Falafel, vegane Schnitzel und Gemüse liegen garniert mit Petersilie auf einem Teller

Kein Fleisch, kein Auto und weniger Energie verbrauchen: Das hat sich die elfte Klasse des Gymnasiums Philippinum in Weilburg für die Fastenzeit vorgenommen. Mit dem "Klimafasten" wollen sie nicht nur auf den Klimawandel aufmerksam machen, sondern testen, wie gut klimafreundliches Handeln im Alltag überhaupt möglich ist.

Lehrer Jörg Freihold steht vor seiner elften Klasse. Hier haben sie vor zwei Wochen das Projekt Klimafasten gestartet. In der ersten Woche gab es kein Fleisch, danach kein Auto und in der kommenden Woche soll die Heizung runter und Strom gespart werden. Lehrer Freihold erklärt die Idee dahinter: "Umweltschutz geht uns alle an und Klimaschutz erst recht. Ich glaube wirklich, dass es neben all den Dingen, die natürlich die Politik regeln muss, auch einige Dinge gibt, die jeder und jede einzelne von uns ändern muss, an sich und an seinem eigenen Lebensstil. Und das wird auf uns alle zukommen, wenn wir als Menschheit eine Zukunft haben wollen."

Fleischverzicht war kein Problem

Jörg Freihold lebt persönlich schon länger nach diesem Motto. Er und seine Familie ernähren sich zum Beispiel schon länger vegetarisch. "Das ganze Thema vegetarisch leben fing damit an, dass mein großer Sohn nach Hause gekommen ist aus dem Biologieunterricht, ich bin meiner Kollegin jetzt noch dankbar, und hat gesagt: 'Wusstest Du eigentlich, dass man mit einem Hektar Land 50 Vegetarier oder zwei Fleischesser ernähren könnte'"

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Weilburger Gymnasium macht "Klimafasten"

Globus vor blauem Himmel
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Pflanzliche Nahrung wie Mais, Soja oder Getreide landen zu oft nicht direkt auf unseren Tellern, sondern im Futtertrog der Tiere, die wir später essen. Für die Aufzucht geht ein vielfaches an Nahrungsmitteln drauf, die wir direkt essen könnten, und so werden Ressourcen verschwendet. Außerdem ist die industrielle Massentierhaltung laut Umweltschutzorganisation Greenpeace für ein Siebtel der weltweiten klimaschädlichen Gase verantwortlich. Dazu kommt der enorme Flächenverbrauch für die Tierhaltung und vieles mehr.

Für die Jugendlichen war es eigentlich kein Problem, weniger Fleisch zu essen. Nur die Familie zu begeistern, war nicht immer ganz so leicht, erzählen einige, wie Anna aus Grävenwiesbach. Und obwohl ihre Eltern wohl weiter Fleisch essen werden, hat sie trotzdem was erreicht: einen regelmäßigen gemeinsamen Kochtag, und zwar vegan. "Meine Eltern haben beide gesagt, sie würden das nicht länger durchhalten. Aber ich habe es geschafft sie zu überzeugen, dass wir einmal in der Woche zusammen eine Suppe machen, das Ganze in Gläser füllen, dass wir das dann über die Woche verteilt essen können."

Autoverzicht für viele schwer umsetzbar

In Woche zwei dann: kein Auto. Das war zum Beispiel in Weilmünster noch relativ einfach, weil hier viele Busse fahren. Aber je ländlicher, desto größer das Problem, sagt Mia aus Wirbelau: "Gerade das mit dem Auto ist auf jeden Fall nicht wirklich umsetzbar, vor allem wenn man in so einem kleinen Dorf lebt. Wir haben nicht mal einen Supermarkt."

Ein weiterer Faktor, der in der Auto-Frage sehr wichtig ist, sagt Anna aus Biskirchen, ist die Zeit: "Wenn man dann halt eine Stunde vom Tag am Bahnhof sitzt, ist das schon eine Stunde, die einem für wichtigere Sachen fehlt. Und klar merkt man daran auch, dass alles sehr schnell gehen muss und dass man deswegen einfach auf schnelle Transportwege angewiesen ist." Da müsse die Politik mehr machen, sagt auch Lehrer Freihold.

"Challenge" hilft, konsequent zu sein

Fleisch und Auto sind geschafft, in der kommenden Woche soll Energie gespart werden. Das Projekt „Klimafasten“ bleibt also weiter spannend. Und wie fällt das bisherige Fazit aus? Alica aus Weilmünster meint: "Ich fand's eine gute Idee, weil man natürlich privat immer so Kleinigkeiten fürs Klima tut, aber hier wirklich einen Ansporn hat, eine Woche lang eine Sache gezielt durchzuziehen und auch in der Gruppe, dass man dann so eine kleine Challenge hat, dass man es auch wirklich schafft und durchhält."

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