Eine junge Frau hält eine gefüllte Menstruationstasse in der Hand und schaut sie skeptisch an. Im Hintergrund sieht man in Wasser aufgelöstes Blut im Abfluss verschwinden (Collage).

Noch immer ist die Menstruation in der Gesellschaft ein Tabuthema. In den sozialen Medien feiern Influencerinnen sie dagegen als weibliche Superpower. hr-Reporterin Milena Pieper hat die Frauen getroffen und einen Selbstversuch gewagt. Im Interview spricht sie darüber, wie Zyklus-Yoga und Free Bleeding ihren Blick auf die Periode verändert haben.

hr-iNFO: War die Menstruation für Dich bisher ein Tabu?

Pieper: Ja, also ich habe außer jetzt mit meiner besten Freundin eigentlich nie mit jemandem darüber gesprochen, auch weil ich immer gedacht habe, ich will nicht, dass mir das als Schwäche ausgelegt wird und dass dann Sprüche kommen: 'Die hat jetzt ihre Tage, die hat schlechte Laune oder kann nicht richtig arbeiten.' Und wenn ich meine Tage habe, dann würde ich auch nicht eine weiße Hose anziehen, weil das so meine Horrorvorstellung wäre, dass jemand mitbekommt, dass ich gerade menstruiere.

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hr-Doku: "Sieben Tage menstruieren: Meine Periode, ein Tabu?"

Tabuthema oder Superpower? Mit dieser Frage hat sich Milena Pieper in der Dokumentation "Sieben Tage menstruieren: Meine Periode, ein Tabu?" beschäftigt. Hier können Sie den Film in der ARD-Mediathek anschauen.

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hr-iNFO: Jetzt hast Du Dich mit dieser Menstruations-Szene näher auseinandergesetzt. Was hast Du alles erlebt?

Pieper: Ich habe vor allem auf Instagram gesehen, dass da ganz anders mit der Periode umgegangen wird. Da wird sogar Menstruationsblut gezeigt. Die Periode wird so als Superpower gefeiert und es wird auch total viel Geld damit gemacht, wenn neue Menstruationsprodukte angeboten werden. Ich hatte dadurch immer das Gefühl, ich muss jetzt - um eine emanzipierte Frau sein zu können - total offen damit umgehen. Und das war dann auch der Auslöser, warum ich mich überhaupt auf diese Reise begeben habe. Ich war dann beim Zyklus-Yoga, da sollte ich lernen, die Periode eben auch als Superpower zu nutzen. Und ich habe einen Selbstversuch gemacht, das Free Bleeding. Da geht es darum, einen ganzen Tag wirklich ohne Menstruationsprodukte auszukommen. Und ich habe eine Künstlerin getroffen, die mit ihrem Menstruationsblut malt.

hr-iNFO: Gab es etwas, bei dem Du Dich besonders überwinden musstest im Rahmen dieses Films?

Pieper: Das klingt vielleicht erst einmal banal, aber überhaupt mit Menschen, die ich vorher nicht kannte, über so ein privates Thema zu sprechen. Dann das, was eben sonst mit dem Tampon direkt im Mülleimer landet, auch anzufassen, da hatte ich irgendwie totale Berührungsängste. Und das dann im Rahmen dieser Challendes, die mir gestellt wurden, auch noch anderen zu zeigen - das war eine total große Überwindung. Dieses Selbst-Experiment, einen ganzen Tag lang ohne Tampons, das war auch total schwierig für mich.

hr-iNFO: Warum ist eigentlich die Menstruation für die Frauen dieser Generation ein so großes Thema?

Pieper: Naja, warum nicht? Statistisch gesehen ist es so, dass jetzt gerade in diesem Moment jede fünfte Frau menstruiert, also ihre Tage hat. Trotzdem ist die Periode in der Gesellschaft immer noch ein sehr großes Tabu. Und weil wir eben so wenig darüber reden, wissen wir auch total wenig, das habe ich auch selbst gemerkt. Überhaupt erst einmal die Basics zu kennen über die eigene Periode ist eben super selten. Und dadurch weiß man eben auch weniger, wie man mit Schmerzen oder Beschwerden umgehen kann.

hr-iNFO: Jetzt würden manche Frauen vielleicht sagen, Intimität ist doch auch nichts Schlechtes. Warum ist den Frauen dieser sehr offene, sichtbare Umgang so wichtig?

Pieper: Das ist auch eine Frage, die ich mir im Film gestellt habe. Also wie viel privat ist okay und wie viel Öffentlichkeit muss sein? Was aber die Frauen, die sich für mehr Offenheit einsetzen, vereint, ist dass alle wollen, dass die Periode normaler wird. Michèle zum Beispiel, bei der ich zur Yogastunde war, sagt, sie sieht ihren Zyklus als Stärke und nutzt das auch ganz bewusst. Und Britta, die ich zu der Kunst getroffen habe, will vor allem diesem Stigma entgegenwirken und sich dafür einsetzen, dass die Periode nichts Ekliges oder Unreines ist und eben auch nicht so gesehen wird. Das ist zum Beispiel was, was sich in der Werbung ja total lange gehalten hat, dass eben auf keinen Fall Periodenblut gezeigt wird, sondern so eine blaue, sterile Flüssigkeit.

hr-iNFO: Hat sich für Dich durch diesen Film im Umgang mit Deiner Periode irgendetwas verändert?

Pieper: Ja, schon. Ich rede auf jeden Fall offener darüber und habe auch gemerkt, dass diese Provokation und Überspitzung eben manchmal sein muss, damit die Periode überhaupt normaler werden kann. Und dass eben jede Frau ganz unterschiedlich damit umgeht und ihren eigenen Umgang finden muss - und das aber dann alles total okay ist, also wie ich mit der Periode umgehe oder wie es eben andere machen. Und ich habe sogar auch gelernt, dass Periodenblut was Schönes sein kann.

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