen gibt es keine festen Brennstäbe mehr. Der Brennstoff liegt in Form von geschmolzenem Salz vor, etwa Uran-Chlorid. Diese flüssigen Brennstoffe sollen die Stromerzeugung günstiger, flexibler und einfacher machen.
Daneben gibt es aber noch weitere Forschungsideen, wie etwa den Dual-Fluid-Reaktor. Das Konzept des Flüssigsalzreaktors ist in ihm mit einer Bleikühlung kombiniert. Das soll eine Kernschmelze wie in Fukushima ausschließen.
Startschuss schon 2030?
Unabhängig vom genauen technischen Typ haben die Reaktoren der vierten Generation vor allem zwei Ziele. Ziel eins: die verfügbaren Brennstoffe effektiv nutzen. Hier versprechen unter anderem aktuelle Fortschritte in der Laser-Fusions-Forschung bald deutlich höhere Energieausbeuten. Außerdem wird auch der Einsatz alternativer Brennstoffe erwogen, etwa aus Atomwaffen. Ziel zwei: das Recycling von radioaktiven Abfällen perfektionieren oder, noch besser, vermeiden. Wo das unmöglich ist, sollen die Abfälle eine möglichst geringe Halbwertszeit haben.
Zum Teil stecken die Methoden dahinter noch in den Kinderschuhen. Dennoch sollen die ersten Atomkraftwerke der vierten Generation im Jahr 2030 voll einsatzfähig sein. Aber ob das wirklich klappt? Immerhin gab es schon Projekte in diesem Bereich, deren Fertigstellung sich über zehn Jahr verzögerte und noch immer sind viele Aspekte zu klären. Zum Beispiel, welche Kosten am Ende entstehen und wie man mit den Nachteilen umgeht, die die attraktiven neuen Lösungen trotz allem haben. Damit sie am Ende auch wirklich wirtschaftlicher und nachhaltiger sind. Und sicher.