Eine Trabi-Kolonne schiebt sich am 11.11.1989 über den Grenzübergang Herleshausen in Richtung Bundesrepublik Deutschland

Von der gut befahrenen Ost-West-Verbindung A4 hört man in den Staunachrichten oft. Schaut man aber über den Stau und die Leitplanken hinweg, tut sich ein besonders geschichtsträchtiger Ort auf: Herleshausen ist der ehemalige Grenzübergang zur DDR. Eine Zeitreise.

Die Autobahn ist hier allgegenwärtig. Ein Grundrauschen durch die vielen Autos und LKW gibt es immer - momentan vielleicht noch ein wenig mehr, denn die Fahrbahn wird rund um die Abfahrt und die Raststätte erneuert. Die Autobahn ist wichtig für den Standort, Herleshausen ist dadurch mitten in der Bundesrepublik. Bürgermeister Lars Böckmann weiß aber, dass das erst in jüngster Geschichte so kam: „Die A 4 war damals noch nicht endausgebaut. Damals ging nur eine Seite endausgebaut bis an die Zonengrenze. Das war aber nicht der Grenzübergang. Die älteren Herleshäusener werden ihnen erzählen, dass sie auf dem Stück das Radfahren gelernt haben, weil halt alles so schön fertig war, aber noch keine Autos fuhren.“

Einer dieser älteren und waschechten Herleshäusener ist Robert Büttner. Die Bilder von damals, als die Grenze keine 300 Meter von hier weg war, hat er immer noch vor Augen: „Wir haben hier gesehen, wenn sie die Leute abgeschossen haben unterhalb der Brandenburg. Als Kinder standen wir dort mit dem Grenzschutz und haben geschaut, bis drüben die anderen mit dem Lastwagen kamen und die Menschen aufgeladen und wegtransportiert haben.“

Die Erinnerungen an die Teilung sind allgegenwärtig

Die Türme der Brandenburg scheinen einen Steinwurf entfernt. Die Burg liegt schon in Thüringen und war früher unerreichbar für die Menschen hier. Die Werra fließt dazwischen und hat damals hat Ost und West geteilt. Heute gibt es entlang des Ufers einen wunderschönen Fahrradweg, auch wandern kann man Kilometer über Landesgrenzen hinweg. Das war lange nicht so, die Grenze war am Ende des Dorfes, eine kleine Straße führte zum Grenzübergang, übrigens dem einzigen in Hessen.

Damit diese Erinnerung niemals verblasst, hat sich 2019 eine Initiative gegründet, die den Werra-Grenz-Park erschaffen hat, einen Park mit vielen Infotafeln, Modellen der Grenzabfertigung – auch teilweise interaktiv. Helga Gogler ist eine der Gründerinnen und erklärt: „Der Grenzpark soll mahnen. Er soll sich mit dem Wert unserer demokratischen Ordnung auseinandersetzen. Welcher Ort wäre besser geeignet als dieser hier.“

Und dann kam das Unvollstellbare

Erinnerungen an den Bau der Mauer und die Grenzöffnung sind hier immer noch allgegenwärtig und die Menschen reden immer noch gerne über diesen 10. November 1989, als um 0:28 Uhr das Unvorstellbare geschah: „Alles voller Autos. Viele Menschen kamen. An was ich mich besonders erinnere, waren Menschen, aus Thüringen. Sie kamen mit Prospekten aus ihrer Heimat, auf denen sie zeigten, dass sie dort wohnen und dass man sie gerne besuchen könne“, erinnert sich ein Anwohner.