Krieg in der Ukraine Sollte man mit Kindern über den Krieg sprechen?
Der Krieg in der Ukraine macht vielen Menschen Angst. Auch Kinder bekommen mit, was dort gerade passiert. Wie sollen Eltern damit umgehen? Ein Gespräch mit Jennifer Sieglar, Moderatorin der hessenschau und der Kindernachrichtensendung 'Logo!'.
hr-iNFO: Sollte man mit Kindern über das sprechen, was gerade in der Ukraine passiert?
Sieglar: Ja, das sollte man, denn Kinder kriegen das ab einem gewissen Alter sowieso mit. Und dann ist es besser, man spricht mit den Kindern darüber und kann es einordnen und auch direkt Ängste nehmen, als wenn sie das einfach irgendwo aufschnappen und dann gegebenenfalls viel mehr Angst haben. Außerdem finde ich und findet auch die ganze Logo!-Redaktion, dass Kinder ein Recht auf Bildung haben. Es gibt ja auch auch die UN-Kinderrechtskonvention. Da steht auch das Recht auf Informationen drin. Und deswegen haben Kinder ein Recht auf kindgerechte Informationen.
hr-iNFO: Wie erklärt man das am besten?
Sieglar: Da muss man seine Worte natürlich gut wählen. Wir versuchen zum Beispiel bei Logo! immer, keine blutrünstigen Bilder zu zeigen, nicht eben genaue Kriegshandlungen zu zeigen, sondern eher zu erklären. Und da benutzen wir zum Beispiel eher Grafiken dazu, was dort passiert und warum es passiert. Wir sagen zum Beispiel nicht, „da gibt es einen Konflikt“, sondern wir sagen, „da streiten sich zwei Länder“ oder „da ist ein Präsident, der russische Präsident Putin. Er hat einfach ein Land mit Waffen angegriffen“. Und dann muss man den Kindern auch gar nicht sagen, der und der sei böse oder der und der gut. Kinder haben ein sehr gutes Gerechtigkeitsempfinden und verstehen das dann schon auch.
Und die Kinder merken auch, wenn man sie nicht anlügt, auch was die eigenen Ängste betrifft. Deswegen darf man schon auch zugeben, dass einem das selber ein bisschen Angst macht. Dann kann man die Kinder aber auch beruhigen, indem man zum Beispiel sagt, dass die Wahrscheinlichkeit sehr, sehr gering ist, dass der Krieg auch nach Deutschland schwappt.
hr-iNFO: Bis zu welchem Alter sollte man Kinder lieber komplett vor diesem Thema schützen?
Sieglar: Im Grunde, wenn man die Kinder noch vor dem Thema schützen kann. Wenn Kinder dann aber zum Beispiel anfangen, zur Schule zu gehen, vielleicht selbstständig die Zeitung lesen können, was zum Beispiel in großen Lettern auf Zeitungen steht, an denen sie an einem Kiosk vorbeilaufen, wenn sie das in der Schule mitbekommen, dann kann man Kinder im Grunde davon ja nicht mehr fernhalten.
Logo! ist ab acht ungefähr bis zwölf Jahre, es gibt es aber natürlich schon auch Kinder, die zum Beispiel mit älteren Geschwistern gucken oder wo die Eltern auch ganz stolz erzählen, "mein Kind ist tatsächlich vier oder fünf und guckt schon Logo!". Da bin ich dann immer ein bisschen stutzig. Da ist es dann auf jeden Fall wichtig, wenn zum Beispiel ein sechs- oder siebenjähriges Kind Logo guckt, dass Eltern das begleiten, weil wir natürlich auch in zehn Minuten nicht alles erklären und auffangen können. Und da ist es dann ganz gut, wenn Eltern dabei sind und dann gegebenenfalls weitere Fragen beantworten können.
hr-iNFO: Welche Fragen erreichen euch denn von Kindern zu dem Thema?
Sieglar: Also Kinder sorgen sich sehr um andere Kinder. Die fragen dann: 'Wie geht es den Kindern in der Ukraine? Wie kann ich den helfen?' Die haben natürlich auch Angst: 'Kann so einen Krieg auch hier bei uns passieren?' Sie fragen sich, wie es den Flüchtenden geht. Das sind so die Fragen, die am häufigsten kommen. Die versuchen wir dann eben auch zu beantworten. Kürzlich haben wir aber zum Beispiel auch beantwortet, was Swift ist, weil das natürlich auch im Moment in aller Munde ist. Und ich glaube, da freuen sich auch einige Eltern über die Erklärung.