Ärzte operieren an einem Schweineherz, das einen menschlichen Patienten eingesetzt wird. (dpa)

In den USA ist es erstmals gelungen, einem Menschen ein genetisch modifiziertes Schweineherz einzusetzen. Ein Durchbruch, der auch anderen Patientinnen und Patienten Mut machen kann? Unser Wissenschaftsredakteur Stephan Hübner beantwortet die wichtigsten Fragen.

Das genetisch modifizierte Schweineherz wurde einem 57-jährigen Mann mit einer lebensgefährlichen Herzkrankheit eingesetzt. Er hatte keine Aussicht auf ein menschliches Spenderherz. Also blieben ihm nur zwei Möglichkeiten: Sterben oder auf den Vorschlag der Mediziner an der Universität von Maryland eingehen.

Kann man bei der Operation von einem Durchbruch sprechen, der auch anderen Patientinnen und Patienten, die dringend auf ein Spenderherz warten, Hoffnung machen kann?

Es ist auf jeden Fall ein Erfolg, der hellhörig macht. Allein in den USA, wo diese Operation ja gelang, warten rund 100.000 Menschen auf eine Organspende. Das ist ein Bedarf, der mit den verfügbaren menschlichen Organen nicht zu decken ist. Und da kommen eben zunehmend Schweine ins Spiel. Sie sind aufgrund diverser  physiologischer Ähnlichkeiten neben Rindern die wichtigsten Organspender für uns Menschen - bei Nieren etwa.

Aber auch da gibt es - abseits der ethischen Debatte - noch viele biomedizinische Herausforderungen. Und wenn es - wie jetzt - jetzt gelungen ist, einem Menschen ein Schweineherz einzusetzen, der Patient die OP schon den dritten Tag überlebt hat und sein Körper hat das Herz nicht abgestoßen, dann stimmt das schon sehr hoffnungsvoll.  

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"Die Voraussetzungen sind auch in Deutschland da"

Professor Bruno Reichart
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Das transplantierte Herz könnte vom Körper abgestoßen werden. Das ist generell ein großes Problem bei allen Arten von Organtransplantation. Woran liegt das? 

Das liegt daran, dass sich tierisches und menschliches Gewebe eigentlich nicht vertragen. Das Immunsystem attackiert alles, was nicht zum eigenen Körper gehört. Beim Transplantieren von Organen von Mensch zu Mensch kann der Organempfänger durch lebenslanges Einnehmen von Medikamenten erreichen, dass diese Reaktion des Immunsystems unterdrückt wird. 

Wenn ein Mensch ein tierisches Organ erhält, bringen solche Medikamente aber nichts. Das liegt etwa an bestimmten Zucker-Molekülen auf der Oberfläche der Schweineorgane. Die erachtet das menschliche Immunsystem als fremd. Das liegt auch daran, dass das menschliche Blut im Schweineherz nicht gerinnen darf. Und diese Schwierigkeiten lassen sich nur per genetischer Modifikation umschiffen. 

Im aktuellen Fall wurde genau das ja gemacht. Wenn das verpflanzte Herz auch weiterhin nicht abgestoßen wird, dann funktioniert das offensichtlich auch. Mit Hilfe von Schweineorganen könnten dann perspektivisch ja viel mehr Menschen mit Spenderorganen versorgt werden, oder?  

Zumindest kämen wir dieser Situation dann sicher näher. In den Naturwissenschaften freut man sich zwar immer über Einzelerfolge, gerade auch über spektakuläre, aber am Ende kommt es immer darauf an, dass man so einen Erfolg auch wiederholen kann. Das steht bei dieser Art der Herztransplantation noch aus, ebenso wie es in den nächsten Tagen immer noch passieren kann, dass der Körper des Patienten das Herz doch noch abstößt. Der langfristige Erfolg muss sich also auch erst noch zeigen. Somit bleibt alles sehr spannend.   

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