Junge Frau benutzt Nasenspray

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie spielen Impfungen eine wichtige Rolle. Eine Alternative zu den mRNA- und Vektor-Impfstoffen könnten Nasensprays sein, die direkt da ansetzen, wo die Infektion stattfindet: in den oberen Atemwegen. Wie das funktioniert und wann ein Einsatz möglich wäre - ein Überblick.

Die Forschung arbeitet derzeit an Nasensprays, die eine eine Alternative zu den bislang verabreichten Impfstoffen gegen das Coronavirus sein könnten. Was steckt dahinter?

Man ist auf der Suche nach Alternativen zu Impfstoffen, die jetzt von Fachpersonal gespritzt werden müssen, die hochspezialisiert produziert werden müssen, die eine Kühlkette brauchen - und die auf der anderen Seite keine langanhaltende Immunität der Schleimhäute garantieren. Das sehen wir jetzt bei den mRNA- und Vektor-Impfstoffen. Irgendwann mehren sich die Durchbruchsinfektionen, weil die Antikörper in Nase und Rachen nach ein paar Monaten zurückgehen und die Leute sich dann trotz Impfung wieder anstecken. Die Nasensprays bekämpfen die Infektion schon in der ersten Verteidigungslinie, in der Nase.

Auch die Entwicklungsländer könnten von so einem Spray profitieren, weil das nämlich ein unkomplizierter Impfstoff wäre, der nicht so gekühlt werden muss und der massenhaft und billig produziert werden könnte.

Gibt es denn schon Studien zur Wirksamkeit der Imfstoffe?

Zuletzt kam eine sehr interessante Forschungsarbeit von der Uni Graz, die im Oktober in einer Mikrobiologischen Fachzeitschrift veröffentlich wurde. Da hat man eine Nasenspray-Impfung an Mäusen ausprobiert. Die eine Hälfte bekam Kochsalz verabreicht, die andere den Impfstoff. Und zumindest im Mausmodell war der Impfstoff ähnlich wirksam wie bei den schon zugelassenen Impfstoffen.

Wie funktioniert der Grazer Impfstoff genau?

Man braucht für einen Impfstoff ja immer eine Plattform - also eine Art Taxi, das den Impfstoff transportiert. Bei den Grazern sind das Vesikel, also winzige, kugelförmige Zellstrukturen, die in diesem Fall von Bakterien freigesetzt werden. Die Vesikel sind von Cholera- und Koli-Bakterien. Die haben eine Außenhülle und die dekoriert man dann gentechnisch mit Informationen über das Spike-Protein - und damit kann das Immunsystem dann arbeiten.

Könnten diese Nasensprays in absehbarer Zeit verfügbar sein?

Nein, bevor eine Impfung zugelassen wird, müssen erst klinische Studien gemacht werden. In der vierten Welle hilft uns das sicher nicht mehr. Die Wirksamkeit muss eben nicht nur im Tierversuch, sondern auch beim Menschen nachgewiesen werden. Es gibt auch ein deutsch-schweizerisches Forscherteam, das an dem Thema arbeitet. Da hat man Versuche mit Hamstern gemacht. Man hat mit gentechnischen Methoden ein abgeschwächtes Coronavirus erzeugt und das dann den Hamstern in die Nase gespritzt. Der Vorteil hier ist, dass ein abgeschwächtes Virus das Immunsystem noch stärker anregen könnte als die mRNA-Impfstoffe, die das Immunsystem ja nur mit dem Spike-Protein trainieren. Das sind alles interessante Forschungen, die uns vielleicht nicht hier und heute helfen, aber vielleicht in den kommenden Jahren - und vielleicht auch bei der nächsten Pandemie.

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