Drei Beinpaare (zwei Männer, eine Frau)

In Kalifornien ist es - anders als in Deutschland - nicht mehr schambehaftet, wenn Frauen mehr Geld einfordern, sagt die Journalistin Birte Meier. Sie erforscht, warum der US-Bundesstaat beim Thema Lohngleichheit besser abschneidet als Deutschland.

Lohngerechtigkeit ist in den USA ein Thema, das schon viel länger im Gesetz verankert ist. Seit 1963 gibt es ein sogenanntes Equal-Pay Gesetz bundesweit. In Kalifornien ist man besonders weit vorne, das Gesetz anzuwenden und zu verschärfen. Das führt zu großen Unterschieden, wenn man Deutschland und Kalifornien vergleicht, sagt Journalistin Birte Meier. "Erst mal muss ich ja erfahren, was verdienen denn meine männlichen Kollegen und da gibt es in Deutschland häufig Verschwiegenheitserklärungen in den Verträgen. Und Kalifornien hat gesagt: 'Nee, liebe Arbeitgeber, das dürft Ihr nicht machen. Ihr dürft Euren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht verbieten, über das Gehalt zu reden.'"

Und: Es wird eifrig geklagt. In diesem Jahr zum Beispiel die US-Fußball-Nationalspielerinnen, die Mitarbeiterinnen des Spiele-Herstellers Activision Blizzard und auch gegen Google-Mutter Alphabet klagten mehr als 10.000 Frauen. 

Für Unternehmen kann es teuer werden

Birte Meier

Birte Meier recherchiert als Fellow im Thomas Mann Haus in Los Angeles, wie Kalifornien es geschafft hat, die Lohnlücke besser zu schließen. Denn den Gender Pay Gap, die Lohnlücke, gibt es auch hier. Sie beträgt unbereinigt 12 Prozent, in Deutschland sind es derzeit 18. Meier hat mit Betroffenen gesprochen und mit Unternehmen, sie kommt zu dem Schluss, dass der Gesetzgeber in Kalifornien den Frauen bessere Werkzeuge zur Verfügung gestellt habe. "Sehr viele Unternehmen sehen auch zu, dass ihnen das nicht passiert", sagt Meier. Das liege daran, "dass sie Angst vor diesem Rechtsrisiko haben, weil diese Klagen so teuer werden. Denn wenn Frauen vor Gericht auch gewinnen können, geht es immer um rückwirkende Gehälter und das wird schnell fürchterlich teuer."

Für Birte Meier ist das Thema persönlich. Die Wirtschaftsjournalistin klagte 2015 gegen ihren Arbeitgeber, das ZDF, weil ihre männlichen Kollegen mehr verdienten als sie. Vor dem Bundesarbeitsgericht errang sie einen ersten Sieg, das Verfahren ist derzeit beim Bundesverfassungsgericht anhängig.

Faktor Hollywood

Dass in Kalifornien die Gesetze weiter sind als in Deutschland, das liege auch an Hollywood, sagt Meier. An Einzelpersonen wie Patricia Arquette. Die Schauspielerin hielt 2015 eine emotionale Ansprache bei den Oscars für mehr Lohngerechtigkeit. Zum Teil kamen die Lohnunterschiede auch anderweitig ans Licht: 2014 waren bei einer Hackerattacke bei Sony Pictures beispielsweise auch Gehaltszettel veröffentlicht worden. Das hatte Folgen, denn auf einmal war sichtbar, wie unterschiedlich Schauspielerinnen und andere Filmschaffende bezahlt wurden. Auch dies habe den Diskurs angeheizt.

Meier betont, auch in Kalifornien sei man von einer kompletten Gleichstellung beim Lohn noch weit entfernt, vor allem Schwarze und Latina-Frauen würden im Vergleich sehr viel schlechter bezahlt. Nach ihren Recherchen kommt Birte Meier aber zu dem Schluss, die progressiven Gesetze in Kalifornien bestärkten die Frauen und führten insgesamt zu einem anderen Klima, in dem Frauen sehr viel stärker auf ihre Rechte pochen könnten.

Frauen fordern ein

"Das Motto hier ist 'speak up", Frauen fordern ein", sagt Meier. "Sie sind damit nicht immer erfolgreich, aber sie sind sehr viel weiter gekommen. Und es ist auch nicht mehr schambehaftet, übers Geld zu reden, und es ist auch nicht mehr schambehaftet, es einzufordern." Und davon, so Meier, könne sich Deutschland durchaus eine gute Scheibe abschneiden.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen