Robert Halver, Analyst der Baader Bank

Wann ist der richtige Zeitpunkt, Aktien zu kaufen oder zu verkaufen? Für Börsenhändler ist das so etwas wie "íhr tägliches Brot. Doch aktuell haben der Krieg, die Pandemie und steigende Inflationsraten unwägbare Folgen. Wonach fällen also Börsenhändler ihre Entscheidungen?

Wer schon mal auf dem Parkett der Frankfurter Börse unterwegs war, kennt ihn: Robert Halver. Bei ihm trifft rheinischer Humor auf jahrzehntelange Börsenerfahrung. Halver ist seit 1995 im Handelssaal unterwegs und dort mit seinen 1,93 Meter kaum zu übersehen. Der Leiter der Kapitalmarkt-Analyse bei der Baader Bank hat schon so manche Krise kommen und gehen sehen. Er muss Entscheidungen treffen: Welche Strategie zahlt sich langfristig aus? Es geht um viel Geld. Wie also kommen die Entscheidungen zustande?

Bauchgefühl und Politik

Man nutze alle Möglichkeiten der Analsye, sagt Halver: "Fundamentalanalyse, charttechnische Analysen, Verhaltensanalysen, das macht man alles. Aber jetzt sind wir doch mal ehrlich - es ist natürlich auch Bauchgefühl. Man muss am Ende auch sagen können: Jetzt wird gekauft."

Das Bauchgefühl also ist selbst bei Börsenprofis ein Faktor – trotz aller technischen Möglichkeiten, die es heute gibt. Eines aber habe sich in seiner Zeit an der Börse sehr verändert, sagt Analyst Robert Halver: "Vor allen Dingen die Politik ist heute unheimlich wichtig geworden. Politische Einflüsse, die muss man mittlerweile auch draufhaben, um es deutlich zu sagen - um dann sagen zu können: Jetzt steigen wir ein oder wir steigen aus."

Wie beim Jazz

Einsteigen, aussteigen - und manchmal auch einfach nur abwarten. Die Suche nach dem richtigen Zeitpunkt ist gegenwärtig nicht gerade einfach, schließlich leidet die Börse unter vielen Unwägbarkeiten. Da sind etwa die Folgen des Krieges in der Ukraine, aber auch die der Corona-Pandemie. Die Inflation ist in die Höhe geschossen und die Preise regelrecht explodiert.

Börsenjournalist Markus Koch, der seit vielen Jahren von der New Yorker Wall Street berichtet, sagt: "Wir müssen flexibel sein, wir müssen uns immer wieder im Moment auf das Umfeld einstellen. Wir müssen mal vorne stehen und unser Solo spielen und mal müssen wir defensiv sein und uns im Aktienhandel zurückhalten." Er vergleicht den Aktien-Handel mit Musik, genauer gesagt mit Jazz, denn bei beiden komme es auf das richtige Timing an.

Auch Psychologie spielt eine entscheidende Rolle

Manchmal allerdings liegen auch die Börsenprofis am Ende mit ihren Entscheidungen daneben. Auch das gehört zum Geschäft, weiß auch Aktienstratege Robert Halver von der Baader Bank: "Ich fahre nach Hause und dann wickelt man das Tagesgeschäft ja nochmal ab. Dann sagt man: Das war falsch und das war richtig. Natürlich - man ist nur Mensch und das sollte auch jeder wissen."

Und so spielt trotz aller kühlen Daten, Zahlen und Fakten in der Welt der Finanzen am Ende auch die Psychologie eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, sich für oder auch gegen eine Aktie zu entscheiden.

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