Zeichen für die Damentoilette

Ob gesellschaftlich, wirtschaftlich oder medizinisch: Statistisch sind Frauen meist unsichtbar. Grund ist der Gender Data Gap, also die Datenlücke, die entsteht, wenn die unterschiedlichen Geschlechter nicht gleichermaßen berücksichtigt werden. Das möchte die Ampel jetzt angehen. Aber was umfasst den Gender Data Gap und wie wirkt er sich aus? 

Kennen Sie das: Die lange Schlange vor der öffentlichen Damen-Toilette oder aber den Zoff unter Kollegen um die Temperatur der Klimaanlage? Beides sind Beispiele für den Gender Data Gap. Denn sowohl die Bauweise der Toiletten als auch der Klimaanlagen beruhen auf Daten, die Frauen nicht miterfassen.  

Die Einstellungen für Klimaanlagen sind laut einer Studie perfekt für einen 40-jährigen Mann, während sie für jüngere Frauen eher zu kalt ist. Öffentliche Toiletten für Männer und Frauen sind von der Fläche meist gleichgroß. Aber in Männertoiletten passen mehr Urinale als Kabinen bei Frauenklos.

Frust im Alltag

Außerdem brauchen Frauen zwei bis drei Mal so lange auf der Toilette wie Männer. Weil sie etwa ihre Periode haben oder häufiger Kinder dabei haben. Oder auch, weil die Gruppen der Älteren und Menschen mit Behinderung öfter Frauen sind. 

Wenn solche geschlechtsspezifischen Daten nicht berücksichtigt werden, führt das zu Benachteiligung und vielleicht auch mal zu Frust im Alltag. Wenn es aber in der Medizin passiert, dann kann so eine Datenlücke auch lebensbedrohlich sein.  

Probleme in der Medizin

Man hat etwa lange angenommen, dass Männer und Frauen die gleichen Symptome bei Herzinfarkten haben. Beispielsweise diese als typisch geltenden Armschmerzen. Doch bei Frauen ist das häufig anders: nur bei einem Drittel der Herzinfarkt-Patientinnen tritt beispielsweise dieses Symptom auf.

Die Folge: Fehldiagnosen und oft viel zu spät die Erkenntnis, was die Patientin eigentlich hatte. Dagegen möchte zum Beispiel die Gender-Medizin etwas tun.  

"Frauen sind keine kleinen Männer"

"Die Dosierungen für Arzneimittel werden an Männern ermittelt“, erklärt die Kardiologin Vera Regitz-Zagrosek, die außerdem Gründungspräsidentin der Deutschen und der Internationalen Gesellschaft für Geschlechtsspezifische Medizin. In den lang angelegten Studien gibt es in der Forschung Vorbehalte, Arzneimittel auch an Frauen zu testen, weil diese während der Studie schwanger werden könnten. Also beschränken sich viele Forschende auf männliche Probanden.

Das Ergebnis: Die empfohlene Dosierung ist an Männern ausgerichtet. Welche Mengen Frauen einnehmen sollen, wird aus der Forschung an den männlichen Probanden abgeleitet. "Aber Frauen sind keine kleinen Männer", sagt Regitz-Zagrosek. "Das ist wirklich ein riesiges Datenloch, was wir da haben."

Viele konstruktive Ansätze

Es ist tatsächlich so, in der Statistik sind Frauen im Prinzip oft unsichtbar. Das Gender Data Gap reicht von der Technik über die Stadtplanung bis hin zur Medizin. Immerhin im letztgenannten Bereich hat es sich die neue Regierung zur Aufgabe gemacht, das zu ändern.

Laut Gesundheitsministerium sollen in den kommenden Jahren mehr als vier Millionen Euro in die Hand genommen werden, um "geschlechterspezifische Besonderheiten zu erforschen, Modellprojekte zu fördern und die Effektivität der Versorgung zu untersuchen".