Pflegepersonal schiebt ein Bett in der Kohortenabteilung des Catharina-Krankenhauses in den Niederlanden. (Archivbild: 30.12.2020) (picture alliance/dpa/ANP)

Die geplante Corona-Prämie für Pflegekräfte bleibt ein Dauerbrenner, auch im Bundestag. Es geht um eine Milliarde Euro, die die Bundesregierung bereitstellen will. Davon sollen unter anderem Krankenpfleger oder Intensivpflegekräfte profitieren. Es geht um Prämien zwischen 550 und 2.500 Euro. Was erstmal wie eine Menge Geld klingt, wird von vielen Verbänden und auch Pflegekräften selbst kritisiert. Viele sind immer noch von den Maßnahmen der Regierung enttäuscht.

Immerhin sind sich Pflegekräfte und Bundesregierung bei einer Sache einig: Es geht um Anerkennung für das, was die Beschäftigten in den Krankenhäusern, Altenheimen und ambulanten Zentren während der Pandemie geleistet haben. Wie diese Wertschätzung allerdings aussieht, darüber wird gestritten. Bundesgesundheitsminister Lauterbach von der SPD hat gerade das Pflegebonusgesetz vorgestellt. Das sieht mehr Geld als Anerkennung vor.

Für Krankenpfleger Mario Bandinelli aus Frankfurt bedeutet das konkret: Er bekäme 1.700 Euro vom Staat. „1.700 Euro ist besser als nichts, würde ich für mich einfach mal sagen, das ist meine Meinung. Aber was natürlich für die Pflege besser wäre, wenn eine grundsätzliche Gehaltserhöhung kommen würde. Da hat man langfristig was davon. Die 1.700 Euro sind wie 170 Euro im Monat und nach zehn Monaten ist das weg.“ 

Großer Personalmangel

Grundsätzlich würde das aber keine Probleme lösen. Er sagt, dass es in den Krankenhäusern nach wie vor einen großen Personalmangel gebe. Zwar habe er sich an die aktuelle Situation mittlerweile gewöhnt, langfristig müsse das aber anders werden. „Grundsätzlich ist der Personalmangel immer noch da und es wird nicht besser, sondern eher schlechter im Moment. Ich habe halt Glück. Auf meiner Station, wo ich arbeite, sind wir ganz gut besetzt. Aber das ist eben nicht die Regel.“ 

In der Tat sei es momentan nicht die Regel, dass eine Station gut besetzt ist, sagt auch Andrea Kiefer. Sie ist Krankenpflegerin und Vorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe Südwest. Corona sorge immer noch für viele Ausfälle in der Belegschaft von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

"Strukturelle Probleme angehen"

Ein Bonus sei zwar gut, langfristig brauche es aber mehr, sagt Kiefer: „Was man machen muss, ist eben die strukturellen Probleme angehen. Es müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden, es muss das Grundgehalt nach oben gesetzt werden, es müssen die Rahmenbedingungen einfach verändert werden. Und da hilft eben das Geld nicht. Es wäre ja auch schön, wir hätten alle mal eine Woche frei und könnten uns erholen ohne Rufbereitschaft etc. zu haben.“ Das heißt konkret: ein neuer Personalschlüssel. Also weniger Patienten pro Pflegekraft per Gesetz. 

Der Pflege-Bonus wird auch generell kritisiert. Robert Spiller von Verdi sagt, dass er zwar erstmal zu begrüßen sei, aber so wie er jetzt aussehe, werde er nicht ausreichen. Der Bonus sei zu klein und komme nicht allen Beschäftigten zugute. Etwa Therapeuten, Servicemitarbeitern oder Rettungssanitätern – die Liste sei lang. „Es gibt in dem ganzen komplexen Gefüge der Berufe, die gemeinsam daran beteiligt sind, Corona Patienten zu versorgen, keine Stelle, an der man sinnvoll begründen könnte, warum jemand den Bonus nicht erhalten sollte", sagt Spiller. "Alle waren über alle Versorgunsbereiche hinweg belastet, wenn die Corona Patienten über mehrere Wochen oder Monate versorgt haben. Deswegen muss der Bonus auch für alle Beschäftigtengruppen gelten.“ 

Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 8.4.2022, 6 bis 9 Uhr