Bundeskanzler Olaf Scholz (l, SPD) und Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien, unterhalten sich auf dem Weg zum Mittagessen beim G20-Gipfel.

Wenn es um Gipfel geht, lesen wir in der Presse meist von Weltpolitik, Verhandlungsergebnissen und Abschlusserklärungen. Aber was passiert am Rande solcher Treffen, wenn Kameras und Mikrofone aus sind? Unsere Südostasien-Korrespondentin gibt uns einen Einblick.

Die indonesische Insel Bali - ein Traumziel für viele. Klingt nach Sommer, Sonne Strand. Doch die Realität sieht - wie so oft - anders aus. Für den G20-Gipfel reisen hunderte Teams aus aller Welt an. Auch wir, um über mehrere Tage eine rund-um-die-Uhr-Berichterstattung zu ermöglichen. Vom Flughafen geht es fürs Team direkt ins Hotel und von dort ins Pressezentrum. Der einzige Blick auf die Insel besteht im Spaziergang zwischen den Veranstaltungsorten.

Justin Trudeau im magentafarbenen Batikhemd

Drinnen ist nichts mit Sommer, Sonne, Bali-Feeling, es herrschen frostige Temperaturen. Ich wechsele von Sandalen zu Turnschuhen und werfe mir übers schicke Konferenz-Outfit noch einen grauen Poncho. Überhaupt die Mode. Wen interessiert die Weltpolitik, wenn der kanadische Premierminister Justin Trudeau in einem magentafarbenen Batikhemd über den roten Teppich zum Galadinner schreitet? Ich sitze gerade mit dem Rücken zur riesigen Leinwand im Pressezentrum, als ein verzücktes Raunen durch den Saal geht. Noch munterer wird die Stimmung, mit Beifall und Pfiffen, als der neue britische Premier Rishi Sunak folgt - in einem roten, eng anliegenden, landestypischen Batikhemd. Geschenke der indonesischen G20-Präsidentschaft.

Nach welchen Kriterien das Ministerium da wohl Farben und Schnitte für die jeweiligen Staatschefs ausgewählt hat? Naja, den Herren Trudeau und Sunak scheinen die Geschenke zu gefallen. Olaf Scholz bleibt lieber beim klassischen weißen Hemd. Es sind eben auch die menschlichen Momente, die auf solchen Gipfeln zählen. Und vielleicht wollten die Männer aus Kanada und Großbritannien auch ein bisschen Bali-Feeling verspüren.

Nackenmassagen auf dem Gang

Die Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt erschlürfen sich das Inselparadies durch übersüße Kokosnuss-Drinks aus dem Tetrapack. Die stehen in Kühlschränken an jeder Ecke. Andere stoppen mal schnell für fünf Minuten für eine Nackenmassage auf dem Gang - ein besonderes Angebot des Gastgebers Indonesien, wo Massagen wie in vielen Ländern Südostasiens weit verbreitet sind. Andere ziehen dem Kokosnusswasser einen Kaffee mit viel Kondensmilch vor - die lokale Spezialität und nötig bei Arbeitszeiten von frühmorgens bis spät in die Nacht. Denn zwischen Bali und Deutschland liegen sieben Stunden Zeitverschiebung.

Doch immerhin können wir nach so einem anstrengenden Tag in ein kuscheliges Bett im Konferenzhotel schlüpfen. Die tausenden Sicherheitskräfte, die den Gipfel absichern, haben es nicht so gemütlich. Bestimmt hunderte von ihnen schlafen in der Tiefgarage unseres Hotels auf Feldbetten oder auf dem Boden, andere übernachten in Militärzelten am Rand gepflegter Grünanlagen.

Bali war noch nie so aufgeräumt

Bali hat sich herausgeputzt für die internationalen Gäste. Unser Taxifahrer, ein gebürtiger Balinese, sagt, die Insel war nie so aufgeräumt wie gerade, aber auch noch nie so gut gesichert. Am Ende von drei Tagen mit hunderten Berichten und Live-Schalten treten wir aus dem Pressezentrum und fragen uns: Wo waren wir? Ach ja, Bali. An den Hemden hat man's erkannt.

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