Screenshot aus einem gefälschten Video mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj

Feiernde russische Soldaten und ein ukrainischer Präsident, der zur Kapitulation aufruft: Im Krieg der digitalen Bilder ist inzwischen praktisch alles möglich. Wie findet man heraus, was echt ist und was nicht? Wir haben mit Faktencheckern gesprochen.

Ein Bild, das einen Traktor zeigt, der eine riesige, russische Rakete zieht - angeblich ein ukrainischer Landwirt, der sie gestohlen hat. Ein Fake, in dem Fall ein Scherz, aber die Geschichte wird von vielen in den Sozialen Medien ernst genommen. Ein Video, das zuletzt auf mehreren Plattformen geteilt wird, zeigt angeblich russische Soldatinnen und Soldaten, die in einer U-Bahn-Station den Krieg in der Ukraine feiern. Aber Faktenchecker haben sich das genauer angeschaut und festgestellt: Das Video ist hier - offenbar bewusst - in einen falschen Kontext gesetzt.

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Joscha Weber, Leiter des Faktencheckteams der Deutschen Welle, erklärt in einem Video dazu: “Tatsächlich ist es bereits vier Jahre alt und zeigt eine Kapelle des Militärs von Usbekistan bei einem Konzert in einer U-Bahn." Über eine Bilder-Rückwärtssuche haben er und sein Team eine ältere Version des Videos entdeckt, die auch den Ort nennen: Taschkent. Über Google Maps stießen sie dann auf Fotos der U-Bahnstation - sie liegt tatsächlich in Usbekistan, nicht in Russland.  

Bilder-Rückwärtssuche kann Aufschluss geben

Die Bilder-Rückwärtssuche ist eine einfache Methode, um herauszufinden, ob ein Bild eventuell gar nicht das zeigt, was etwa der dazugehörige Text vorgibt. Auch André Wolf , Pressesprecher von Mimikama, einem österreichischen Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch, empfiehlt diese Methode: "Ich kann ein Foto, das mir gesendet wurde, in eine Suchmaschine laden und bekomme dort heraus, ob dieses Foto schon älter ist - und wenn es schon älter ist, aus welchem Kontext es stammt. Und dann habe ich diese Vergleichsmöglichkeit und kann sagen: ja, das Foto stimmt oder es stimmt eben nicht, was dazu behauptet wird."

Und das funktioniert nicht nur bei einem Bild, sondern auch bei einem Video. Dann muss mit Screenshots gearbeitet werden. 
Doch Bilder oder Videos können natürlich nicht nur in falschen Zusammenhang gebracht werden, sondern Sie können auch an sich gefälscht sein. Retuschierte Bilder oder sogar gefälschte Videos, sogenannte Deepfakes. Ein recht aktuelles Beispiel zeigt den ukrainischen Präsidenten Selenskyj, wie er angeblich seine Soldaten zur Kapitualtion aufruft. Doch das Video ist gefälscht mit künstlicher Intelligenz. In diesem Fall recht plump. Hals und Gesicht passen nicht richtig zusammen. Das Blinzeln der Augen wirkt seltsam künstlich.

Nicht nur auf eine Quelle verlassen

Aber es gibt auch deutlich bessere Deepfakes, die  für Laien deutlich schwieriger zu entlarven sind. André Wolf von Mimikama rät deswegen, sich nicht nur auf eine Quelle zu verlassen: "Häufig werden Fotos oder Videos einseitig in sogenannten alternativen Medien dargestellt, um wirklich ein sehr konstrastreiches Bild zu schaffen oder um eine Meinung zu beeinflussen. Deswegen ist es enorm wichtig, genau zu prüfen, wie klassiche, seriöse Medien darüber berichtet haben und ob darüber überhaupt berichtet wurde."

Und gerade in diesen Zeiten,  wenn unglaublich viele Bilder, Berichte und Videos verbeitet werden, raten die Faktencheker: Bevor man etwas auf Facebook oder Instagramm teilt, sollte man noch einmal darüber nachdenken, ob das wirklich stimmen kann - bevor man eventuell  selbst Teil der Propaganda wird. 

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