Ein ukrainisches Mädchen, das vor dem Krieg geflohen ist (Symbolbild)

Albina ist neun Jahre alt und kommt aus Mariupol. Anfang April ist sie zusammen mit ihrer Familie aus der zerstörten Stadt geflohen. Unserer Reporterin hat sie von der Flucht erzählt.

Albina trägt einen kurzen Pony, sie hat lange schwarze Haare. Sie ist neun Jahre alt und lebt jetzt in einem Flüchtlingsheim in Dnipro. "Wenn ich nachts aufwache, habe ich auf einmal Angst, vor allem wenn ich zum Klo muss allein", erzählt sie. "Aber wenn ich dann wieder im Zimmer bei Mama bin und sehe, dass die bei mir ist, dann habe ich keine Angst mehr."

Zerstörte Brücken, kaputte Straßen und überall russische Soldaten

Albina ist aus Mariupol geflohen, über zerstörte Brücken, kaputte Straßen. Das Auto ging zu Bruch und überall waren russische Soldaten. "Ich habe viele Panzer gesehen, vielleicht so vierhundert, keine Ahnung. Irgendwann konnte ich sie nicht mehr zählen." An jedem Checkpoint der Russen, so erzählt es Albinas Stiefvater, habe sie tapfer das Fenster aufgekurbelt. Sie sei halb rausgeklettert und habe einfach ihre Hände nach oben gehalten.

"Ich habe versucht, irgendwie das Beste aus der Situation zu machen, es war gar nicht so einfach", sagt Albina. "Ich hatte so großen Hunger, und alle hatten so große Angst im Auto. Ich habe dann irgendwann einfach allen Soldaten zugewunken, und dann habe ich es geschafft: Ein Russe hat mir zurückgewunken, er hat sogar gelächelt. So habe ich die Situation dann für uns gerettet."

Endlich wieder genug zu essen

Hier im Flüchtlingsheim gibt es für sie und ihre Familie endlich wieder genug zu essen. Unterwegs musste Albina viel hungern. Ihre Mutter konnte immerhin noch den kleinen Bruder stillen, sagt Albina. Aber auch sie selbst habe sich viel um ihn gekümmert, er ist ja erst neun Monate alt. Und sie mit neun Jahren sei ja viel größer.

"Ich habe meinen kleinen Bruder auf den Schoß genommen und mit ihm gespielt. Erst durfte ich noch mit meinem Handy spielen, aber dann haben sie es mir weggenommen, weil sie es als Navigationssystem gebraucht haben", erzählt die Neunjährige.

Erinnerungen an Mariupol

Viel Gepäck hatte die Familie nicht dabei - kein Platz, keine Zeit. Albina hat ein paar Bilder zusammengepackt, die sie selbst gemalt hatte, und ihr Lieblingskuscheltier, eine Ente. Das Wichtigste sei jedoch etwas anderes gewesen, sagt Albina: "Ich hatte Tee eingepackt, das war echt viel wert, als wir in einem Dorf übernachten mussten. Da gab es nämlich keinen Tee, und ich war die Coolste, weil ich Tee hatte.“

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„Ich war die Coolste, weil ich Tee hatte.“ Albina Albina
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Wenn Albina an Mariupol denkt, dann erzählt sie nicht von Bomben, nicht von Raketen und auch nicht davon, wie viele Häuser zerstört wurden. Sie hat ihre Heimatstadt noch so in Erinnerung wie vor dem Krieg. Auch wenn ihre Freundinnen und ihre Familie nicht mehr dort leben, gibt es für Albina einen guten Grund, wieder zurück zu wollen. „Ich würde schon gern zurück nach Mariupol. Letzten Sommer habe ich bei einem Ausflug einen Frosch gefangen. Ich würde so gerne wieder einen finden.“

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