MSD-Foto von Molnupiravir (AFP)

Seit diesem Donnerstag ist in Großbritannien ein Medikament gegen das Coronavirus für über 18-Jährige zugelassen. Molnupiravir hat in Studien offenbar überzeugt und soll die Wahrscheinlichkeit halbieren, mit einem schweren Verlauf ins Krankenhaus eingeliefert werden zu müssen. Eine Zulassung für die EU ist bereits beantragt.

Großbritannien ist das erste Land , das das Medikament Molnupiravir zum Einsatz gegen Corona zulässt. Es wird in Form von Tabletten verabreicht. Und in den Studien hat es offenbar überzeugt. Der britische Gesundheitsminister sprach von einem historischen Tag und nannte die Entwicklung 'spielentscheidend' für Risikogruppen wie etwa Menschen mit unterdrücktem Immunsystem. Bis zum Jahresende hat die britische Regierung bereits knapp eine halbe Million Tabletten geordert.

Eine Tablette, die Corona-Symptome mildert, die Erholung beschleunigt und zu Hause eingenommen werden kann, gerade bei älteren und kränkeren Menschen - das wäre in der Tat ein Durchbruch im Kampf gegen Covid-19. Die Studien dazu liefen jedenfalls sehr erfolgsversprechend. Die Pillen wurden an Ungeimpften erprobt, die innerhalb der letzten fünf Tage Covid-Symptome und mindestens noch einen Risikofaktor hatten - also Alter, Übergewicht, Diabetes oder Herzerkrankungen. Dabei hat sich gezeigt, dass Molnupiravir die schweren Verläufe mit Krankenhauseinweisungen halbieren konnte.

Halbierte Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs

Die Substanz halbiert also die Wahrscheinlichkeit, mit einem schweren Verlauf in die Klinik zu müssen oder gar zu sterben. Wegen der überzeugenden Wirksamkeit wurde die Studie in den USA nach Absprache mit den zuständigen Behörden sogar abgebrochen. Das ist ein übliches Verfahren bei Medikamenten, die sehr vielversprechend sind.

Molnupiravir ist ein antivirales Medikament, das ursprünglich gegen die Grippe entwickelt wurde. Es blockiert die Vermehrung des Virus in der Zell blockiert - quasi wie ein falscher Baustein, der in das Erbgut eingebaut wird und dort für Kopierfehler sorgt.

Offene Fragen

Aber es gibt durchaus auch Fragen bezüglich Molnupiravir, die derzeit noch nicht abschließend gelöst sind: Wie wirkt es zum Beispiel bei Schwangeren? Und kann es dem ungeborenen Kind sogar schaden? Denn die eigentlich erwünschten Mutationen des Virus könnten bei Föten zu Fehlbildungen und Behinderungen führen. Schwangere sollten das Medikament also vorerst nicht bekommen.

Theoretisch könnten auch bei Erwachsenen Erbgutschäden vorkommen. Zumindest kann das derzeit nicht völlig ausgeschlossen werden. Und es muss eben frühzeitig nach der Infektion eingenommen werden, und zwar zwei Mal am Tag vier Tabletten und das fünf Tage in Folge. Bei einem bereits existierenden schweren Verlauf ist das Mittel offenbar nicht erfolgreich.

Zulassung für EU beantragt

Dennoch, es gibt genug potenzielle Patienten, bei denen Molnupiravir eingesetzt werden könnte. Die klinische Studie lief mit Ungeimpften, aber es wäre auch denkbar, dass man das Mittel bei Menschen einsetzt, bei denen beispielsweise die Impfung nicht richtig gewirkt hat oder dass es vorsorglich gegeben wird, also im Umfeld von Erkrankten wie etwa in Altenheimen.

Bei allen möglichen Nebenwirkungen scheint das Medikament Molnupiravir also ein wirklicher Hoffnungsträger im Kampf gegen das Coronavirus zu sein. In Großbritannien ist das Mittel seit Donnerstag bereits zugelassen. In den USA, der EU und auch anderen Staaten hat die Firma Merck eine Zulassung ebenfalls beantragt. Der beste Schutz gegen eine Covid-19-Infektion, vor allem gegen einen schweren oder tödlichen Verlauf, und da sind sich die allermeisten Experten einig, ist nach wie vor aber eine Schutzimpfung.

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