Im Hintergrund ist ein verschwommener Gang eines Krankenhauses zu sehen mit leeren Krankenbetten am linken Rand. Im vordergrund links ist ein älterer Mann mit Brille und schwarzem Pulli zu sehen. Rechts neben ihm ist ein junger Mann mit braunen Haaren, weißen Shirt und beiger Jacke zu sehen. Über den beiden steht "Eure Meinung".

Sollten Jugendliche nach der Schulzeit ein soziales Pflichtjahr absolvieren? Das wünscht sich auf jeden Fall Bundespräsident Steinmeier. Doch die Jugend wehrt sich. Sie habe genug Solidarität in der Corona-Krise bewiesen. Das sagt Autor und Student Dario Schramm. Im hr-iNFO-Streitformat "Echt Jetzt? Überzeug mich in 18 Minuten" hält Redakteur und Boomer Jens Borchers dagegen.

Die einen nennen es „Gesellschaftsjahr“, die anderen „soziales Pflichtjahr“. Gemeint ist in allen Fällen, dass Jugendliche nach ihrer Schulzeit für eine gewisse Zeit, zum Beispiel ein Jahr lang, einen „Dienst für die Gesellschaft“ absolvieren: Also im Altenheim helfen oder auch beim Technischen Hilfswerk mitarbeiten. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier (SPD) hat sich zuletzt für eine solche „soziale Pflichtzeit“ ausgesprochen. FDP-Bundesjustizminister Marco Buschmann lehnt ein solches Pflichtjahr dagegen als „Beschäftigungstherapie“ ab.

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Dario Schramm ist gegen ein soziales Pflichtjahr. Schramm ist 21 Jahre alt, bis vergangenen Herbst war er „Generalsekretär der Bundeschülerkonferenz“ und damit so etwas wie Deutschlands oberster Schülersprecher. Außerdem ist er Autor des Buches „Die Vernachlässigten: Generation Corona“. Gerade die Pandemie-Erfahrungen hätten gezeigt, dass Jugendliche keine Nachhilfe in Sachen „Gemeinsinn“ bräuchten. Denn viele Jugendliche hätten ihre eigenen Bedürfnisse hintenanstellen müssen. Nicht zuletzt aus Rücksicht gegenüber Älteren.

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Soziales Pflichtjahr - Boomer-Blödsinn oder Dienst an der Gesellschaft?

Im Hintergrund ist ein verschwommener Gang eines Krankenhauses zu sehen mit leeren Krankenbetten am linken Rand. Im vordergrund links ist ein älterer Mann mit Brille und schwarzem Pulli zu sehen. Rechts neben ihm ist ein junger Mann mit braunen Haaren, weißen Shirt und beiger Jacke zu sehen. Über den beiden steht "Eure Meinung".
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Außerdem ist Schramm skeptisch, dass ein Pflichtdienst Jugendliche überzeugen könnte. „Pflichten an sich sind ein falsches Signal, weil viele junge Menschen damit eine Grundablehnung entwickeln gegen etwas“. Stattdessen würde Dario Schramm lieber die existierenden freiwilligen Angebote stärken, zum Beispiel das „Freiwillige Soziale Jahr“ (FSJ). Das könnten sich viele bisher gar nicht leisten, weil die Bezahlung zu schlecht sei.  

Es geht um Werte

„Echt jetzt?“ Gastgeber Jens Borchers, der sich selbst einen „Boomer“ nennt, hat selbst noch einen Pflichtdienst geleistet. Und zwar 18 Monate lang als Wehrpflichtiger. Darauf habe er auch keine Lust gehabt, das habe oft keinen Spaß gemacht, aber er habe dabei vieles gelernt, was ihm später im Leben geholfen habe. Einblick in andere Milieus, den Umgang mit sehr unterschiedlichen Menschen. Er glaubt, dass ein „Pflichtdienst“ nicht nur die Jugendlichen bereichern könne, sondern auch eine positive Wirkung auf unser Zusammenleben habe könnte: „Es geht um Dinge, von denen wir immer behaupten, sie wären total wichtig: Werte!“

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Echt jetzt? Überzeug mich in 18 Minuten!

Viel Emotion, viel Aufregung - aber Meinungen austauschen, über Argumente und auch deren Tauglichkeit reden? Eher selten. Das kommt Euch bekannt vor? Uns auch. Mit unserem neuen Format wollen wir das ändern. Wir wollen reden und sogar streiten – aber nicht übereinander, sondern miteinander: Zwei Personen mit zwei Meinungen gemeinsam in einem Gespräch.

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34 Kommentare

  • Ich finde es frech von Herrn Steinmeier...die Jungen haben es eh schwer und müssen jetzt in jungen Jahren Angst um ihre spätere Rente haben ..die Alten kommen ausgemerkelt in die Rente an und müssen sich beleidigen lassen mit Schuldzuweisungen von den Jungen und den Medien..Die Jungen haben einen steinigen Weg vor sich und viele Alte hat man ab dem 14,Lebensjahr mit Arbeitsverdichtung und wenig Lohn ausgebeutet mit horrenden Sozialabgaben .Lasst die Menschen endlich in Ruh ..Steinmeier wird nicht Kranken die Windel wechseln..Waschlappen Frieren und nun für lau schuften weil der Staat das Geld in aller Welt verschleudert..ich habe die Schnauze voll..und bin gegen Arbeitszwang für Jung und Alt .

  • Ich finde die Idee nicht nachvollziehbar. Gerade aus einem SPD Lager ist das nicht überzeugend. Das lenkt ab von der Unfähigkeit, die Reichen zur ihren sozialen (Steuer)Pflichten heranzuziehen. Stichwort Umverteilung. Bitte, erst mal dort Gerechtigkeit schaffen, bevor die Mängel fehlender Solidarität in einer vermeintlich fehlenden Bereitschaft zur sozialen Arbeit junger Menschen vermutet wird. Ich stelle mir vor: die jungen Menschen geben ein Jahr ihres Lebens hin, und stellen dann fest, dass die strukturelle Fehlverteilung ohne Lamento der Politik hingenommen wird: das würde Zynismus lehren.

  • Ich war 15 Monate beim Bund. Das ist durch. Es war eine prägende Erfahrung, als junger Mann einen Befehl zu bekommen und ungestraft nichts dagegen tun zu können oder abzusagen, "habe gerade keine Zeit". Alles analog, ohne google! Das können sich junge Leute, wenn das zu Sprache kommt, in der Tragweite absolut nicht vorstellen. Ich habe später angefangen zu studieren, zu promovieren usw. Ist O.K., wenn Gleichbehandlung gelten würde. Um das zu lernen, was ich durch und über die Bundeswehr weiß, hätten 9 Monate gereicht. Manche Erfahrung halte ich für ausgesprochen lehrreich. Weiter bin ich danach mein Leben lang von dieser Gesellschaft, der Regierung, dem Verhalten ihrer einzelnen Menschen, ihrer Bereitschaft, jeden billigen Vorteil ohne Haltung zu nehmen und noch Rechte nach weiteren Vorteilen abzuleiten, enttäuscht. Deswegen bin ich kein Philanthrop. Wir haben kein verbindendes Element, gemeinsam etwas durchzustehen oder durchzusetzen. Berlin verteidigen? Fällt mir echt nicht ein!

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