Ein Anlagenmechaniker in Heizung- Sanitär und Klimatechnik bereitet die Verteilung einer Fussbodenheizung für die Montage vor.

Viele Hausbesitzer kennen das Problem: Handwerkerinnen und Handwerker zu finden, ist schon seit Monaten äußerst schwierig. Den Betrieben fehlt es an Fachkräften und Material. Und zumindest kurzfristig ist kein Ende in Sicht.

Eigentlich kann sich das hessische Handwerk nicht beklagen. Die Auftragsbücher sind voll, die meisten Betriebe haben sich von der Corona-Krise wirtschaftlich erholt. Trotzdem gibt es ein Problem, das vor allem Kundinnen und Kunden zu spüren bekommen: die Wartezeiten. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks sagt, dass man momentan durchschnittlich neun Wochen im Handwerk warten muss, im Bau- und Ausbaubereich auch deutlich länger. Teilweise ist von bis zu 15 Wochen die Rede. Die neue Terrasse wird also warten müssen.

Teilweise für 2023 und 2024 ausgebucht

Lange Wartezeiten stellt auch Bernhard Mundschenk vom Hessischen Handwerkskammertag fest: "Installateure zum Beispiel und Heizungsbauer, die sind teilweise für das komplette Jahr 2023 und 2024 ausgebucht." Und für viele Betriebe lohnen sich kleine Aufträge momentan nicht, wenn sie noch große abarbeiten müssen.

Grund für die langen Wartezeiten ist unter anderem die Materialknappheit. Wegen der Corona-Pandemie sind viele Lieferketten in Schwierigkeiten gekommen. Es fehlt Holz, Stahl, teilweise sogar der Plastikeimer für die Wandfarbe. Dazu müssen Betriebe auch mit tendenziell steigenden Preisen rechnen.

Immer schwerer, Nachwuchs zu finden

Ein weiterer Grund besteht aber schon länger: Dem Handwerk fehlt es an Fachkräften, vor allem an Nachwuchs. Volle Auftragsbücher bringen nichts, solange niemand da ist, um die Aufträge auszuführen, sagt Bernhard Mundschenk von der Hessischen Handwerkskammer. "Wir gehen davon aus, dass sich dieser Mangel noch verschärfen wird. Denn wenn auch die politischen Absichten, die gerade von der Bundesregierung kommen – Stichwort zum Beispiel Klimaschutz, energetische Sanierung, mehr Wohnungsbau - das ist alles natürlich nur zu realisieren mit gut ausgebildeten Fachkräften."

Der Bedarf an Handwerkerinnen und Handwerker wird also noch zunehmen. Was den Nachwuchs angeht: Insgesamt 2023 freie Ausbildungsplätze gibt es in Hessen laut der Handwerkskammer gerade in Handwerksbetrieben. Und es wird immer schwerer für Betriebe, diese Plätze zu besetzen. Zum einen sei es schwer gewesen, während der Pandemie für eine gute Berufsorientierung zu sorgen, da diese etwa an den Schulen nicht mehr stattgefunden habe. Zum anderen entscheiden sich immer mehr junge Menschen für das Abitur und ein Studium.

Unterschiede in den Branchen

"Trotzdem haben wir es erreicht, dass wir im hessischen Handwerk im Jahr 2021 ein Plus bei den neu abgeschlossenen Verträgen von 4,2 Prozent hatten", sagt Mundschenk. Das sei ein guter Erfolg und zeige, dass die Anstrengungen der gesamten Handwerksorganisation Früchte trügen. Unterm Strich heißt das aber trotzdem: 2021 gab es 9512 neue Auszubildende, 2019 - also vor der Pandemie - waren es 845 mehr.

Der Mangel an Handwerkerinnen und Handwerkern zieht sich zwar durchs ganze Handwerk, ist in den einzelnen Branchen aber durchaus unterschiedlich vertreten. Während die Anzahl der Nachwuchs-Zimmermänner und Zimmerfrauen kontinuierlich steigt, gibt es immer weniger Metallbauerinnen und Metallbauer. Genauso von den sinkenden Zahlen betroffen: das lebensmittelherstellende Gewerbe, also Bäckerinnen oder Konditoren.

Zumindest kurzfristig keine Besserung in Sicht

Katharina Rank von der Stadtbäckerei Rank aus Nidda in der Wetterau beobachtet das Problem und die Konsequenzen schon seit mehreren Jahren: "Ich habe Schichten, die ich nicht besetzen kann", sagt sie. Früher habe es immer jemanden gegeben, der morgens ab 3 Uhr die belegten Brötchen gemacht habe, das sei eine einzelne Stelle gewesen. Dafür müsste sie jetzt ihre Bäckerinnen und Bäcker aus der Backstube abziehen, Schichten also umverteilen.

Fünf neue Auszubildene könnte sie für dieses Jahr einstellen. Sie ist sich aber sicher, dass sie so viele nicht finden wird. Auch sie sieht das Problem: Das Handwerk ist für junge Menschen nicht attraktiv, viele würden sich etwa für ein Studium entscheiden, ohne zu wissen, wie viele Handwerksberufe es überhaupt gibt.

Es fehlt also der Nachwuchs. Und die Materialknappheit dürfte sich aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auch zusätzlich verschärfen. Lange Wartezeiten für Installateure, Malerinnen oder Mauerer wird es zumindest kurzfristig also weiterhin geben.

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