Eine Frau lässt sich von einer Helferin in einer Kölner Tazschule impfen

Rund ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland ist noch nicht geimpft. Aus verschiedenen Gründen. Manche denken, dass eine Impfung aus medizinischen Gründen nicht geht oder nichts bringt. Dabei stimmt das in vielen Fällen gar nicht.

Gibt es tatsächlich so viele verunsicherte Leute, die nicht wissen, ob sie sich impfen lassen können?

Das scheint so zu sein. Diese Diskussionen kann man bei Twitter mitverfolgen. Leif Eric Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfforschung der Charité in Berlin, bekommt nach eigenen Aussagen jeden Tag unzählige Zuschriften von Patientinnen und Patienten, die wegen Vorerkrankungen nicht geimpft werden. Zum Teil wohl auch, weil behandelnde Ärzte davon abraten. Professor Sander ist da neulich bei Twitter auch ziemlich der Kragen geplatzt:

Bekomme täglich Zuschriften von verunsicherten PatientInnen, die wegen Vorerkrankungen nicht geimpft werden. Nochmal zum Mitschreiben. Kontraindikationen für mRNA-Impfung: Bekannte Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe. Ende. Bitte schuetzen Sie Ihre Patienten.

[zum Tweet]

Das richtet sich sehr deutlich an seine ärztlichen Kolleginnen und Kollegen und er schreibt auch, dass gerade Patienten mit Vorerkrankungen von der Impfung besonders profitieren.

Kontraindikation heißt Gegenanzeige. Es gibt also eine Gegenanzeige, wenn man gegen Inhaltsstoffe der Impfung allergisch ist?

Ja, gemeint ist damit vor allem eine Allergie gegen Polyethylen-Glykol (PEG). Das PEG ist in Medikamenten und Kosmetika enthalten und auch in der Schutzhülle der mRNA-Impfstoffe. Allerdings ist diese PEG-Unverträglichkeit extrem selten. Wenn sie aber bekannt ist, sollte man mit dem Arzt sprechen und eventuell einen anderen Impfstoff verwenden, zum Beispiel AstraZeneca, oder mit dem Arzt überlegen, ob man vorher Antihistaminika, also Anti-Allergie-Mittel einnimmt.

Sind andere Allergien ein Grund, sich nicht impfen zu lassen?

Nein, wer eine Nahrungsmittelallergie hat, eine Pollenallergie oder gegen Medikamente wie Penicillin allergisch ist, kann sich impfen lassen. Manchmal werden Allergien wohl auch vorgeschoben, weil man sich eigentlich nicht impfen lassen will. Grundsätzlich sollte man natürlich fit sein für eine Impfung. Bei einem Infekt mit Fieber über 38 Grad sollte man mit der Impfung noch warten, eine leichte Erkältung mit etwas erhöhter Temperatur ist aber kein Problem.

Was mache ich, wenn ich wegen meiner Erkrankung unsicher bin?

Für eine erste Information hilft die Internetseite des Robert-Koch-Instituts, auf der viele falsche Kontraindikationen aufgelistet sind. Also Krankheiten, bei denen man sich sehr wohl impfen lassen kann. Zum Beispiel Autoimmunerkrankungen wie rheumatische Erkrankungen, Krebs oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose. Und es sind auch Behandlungen aufgelistet, die nicht gegen eine Impfung sprechen. Zum Beispiel Kortison-Präparate, Antibiotika oder Blutverdünner. Und wenn der Arzt trotzdem abrät, sollte man auf jeden Fall eine zweite Meinung einholen.

Wir wissen, dass bei einigen Menschen Impfungen möglicherweise nicht so gut wirken, weil ihr Immunsystem unterdrückt ist. Sollten sie sich trotzdem impfen lassen?

Das sind Patienten, die zum Beispiel ein transplantiertes Organ haben, oder Krebspatienten, die gerade eine Chemotherapie erhalten. Gerade diese Menschen haben ein hohes Risiko für einen schweren Covid-Verlauf und sollten sich nach Meinung der Experten unbedingt impfen lassen. Man kann mehrmals boostern oder man kann auch mit ein paar Tagen Abstand zur Medikamentengabe impfen.

Es gibt ja auch Herzpatienten, die Angst haben, dass sie durch eine Impfung noch eine Thrombose oder eine Herzmuskelentzündung bekommen. Dabei sollte man sich jedoch vor Augen halten, dass die Gefahr, das zu bekommen, bei einer Infektion viel größer ist als bei der Impfung.

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