Ein Wachmann steht in der Hauptstadt auf der Straße vor den Hallmark Residences, einem der Standorte, an denen einige der Asylsuchenden untergebracht werden sollen, die von Großbritannien nach Ruanda geschickt werden sollen.

Syrische oder afghanische Flüchtlinge sollen nach dem Willen der britischen Regierung direkt in Ruanda ein Asylverfahren durchlaufen. Die Regierung in Ruanda erhält 140 Millionen Euro für den Deal. Präsident Paul Kagame verspricht faire Verfahren und eine gute Aufnahme der Menschen. Die Opposition in Ruanda und die Vereinten Nationen kritisieren den Deal.

Das Hope Hostel in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, wird auf Vordermann gebracht. Bald sollen die ersten abgeschobenen Migranten aus Großbritannien leben. Für Ismael Bakina, den Manager des Hostels, kann es losgehen: „Wir haben 50 Zimmer und können bis zu 100 Menschen in dem Hostel unterbringen. Sie werden sich hier frei bewegen dürfen und können auch das Gelände verlassen."

EU finanzierte schon Umsiedlung nach Ruanda

Es ist nicht das erste Mal, dass Migranten aus anderen Ländern nach Ruanda gebracht werden sollen. Zwischen 2014 und 2017 gab es eine Vereinbarung mit Israel, Flüchtlinge aus Eritrea und Sudan nach Ruanda auszufliegen. 2019 folgte ein weiteres Abkommen, an dem auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen beteiligt war und das von der EU finanziert wurde. 

Seither wurden rund 900 Menschen aus Lagern in Libyen nach Ruanda umgesiedelt. Unter den Geflüchteten, die heute in Kigali leben, ist auch Sanaa aus dem Jemen. Sie fühle sich sicher, sagte sie dem britischen Sender Sky News: "Die Menschen hier sind so gastfreundlich. Wir haben uns hier nicht fremd gefühlt. Es ist ein sicheres Land, sauber, mit freundlichen Menschen."

GB zahlt 140 Millionen Euro an Präsident Paul Kagame

So oder so ähnlich verkauft auch Paul Kagame, der langjährige Präsident Ruandas, das neue Abkommen mit Großbritannien. Offene Kritik an Kagame, der seit mehr als 20 Jahren an der Macht ist, wird selten laut. Immer wieder wird ihm vorgeworfen, Oppositionelle mit brutaler Härte zu verfolgen und ein Regime der Angst etabliert zu haben.

Den Vorwurf des Menschenhandels mit Großbritannien weist er entschieden zurück: „Man kann nichts Schlechtes daran finden. Wir sind nicht am Kauf und Verkauf von Menschen beteiligt.“ Für Kagame geht es nicht nur um die umgerechnet 140 Millionen Euro, die bereits vor Ankunft der Flüchtlinge in die Staatsklasse geflossen sind. Er versteht sich als Modernisierer des Landes und will Ruanda als verlässlichen Partner des Westens positionieren. Den abgeschobenen Menschen wird es nach seinen Aussagen gut gehen.

Ruandas Opposition und Vereinte Nationen kritisieren den Deal

Die Oppositionelle Victoire Ingabire hat Zweifel: „Wir haben bereits tausender junger Ruander, die keine Arbeit haben. Wenn die Regierung keine Arbeitsplätze für ihre eigene Bevölkerung schaffen kann, wie kann man dann versprechen, Flüchtlinge zu beschäftigen? Ruanda ist ein armes Land."

Auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen bezweifelt, dass Ruanda die Ressourcen hat, die Flüchtlinge aus Großbritannien angemessen zu versorgen. Die UN drängen beide Länder, das Abkommen zu überdenken. Doch in London und Kigali will man davon nichts wissen.

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