Stau bei Viernheim

Viernheim ist weit über die Grenzen Hessens bekannt: Selbst im Ausland werden manche Einheimische auf die Staus in ihrer Heimat angesprochen. Dabei kann die weit mehr als Blechlawinen. Nicht weit von der Autobahn fühlt man sich fast ein bisschen wie im Urlaub.

Von oben sieht es aus wie ein Vogel, der die Flügel spreizt. Das Viernheimer Dreieck, das die A6 mit der A67 verbindet – über 100 000 Fahrzeuge rollen hier jeden Tag vorbei. Das zumindest sagt die letzte manuelle Zählung der Bundesanstalt für Straßenwesen. Auf einem Feldweg kann man ganz dicht an die Autobahn ran und spürt den Wind der Fahrzeuge.

Matthias Baaß ist der Bürgermeister von Viernheim und kennt die Vorzüge des Autobahn-Dreiecks: "Sehr viele Wege der Menschen in der Region führen über Viernheim. Paris ist uns näher als Berlin. Und über eine gerade Strecke in ein paar Stunden zu erreichen. Insofern ist das schon eine tolle Lage und eine tolle Verkehrsinfrastruktur, die wir hier haben."

Ständiges Rauschen

Wie für viele Viernheimer ist das Viernheimer Dreieck für ihn allgegenwärtig. Einige erzählen, dass sie selbst im Urlaub von Fremden auf die Staus in der Heimat angesprochen werden würden, sobald diese nur Viernheim hören. Dabei sei es in der Realität gar nicht so schlimm mit den Staus.

An vielen Tagen führen Auto um Auto, Lastwagen um Lastwagen ungehindert über die Autobahn - Ein ständiges Rauschen, so Bürgermeister Matthias Baas, abhängig von der Wetterlage. "Manchmal empfindet man es als tatsächliche Störung. Manchmal hört man es nicht mal mehr."

Dünen mitten im Wald

Nur wenige Kilometer entfernt, in der Viernheimer Düne beim Glockenbuckel, hat man Sand unter den Füßen. Es duftet nach Kiefern. Auch Werner Kluge, der für das Forstamt Lampertheim dieses Naturschutzgebiet betreut, atmet tief durch. "Das tolle ist diese Steppenlandschaft auf diesen Binnendünen. Das ist wie an der Nordsee nur ohne Wasser." Und je nachdem, was gerade blüht, ändere sich die Farbe der Landschaft: "Da wechselt Gelb von der Steppenwolfsmilch mit Rot vom kleinen Ampfer und Lila-Violett vom Sandtyhmian. Und dann sieht das wunderschön aus. Ich kenn einen solchen Farbkontrast sonst nirgends."

Es ist ein starker Kontrast zum Grau der Autobahn. Sanddünen mitten im Wald, Werner Kluge erklärt, wie das kommt: "Also zum einen haben wir hier sehr wenige Niederschläge. Das sind schon fast Kontinentale Verhältnisse wie in Russland. Das andere ist – die Sandböden die haben eine sehr geringe Wasserhaltefähigkeit."

Erholung statt Panzer

Dieses kleine Juwel ist Naherholungsgebiet für viele. Zum Beispiel für Regina und Hans Rhein, die hier gerne laufen gehen oder Radfahren. Regina Rhein erzählt, dass hier in der Viernheimer Düne zu ihrer Kindheit noch die Panzer der US-Army gefahren sind. Das Gelände war Truppenübungsplatz – bis Mitte der 90er-Jahre. Jetzt ist es Naturschutzgebiet. Kontraste, die für Werner Kluge vom Forstamt Lampertheim keine Ausnahme sind. "Das wertvolle ist in diesem Ballungsraum diese Ruhe und Abgeschiedenheit."

Wir lebten eben in einem industrialisierten Land, sagt er. Mit den schönen Seiten. Und den Belastungen. Da schließt sich auch Matthias Baaß an: "Das Viernheimer Dreieck ist von vielen in der Region sehr liebgewonnen. Und mit den Belastungen müssen wir leben. Alles hat seinen Preis."

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