Krieg in der Ukraine Warum Wiesbaden keine Flüchtlinge mehr aufnimmt

In ganz Hessen werden Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. Einige Städte stoßen aber langsam an gewisse Grenzen. Wiesbaden meldet sogar, dass es keinen Platz mehr gibt.
In Frankfurt arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialamts bis an die Grenze. "Ich bin mir sicher, dass vielen meiner Mitarbeitenden seit Kriegsbeginn so gut wie keine Pause hatten", sagt die Dezernentin Elke Voitel (Die Grünen). "Die arbeiten durch.“ In Wiesbaden sieht es ähnlich aus. "Ab morgens standen da Leute, das bedeutet für die Kollegen: 12- bis 14-Stunden-Tage. Vor 21 Uhr haben sie den Standort nicht verlassen", so Christoph Manjura (SPD).
Viele Ukrainer landen am Ende der Flucht in den Großstädten. Frankfurt hat über 2.500 Registrierte, Wiesbaden fast genauso viele. In Kassel sind es 2.000. Es könnten auch doppelt so viele sein, denn viele melden sich nicht sofort an. In Wiesbaden kommen etwa so viele täglich wie in der Zeit der syrischen Flüchtlinge wöchentlich.
Kassel macht sogar im Rathaus Platz
Frankfurt hat schon zehn Sporthallen eingerichtet und muss nachlegen. "Das sind 1.500 Plätze, die wir da haben und voll belegt sind. Wir werden heute noch dafür sorgen, dass noch eine Halle an den Start geht", erklärt Dezernentin Voitel. Trennwände und Feldbetten seien schon knapp und müssten nachbestellt werden.
Und die Zahl der Flüchtlinge steigt weiter. Darmstadt hat einen Krisenstab gegründet. Überall in Hessen werden Sporthallen oder Hotels für Flüchtlinge bereitgestellt. Kassel hat sogar im Rathaus Platz für 150 Menschen geschaffen.
Der Wiesbadener Weg ist ein Einzelweg
Wiesbaden allerdings meldet: kein Platz mehr. Einzelne Geflüchtete werden nach Gießen in die Erstaufnahme verwiesen. "Gerade nach zwei Jahren Corona-Pandemie wollen wir die Turnhallen für die Kinder und Jugendlichen offenhalten. Ich bin Jugend- und Sozialdezernent, deswegen fühle ich mich den Kindern da gleichermaßen verpflichtet", sagt Dezernent Manjura. Der Wiesbadener Weg ist aber ein Einzelweg.
Alle Städte haben das Ziel, dass die Flüchtlinge nicht lange in Hallen bleiben. "Sehr schön ist, dass viele Menschen privaten Wohnraum zur Verfügung stellen wollen", sagt Barbara Akdeniz (Die Grünen), Bürgermeisterin von Darmstadt. "Da achten wir aber in persönlichen Gesprächen darauf, dass es eine angemessene Unterbringung ist."
"Müssen zu regelhaften Verfahren kommen"
Platz ist vielleicht noch auf dem Land. So hat Heidenrod im Taunus noch 80 freie private Unterkünfte. Wiesbaden und Frankfurt haben besonders viele Geflüchtete aufgenommen, trotzdem bekommen sie vom Land Hessen noch weitere zugewiesen: 140 beziehungsweise 200 Menschen pro Woche. Auf eigene Faust angekommene Flüchtlinge müssten da aber mitgerechnet werden, fordert der Wiesbadener Manjura. "Wir müssen zu regelhaften Verfahren kommen. Sonst gehen wir als Kommunen unter."
Das Regierungspräsidium Darmstadt, zuständig für die Verteilung, sagt: Städte und Kreise könnten die Zahl der Geflüchteten jetzt melden. Der Knoten- und Verteilpunkt Frankfurt, in dem täglich bis zu 2.000 Menschen landen, fordert eine eigene Außenstelle der Erstaufnahmestelle Gießen.