Symbolbild: Ein Warnschild, dass Masken getragen werden müssen, ist durchgestrichen

Ab diesem Wochenende fällt ein Großteil der Corona-Beschränkungen weg. Das Bundesinfektionsschutzgesetz sieht dann nur noch sogenannte Basisschutzmaßnahmen vor. Während die einen jubeln, sind andere skeptisch.

Pro "Freedom Day"

Von Simone Behse

Ich bin froh, dass die Maskenpflicht zum Auslaufmodell wird. Die Wahrscheinlichkeit, nach dem Wocheneinkauf, dem Besuch im Fitnessstudio oder dem Gang aufs Amt schwer an Corona zu erkranken, ist einfach zu gering, als dass wir weiterhin massiv unsere Grundrechte einschränken müssten.

Denn genau das steckt ja hinter all den Corona-Maßnahmen, die uns seit mehr als zwei Jahren mal mehr, mal weniger auf die Nerven gehen: Der Staat hat die PFLICHT, unser aller Gesundheit zu schützen. Notfalls eben auch durch Grundrechts-Einschränkungen – durch etwa nächtliche Ausgangssperren, undurchsichtige Impf- und Genesenen-Nachweise oder eben die erwähnte Maskenpflicht.

Doch die Gefahr, die derzeit von Corona und seinen Virusvarianten ausgeht, ist absehbar – und beherrschbar. Das zeigen all die Länder, die ähnliche und sogar höhere Inzidenzen aufweisen als wir. Und die ebenfalls gerade lockern oder dies bereits weitreichend getan haben, ohne dadurch ihre Infrastruktur zum Erliegen zu bringen.

Die ausbaufähige Impfquote von um die 75 Prozent, die wir bei uns haben, muss da kein Bremser sein. Staaten wie Großbritannien oder die Niederlande haben sogar noch mehr Impfluft nach oben, sind uns in Sachen Freiheit reloaded aber deutlich voraus.

Was nicht heißt, nun alle Vorsicht über Bord zu werfen. Vor allem für diejenigen, die sich nicht impfen lassen können, dürfen wir nicht nachlassen, das Virus zu bekämpfen. Durch weiteres Impfen, durch Hygiene, durch Eigenverantwortung. Nur können wir den Panikmodus jetzt endlich mal ausschalten.

Contra "Freedom Day"

Von Juliane Orth

Ja, ich kann mir ein Leben ohne Maske vorstellen. Sehr gut sogar. Ich fände es soooo toll, wenn endlich alles wieder normal wäre. Aber eine Inzidenz um die 1.500 ist nun mal alles andere als normal. Und in so einer Situation weitgehend keine Masken mehr? Das halte ich für einen denkbar falschen Zeitpunkt.

Eigentlich sieht es auch die Politik so. Dass sie die Einzelhändler anbettelt, sie mögen doch bitte, bitte per Hausrecht die Maskenpflicht durchsetzen, ist ein Offenbarungseid. Die Einzelhändler wollen durch eine individuelle Entscheidung ja keine Nachteile haben. Und so müssen jetzt in vielen Läden die Beschäftigten weiter Maske tragen, die Kundschaft aber nicht. Dabei wäre es viel sinnvoller und entlastender für Verkäuferinnen und Verkäufer, wenn es umgekehrt wäre. Es gab Zeiten, da waren wir schon mal solidarischer und dankbarer gegenüber Leuten, die dafür sorgen, dass im wahrsten Sinne der Laden läuft.

Und dass sich bei diesen hohen Infektionszahlen die Beschäftigten in den Betrieben nicht mehr testen müssen, Schülerinnen und Schüler aber schon, ist mal wieder das klare Signal: Wir schieben die Verantwortung und die Lasten den Falschen zu. Eben denen, die sich nicht wehren können.

Nein, das ist alles nicht sinnvoll. Ich werde weiter Maske tragen, allein schon aus Solidarität. Obwohl ich es mir wirklich gut ohne vorstellen kann.

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