Gefahr durch Zeckenbisse Wer sich unbedingt gegen FSME impfen lassen sollte

Die Viruserkrankungen durch Zeckenbisse sind gestiegen: Im Jahr 2020 wurde dem RKI die höchste Fallzahl seit 20 Jahren gemeldet. Zehn Risikogebiete gibt es inzwischen in Hessen. Wer besonders gefährdet ist und sich dringend schützen sollte: ein Überblick.
Unterwegs im Kreis Offenbach, in einem Naherholungsgebiet in Dreieich. Der Kreis Offenbach ist Zecken-technisch Risikogebiet. Wie gehen die Leute, die hier in der Natur unterwegs sind, mit der Gefahr um? Die meisten, die wir fragen, lassen sich impfen - in erster Linie wegen der Meningitis, sagt eine Spaziergängerin. Und genau darum geht es: Die Krankheit heißt in der fachlichen Abkürzung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Das FSME-Virus wird vor allem durch Zeckenstiche übertragen - und kann zu einer Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung führen.
Besonders gefährlich für Menschen über 50
Besonders gefährlich ist das für Menschen über 50, sagt Uta Meyding-Lamadé, Chefärztin der Neurologie am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt: "Der Hintergrund ist, dass die älteren Patienten eine sehr viel größere Chance haben, dass das Rückenmark beteiligt ist. Eine Myelitis und eine Kombination, Enzephalitis und Myelitis. Und die haben schwere Verläufe und eine sehr hohe Sterblichkeit." Die Chefärztin spricht bei den über 50-Jährigen von einer Sterblichkeit von 30 Prozent.
Bei Kindern kann es zum Beispiel nach einer Hirnhautentzündung zu Folgesymptomen kommen, sagt die Fachärztin: "Wir wissen, dass über 60 Prozent der betroffenen Kinder – da gibt es große Studien aus Skandinavien – Lernschwierigkeiten, Schulschwierigkeiten, Konzentrationsschwierigkeiten haben nach durchgemachter harmloser Hirnhautentzündung." Ist das Gehirn oder gar der Hirnstamm betroffen, können die medizinischen Folgen noch heftiger ausfallen.
Erkrankung ist vermeidbar
2020 sind in Deutschland 755 FSME-Fälle an das RKI gemeldet worden – das ist die höchste Fallzahl seit 20 Jahren. In Hessen werden zehn Kreise vom RKI als Risikogebiet ausgewiesen, in diesem Jahr ist der Landkreis Fulda hinzugekommen. Infizieren kann man sich übrigens das ganze Jahr über. Dabei ist die Erkrankung vermeidbar, denn gegen FSME kann man sich impfen lassen - auch nach einer Corona-Impfung, betont die Neurologin Meyding-Lamadé: "Das passt zusammen. Inzwischen ist es ja auch zugelassen, die Covid-19-Impfung zusammen mit der Influenza-Impfung zu sich zu nehmen. Die FSME-Impfung kann dazu kombiniert werden."
Dringend schützen lassen sollten sich vor allem ältere Menschen und Leute, die viel im Wald oder im Garten sind, rät die Medizinerin. Insbesondere die, die beruflich in der Natur zu tun haben. Doch es gilt auch eine generelle Impfempfehlung – unabhängig von Risikogebieten. Spaziergängerin Angelika zum Beispiel ist schon lange überzeugt: "Ich bin gegen Zecken geimpft, ja, die wirkt. Also ich habe jedenfalls keine Probleme gehabt bisher. Ich hatte auch schon viele Zecken. Und insofern keine Probleme gehabt damit."