Blick auf eine Häuserzeile im Frankfurter Nordend

Der Mietspiegel dient als Orientierung für Mieter und Vermieter. Er zeigt das aktuelle Mietniveau einer Stadt. Für Frankfurt zeigt der neue Mietspiegel, der an diesem Mittwoch in Kraft tritt, auch: Wohnen ist nochmal teurer geworden. Kritik an der Berechnung gibt es jedoch sowohl von Mietern als auch Vermietern.

Der aktuelle Mietspiegel zeigt, dass Wohnen in Frankfurt teurer geworden ist. Er spiegelt - wie der Name schon sagt - die aktuelle Situation, also das Preisgefüge auf dem Mietmarkt wider. Ein solcher sogenannter qualifizierter Mietspiegel wird in Frankfurt alle vier Jahre erhoben – repräsentativ und mit viel Aufwand, sagt Marc Gellert, Sprecher des Planungsdezernats der Stadt Frankfurt: "Es wurden von einem beauftragten Institut beinahe 3500 Haushalte in Frankfurt befragt, Face to Face, das war in Coronazeiten auch eine besondere Herausforderung. Und die haben konkrete Aussagen zur Art, zur Beschaffenheit, zur Größe, zur energetischen Ausstattung, zur Lage der von ihnen gemieteten Wohnung geliefert." Zusätzlich wurden auch Vermieter mit über 1100 Wohnungen schriftlich befragt.

Erhöhung der Durchschnittsmiete um knapp zehn Prozent

Der Mietspiegel dient als Basis und Orientierung für Vermieter und Mieter. Denn aufgrund des Mietspiegels könne man nachvollziehen, was die ortsübliche Miete für eine vergleichbare Wohnung sei, sagt Gellert - und daran eben auch sehen, ob ein Mieterhöhungsverlangen wirklich begründet sei oder nicht. Mieterhöhungsverlangen heißt, dass der Vermieter die Miete erhöhen möchte, etwa weil er einen Balkon angebaut oder das Bad saniert hat. Wie immer gibt es aber auch dieses Mal wieder viel Kritik - sowohl von Vermieter- als auch von Mieterseite.

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Den Mietspiegel 2022 für die Stadt Frankfurt finden Sie hier als PDF.

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Die Vermieterverbände nennen den Mietspiegel einen "Zerrspiegel" – und kritisieren zum Beispiel, dass bei moderaten Modernisierungen die Miete nicht ausreichend angepasst werden könne. Der Mieterverein "Mieter helfen Mietern" bemängelt dagegen etwa die Ausweitung der zentralen Lagen, also dass immer mehr Wohngegenden in Frankfurt als zentral gelten und teurer geworden sind - und es dort Zuschläge von über einem Euro pro Quadratmeter gibt. Auch Rolf Jansen, Geschäftsführer vom DMB Mieterschutzverein Frankfurt zeigt sich besorgt über den Anstieg der Mieten in Frankfurt: "Was uns beim neuen Mietspiegel erschreckt hat, war eine Erhöhung der Durchschnittsmiete von knapp zehn Prozent, trotz einer Ausweitung des Betrachtungszeitraums von vier auf sechs Jahre." Hätte man sich die Entwicklung der Mieten nur wie üblich vier Jahre angeschaut, wären die Mieten in Frankfurt noch stärker gestiegen.

Kritik vom Mieterschutzbund

Für den aktuellen Mietspiegel wurden die letzten sechs Jahre berücksichtigt. Üblicherweise fließen in den Mietspiegel in Frankfurt nur Wohnungen mit ein, die neu vermietet wurden oder bei denen die Miete erhöht wurde. Doch das bilde nicht die Realität auf dem Mietenmarkt ab, sondern sei im Grunde ein Zerrbild, kritisiert Mieterschützer Rolf Jansen. Laut Jansen müssten mindestens die letzten zehn bis fünfzehn Jahre mit einfließen - egal ob neu vermietet, die Miete erhöht wurde oder nicht: "Das ist sicherlich ein ganz großes Problem, dass durch die Neuvermietungen, die nur einige Jahre zurückliegen, die Mieten insgesamt in die Höhe schnellen. Wir gehen ja davon aus, dass quasi alle Mieten in einer Stadt wie Frankfurt die ortsübliche Vergleichsmiete wiedergeben."

Der DMB Mieterschutzverein fordert deshalb, dass alle Wohnungsmieten in einer Kommune mit in den Mietspiegel einfließen - auch Bestandswohnungen mit alten Mietverträgen. Dadurch würde die ortsübliche Vergleichsmiete in vielen Stadtteilen niedriger ausfallen. Doch trotz aller Kritik ist Rolf Jansen vom DMB Mieterschutzverein Frankfurt dennoch froh, dass es in Frankfurt einen qualifizierten Mietspiegel gibt. Der sei durchaus sinnvoll und wichtig. "Man stelle sich vor, es gäbe für eine Stadt wie Frankfurt keinen qualifizierten Mietspiegel - es gäbe bei fast jedem Mieterhöhungsverlangen sicher große Auseinandersetzungen zwischen Vermietern und Mietern, sehr viele Fälle würden vor Gericht landen."

Der neue Mietspiegel ist im Frankfurter Wohnungsamt, im Buchhandel oder auch bei den Bürgerämtern erhältlich. Informieren kann man sich auch online über den Mietspiegelrechner der Stadt Frankfurt, der zeitnah mit den neuen Daten aktualisiert wird.

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