Jemand hält ein Glas unter einen fließenden Wasserhahn.

Elektronische Wasserzähler? Klingt nicht gerade spektakulär, ist es aber. Denn sie sind nicht nur für den Wasserversorger vorteilhaft, sondern auch für Verbraucher. Zum Beispiel schlagen sie Alarm, wenn irgendwo ungewollt Wasser fließt. Und helfen so, Wasser zu sparen.

Künzell bei Fulda. Sitz des Zweckverbandes Gruppenwasserwerk (GWW) Florenberg, der rund 20.000 Menschen mit Wasser versorgt. Hier hat man im Jahr 2012 eine mutige Entscheidung getroffen. Nämlich elektronische Wasserzähler einzuführen. Klingt nicht gerade spektakulär, war es aber. Denn auf einen Schlag wurden alle rund 5.000 Wasserzähler im Versorgungsgebiet des GWW-Florenberg ausgetauscht. Obwohl die alten mechanischen Zähler noch funktionierten.

Weniger personal- und zeitaufwendig

Aber die funkauslesbaren Ultraschallwasserzähler hatten gleich mehrere Vorteile: Zum einen für den Wasserversorger. Den GWW mit seinen gerade mal drei Mitarbeitern hat das Ablesen der Wasserzähler immer viel Aufwand und damit Geld gekostet. Zähler mussten entweder per Hausbesuch aufwendig abgelesen werden. Oder die Verbraucher mussten die Zählerstände zu einem Stichtag selbst melden. Die eine Variante: sehr personal- und zeitaufwendig. Die zweite Variante: ziemlich fehleranfällig. Das habe sich mit den neuen Zählern geändert. Denn die neuen Zähler schicken am Stichtag die Zählerwerte einfach per Funk an einen Mitarbeiter, der einfach mit dem Auto oder auch per Fahrrad durch die Straßen fährt.  

Natürlich habe die Umstellung zunächst mal einiges an Geld gekostet. Aber diese Investition habe sich voll gelohnt, bilanziert Stephan Hahn, Technischer Betriebsleiter des GWW-Florenberg und Mitinitiator des Projekts: "Wird das Potential der neuen Zählergeneration voll ausgeschöpft, amortisieren sich die Investitionen bereits nach neun Jahren." Dazu kommen weitere Vorteile. Zum Beispiel für die Kunden. "Seit Einführung des neuen Messsystems im Jahr 2012 gehören Widersprüche zur Wasserabrechnung der Vergangenheit an", so Stephan Hahn.  

Alarm bei ungewolltem Wasserverbrauch

Und: Die neuen Zähler registrieren auch sofort, wenn Wasser fließt, obwohl es das nicht soll. Zum Beispiel, weil eine Dichtung in der Toilettenspülung nicht funktioniert und das Wasser läuft und läuft. Die Zähler schlagen dann prompt Alarm. Und helfen so, Wasser und damit letztlich auch Wassergebühren zu sparen. Für Betriebsleiter Hahn hat sich Umstellung in jeder Hinsicht bewährt: "Jeder Euro war gut investiert, unsere Anschlussnehmer sind begeistert."

Gerald Landrock sieht in der neuen Generation Wasserzähler aber noch weitere Potentiale. Landrock arbeitet für die Firma Kamstrup, die solche elektronischen Wasserzähler herstellt. Auch die Zähler in Künzell sind Kamstrup-Zähler. Gerald Landrock erzählt von dem Beispiel der belgischen Stadt Antwerpen. Dort habe man eine Netzwerklösung eingeführt, um mithilfe der modernen Zähler und damit gekoppelten Ventilen den Verbrauch zu steuern. Zum Beispiel an heißen Tagen. Denn da schnellt der Wasserverbrauch erfahrungsgemäß massiv in die Höhe. Zum Teil so hoch, dass Leitungssyteme und Pumpen an ihre Grenzen kommen. 

Automatische Drosselung an heißen Tagen

Ein Problem, das viele Wasserversorger kennen. In Antwerpen, so Landrock, drosselt das Netz dann automatisch die Lieferung – mittels digitaler und elektronischer Steuerung: "Es ist nicht so, dass sie gänzlich abschalten, aber sie reduzieren den Wasserverbrauch." Wenn jemand dann seinen Pool befüllen oder den Rasen sprengen will, bekommt er einfach weniger Wasser – und merkt das schnell: "Es dauert ja eh schon lange, einen Pool mit 30.000 Litern zu befüllen mit dem normalen Druck. Aber wenn sie da jetzt reduziert werden, so dass sie nur noch zehn Prozent haben, dann machen sie das nicht mehr, weil das Wochen dauern würde."

In Deutschland ist man noch nicht so weit. Kleine, innovative Wasserversorger wie der GWW-Florenberg sind hier noch Vorreiter. Weil sie flexibler sind und ausgestattet mit wenig Personal einfach gezwungen sind, Einsparpotentiale konsequent zu nutzen, so Betriebsleiter Hahn. Aber auch die großen Versorger ziehen inzwischen nach. Auf Anfrage teilt das Darmstädter Unternehmen Entega zum Beispiel mit, dass man schon zum Ende des Jahres 2020 fast alle der 46.000 Hausanschlüsse umgestellt habe auf elektronische Wasserzähler. In Wiesbaden will das Versorgungsunternehmen ESWE die Umstellung Ende 2024 abschließen.  

"Zum Sparen anhalten"

Für GWW-Florenberg Betriebsleiter Hahn steht fest: Die elektronischen Wasserzähler werden sich durchsetzen. "Die Folgen des Klimawandels sind ja auf jeden Fall schon zu sehen. Und wir werden langfristig auch damit konfrontiert werden, dass man möglicherweise zum Sparen anhalten muss. Und das ist natürlich auch ein Effekt, dass wir mit diesen Funkwasserzählern unerwünschte Verbräuche relativ schnell feststellen können und dass wir dadurch dann ein Mittel haben, noch schneller zu reagieren, um unsere Netze zu reparieren oder die Kunden auf ungewollte Verbräuche hinzuweisen."

In seinem Büro im osthessischen Künzell hat Hahn bereits weitere Ideen. Eine davon: Die elektronisch erfassten Zählerdaten könnten verwendet werden, um Verbrauchern ein individuelles Nutzungsprofil samt Einsparmöglichkeiten an die Hand zu geben, das sie über ein Online-Portal jederzeit abrufen könnten. Auch das könnte wieder helfen, kostbares Wasser zu sparen. Allerdings gebe es zur Zeit noch hohe datenschutzrechtliche Vorgaben, weil es hier um die Speicherung personenbezogener Daten geht. Auch im Bereich Wasserversorgung gehört zur Digitalisierung eben auch der Aspekt Datenschutz.   

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